Das Wölfe zum Teil weite Strecke zurücklegen, ist nichts ungewöhnliches. Forscher der „KORA“ Stiftung konnten nun jedoch eine besonders weite Wanderung dokumentieren. M237, wie der Wolf mit offizieller Kennzeichnung heißt, wurde Ende März 2022 vom Amt für Jagd und Fischerei in Graubünden mit einem Halsband mit GPS-Sender versehen und versorgt seit dem die Forscher mit Daten.
Wolf zog durch vier Länder
Der Rüde, welcher 2021 als einer von 6 Jungtieren gewölft wurde, legte laute den Forschern von Ende März 2022 bis zum 22. März 2023 eine Strecke von 1927 km am Boden (829 km Luftlinie) zurück. Dabei wanderte er aus der Schweiz zunächst nach Italien, streifte rund zehn Tage durch Südtirol, ehe er die Grenze nach Italien überquerte. „Von da an lief er Richtung Norden, später dann Richtung Nord-Osten. Im Oktober befand er sich in der Region Innsbruck, von wo aus er weiter durchs Tirol Richtung Wien lief. Den Jahreswechsel verbrachte er westlich der österreichischen Hauptstadt. Der Jungwolf wanderte im Anschluss hoch bis zur Donau, überlegte es sich dann anders und zog Richtung Südosten davon. Mitte Februar überquerte er die ungarische Grenze und wanderte dann in Richtung Budapest. Er brauchte rund einen Monat, um die Stadt westlich zu passieren und die Donau zu überqueren“, so „KORA“.
Zeigt, wie anpassungsfähig Wölfe sind
Der Wolf überquerte nicht nur Flüsse und zahlreiche Straßen, sondern auch viele Berge, einer davon knapp 3500m hoch. Er hielt sich also vom Hochgebirge über Kulturlandschaften bis hin zu besiedelten Gebieten in unterschiedlichen Landschaften auf. Dies zeige, wie anpassungsfähig Wölfe seien, so die Forscher. Lange hielt sich der Rüde dabei nicht an einem Ort auf, meistens nur wenige Tage bis etwa zwei Wochen, ehe er seine Wanderung fortsetzte. M237 sei derzeit nicht mehr allzu weit von einer anderen Wolfspopulation, der Karpaten-Population, entfernt. Solche „Langstrecken-Wanderer“ seien wichtig für die Verbindung zwischen den Populationen, freuen sich die Forscher.
Männchen wandern tendenziell weiter als Weibchen
Auch wenn nicht ganz so weit, wanderten auch schon vorher andere Wölfe weite Strecken. So zog der Wolf „Alan“ im Jahr 2009 von Deutschland rund 1550 km nach Belarus. Generell verlassen Jungwölfe im Alter von eins bis drei das elterliche Territorium, um ein eigenes zu suchen. Dabei wandern Männchen tendenziell weiter ab als Weibchen.