Wolfshybriden: Wie viele Hybriden gibt es in Deutschland?

Immer wieder tauchen Wolfs-Hybriden in den Nachrichten auf. Wie ist die Situation derzeit einzuschätzen?
Regelmäßig ploppen Meldungen über Wolfshybriden auf. Aber: Wie ist es um die Mischwesen aus Wolf und Hund eigentlich bestellt?
Regelmäßig ploppen Meldungen über Wolfshybriden auf. Aber: Wie ist es um die Mischwesen aus Wolf und Hund eigentlich bestellt?

Immer wieder sorgen Wolfs-Hybriden in Deutschland für Schlagzeilen. Die Mischlinge aus Hund und Wolf sorgen für Probleme, auch durch ihre fehlende Scheu gegenüber dem Menschen. Aber: Wie viele Hybriden gibt es eigentlich in Deutschland?

Wolfshybriden: So viele Fälle gab es bislang offiziell

Betraut mit der Thematik ist zuvorderst das Bundesamt für Naturschutz. Die Behörde verweist auf Nachfrage der Redaktion auf das Service-Portal „DBBW“ im Internet. Dort finden sich neben Zahlen rund um Isegrim auch Infos seitens des Bunds zu den Hybriden. Der erste bekannte Fall einer Hybridisierung ereignete sich 2003 im Nordosten von Sachsen. Dort wölfte eine Fähe sechs Hybriden. 2004 waren dort nur noch vier der Hybridwelpen am Leben. Es gelang schließlich die Wölfin und zwei Hybriden zu fangen. Die Wölfin ließen die Behörden wieder frei, die Welpen kamen in ein Gehege in Bayern. Die weiteren Welpen verschwanden 2004 spurlos. Die Gehege-Hybriden wurden nach weniger als einem Jahr von im Nachbargehege gehaltenen Wölfen durch den Zaun hindurch so stark verletzt, dass sie eingeschläfert werden mussten.

Hybriden auf dem Truppenübungsplatz

2017 kam dann der nächste Fall von Hybridisierung. Im Bereich des Standortübungsplatzes Gotha-Ohrdruf in Thüringen, hatte sich die dort seit Mai 2014 ansässige territoriale Wölfin im Frühjahr 2017 in Ermangelung eines Wolfsrüden mit einem Haushund gepaart und sechs Hybridwelpen gewölft. Die Causa wurde kompliziert. Im März 2018 wurde bekannt, dass drei der vier im Lauf des Winters noch im Gebiet nachgewiesenen Hybriden getötet worden waren. Der vierte Hybride hielt sich bis April 2019 in der Nähe seiner Mutter auf. Dann gelang es auch ihn zu entnehmen. Kurz darauf gab es einen Nachweis auf einen zugewanderten Wolfsrüden. Das Problem: Die Wölfin hatte sich kurz zuvor mit dem vierten Hybriden gepaart. Im Februar 2020 entnahmen die Behörden schließlich drei Welpen des Hybridenwurfs. Im Mai 2020 befand sich noch ein Hybrid im Gebiet. Seit der Zuwanderung des Wolfsrüden ist die Wölfin mit ihm verpaart und hat in 2020 zum ersten Mal Wolfswelpen aufgezogen.

Hybriden in Thüringen: Darum gab es den Entnahmestopp

Im Spätsommer 2022 wurde in Thüringen im Territorium Zella-Rhön, unweit der Grenze zu Bayern und Hessen, ein weiterer Fall von Hybridisierung zwischen einer Wölfin und einem Haushund bestätigt. Es wurden fünf Welpen nachgewiesen, von denen drei bis Ende 2022 letal entnommen wurden. Dann gab es den Entnahmestopp: Es fanden sich keine Hinweise mehr auf die verbleibenden Hybriden. Allerdings: In Thüringen sind die Akteure wachsam: Dort läuft nach Angaben des Umweltministeriums das Monitoring weiter. Kommt es zu einer Sichtung, lassen sich zügig Beauftragte aktivieren. Und: Auch wenn die Hybriden scheinbar spurlos verschwunden sind, haben beauftragte Jäger das Recht, die Hybriden zu erlegen, sollten sie die Tiere beim Ansitz sehen. Eine weitere Hybridisierung hat es 2022 im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg gegeben, teilt das Senckenberg-Institut mit.

„Ein Hybridisierungshotspot lässt sich hier nicht erkennen. Solche Hotspots kennt man bislang v.a. aus Südeuropa, etwa in Dalmatien oder der Toskana. Nördlich der Alpen, wo es kaum streunende Hunde gibt, finden sich in der Fachliteratur keine Hinweise auf erhöhte Hybridisierungsraten“, teilt die Pressestelle des Instituts mit. „Bislang ist es im Rahmen des Wolfsmanagements der Bundesländer auch gut gelungen, Wolf-Hund-Hybriden zu schießen. Bis auf die fünf bekannten Hybridisierungsfälle in Deutschland werden im Rahmen des fortlaufenden genetischen Wolfsmonitorings in der Regel keine Hybriden detektiert.“ Heißt: Es könnte eine Dunkelziffer existieren.

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