Wolfsdebatte: Ministerien treten in Dialog mit Weidetierhaltern

Ein neuer Dialog zu Weidetierhaltung und Wolf ist in Niedersachsen gestartet worden. Erste Arbeitsgruppen wurden gebildet.
Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte und Umweltminister Christian Meyer informierten heute über die Gespräche mit Verbänden und Vertretern der Weidetierhaltung zum Thema Wolf.
Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte und Umweltminister Christian Meyer informierten heute über die Gespräche mit Verbänden und Vertretern der Weidetierhaltung zum Thema Wolf.

Die niedersächsischen Ministerien für Landwirtschaft und Umwelt haben heute Nachmittag eine gemeinsame Pressekonferenz zum neu gestarteten Dialog zwischen Weidetierhaltern und der Politik zum Thema Wolf abgehalten. Am Morgen hatten sich Interessenverbände für Weidetierhaltung, die Landesjägerschaft Niedersachsen sowie Vertreter von Bund und Land Niedersachsen getroffen, um über verschiedene Aspekte im Umgang mit dem Wolf zu sprechen. Damit soll ein neuer Dialog entfacht werden, nachdem der Arbeitskreis Wolf in den vergangenen Jahren nicht mehr getagt hatte.

Bildung von Arbeitsgruppen

Als Ergebnis der Gespräche wurde die Bildung von Arbeitsgruppen genannt. Diese sollen thematisch die Herdenschutzförderung, das Wolfsmanagement, die Informationsverbreitung und Transparenz, die Förderung der Weidetierhaltung erörtern sowie regionalspezifische Themen wie die Weidetierhaltung auf den Deichen bearbeiten. Einen konkreten Zeitplan, wann die Gruppen tagen sowie wann Ergebnisse vorgelegt werden sollen, gibt es nicht, hieß es auf der Pressekonferenz. Umweltminister Meyer betonte jedoch, dass Ergebnisse der einzelnen Arbeitsgruppen unabhängig voneinander öffentlich gemacht und umgesetzt werden sollen. Dadurch sollen notwendige Maßnahmen in Zukunft schneller bereitstehen.

Frage nach dem günstigen Erhaltungszustand

Die viel diskutierte Frage des günstigen Erhaltungszustands wurde auch heute nicht geklärt. Landwirtschaftsministerin Staudte erklärte, dass „die Frage nach dem günstigen Erhaltungszustand eine der Wissenschaft und keine politische“ sei. Die Beantwortung läge im Zuständigkeitsbereich des Bundes und der EU, nicht aber bei einzelnen Regionen oder Bundesländern. Auch die Frage, wie die Ministerien für Umwelt und Landwirtschaft die Wolfspopulation in Niedersachsen definieren würden – als gesamteuropäisch oder als zugehörig zur sogenannten atlantischen Population von der kontinentalen getrennt – ließ sich nicht beantworten. Vor Ort erklärte Landwirtschaftsministerin Staudte, dass dies ein „dynamischer Prozess sei“, der gemeinsam mit dem Bund und mit belastbaren Zahlen diskutiert werden müsse.

Konkrete Bestandszahlen nannte auf Nachfrage hin Umweltminister Meyer. Im Monitoringjahr 2021/2022 seien 44 Wolfsrudel, ein Wolfspaar und vier residente Einzelwölfe nachgewiesen worden, was ca. 300 Tieren entspricht. Es dürften aber mehr sein“, erklärte Minister Meyer. 2025 wird erneut über den günstigen Erhaltungszustand auf Bundesebene diskutiert. Dafür müssten bereits 2024 aus Niedersachsen neue Zahlen vorgelegt werden.

In Zukunft soll die Besenderung von Wölfen wieder stärker in den Fokus rücken. Wie das aussehen soll, sei noch nicht klar. Zur Umsetzung machten die Ministerin und der Minister keine Angaben. Nur so viel: mittels Kastenfalle solle die Besenderung nicht mehr durchgeführt werden – sondern „einfacher“. Was das bedeute, wollte Minister Meyer nicht erläutern. Er betonte jedoch, dass das „alles im Rahmen des Tierschutzgesetzes“ ablaufen würde.

Einsatz von Gummigeschossen und wolfsfreie Zonen

Auch die Frage nach Vergrämungsmaßnahmen wurde diskutiert. Hier kamen die Stichpunkte der „nicht letalen Maßnahmen“ auf. Ganz konkret heißt das, dass über den Einsatz von Gummigeschossen nachgedacht würde. Wer diese einsetzen soll und ob die Maßnahme überhaupt mit dem Tierschutz vereinbar sei, müsse noch geprüft werden. Einzelne Vertreter der Weidetierhalter hätten die Thematik der wolfsfreien Zonen mit ins Gespräch gebracht, erklärten Meyer und Staudte. Dieser Punkt würde vor allem in der regionalspezifischen Gruppe diskutiert, wo beispielsweise wie beim Deichschutz, viele Herdenschutzmaßnahmen nicht funktionieren würden. „Ausgerottet“ werden solle der Wolf in diesen Regionen jedoch nicht.

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