Vorwurf von Tierleid: Einsatz von Saufängen ohne Bedarf?

In der Hansestadt brodelt es zwischen Behörde und Jägern. Werden Saufänge dort grundlos eingesetzt?
In Hamburg tobt ein erbitterter Streit über die Notwendigkeit von Saufängen.
In Hamburg tobt ein erbitterter Streit über die Notwendigkeit von Saufängen.

Der Blick ins „Hamburger Abendblatt“ vom 9. Mai lässt Jäger den Kopf schütteln. Der Grund: Die Umweltbehörde setzt Saufänge als Pilotprojekt zur Schwarzwildreduktion ein. Und das, obwohl die Bestände nachweislich zurückgegangen sind und kein ASP-Ausbruch zu verzeichnen ist. Die Argumentation der Behörde wirkt perfide.

Saufänge in Hamburg: Hinkt die Argumentation der Behörde?

Die Zahlen sind deutlich: Gestiegen ist die Hamburger Sauen-Population nicht. Im Jagdjahr 2022/2023 erlegten Jäger gut 270 Stück. In den Vorjahren pendelte die Zahl auf einem ähnlichem Niveau. Das geht aus den Streckenlisten hervor. Hinzu kommt die scharfe Schwarzwildbejagung mit moderner Technik. Dennoch kommen Saufänge zum Einsatz. Die Behörde erklärte dem „Abendblatt“ ihr Vorgehen: „In Hamburg wird im Rahmen eines Pilotprojekts in einem Schwerpunktbereich des Schwarzwildvorkommens im Nordosten Hamburgs der Einsatz von verschiedenen Fallentypen erprobt.“ Erklärtes Ziel ist, Erfahrungen mit verschiedenen Fallentypen zu sammeln und abzugleichen, ob Erfahrungen aus anderen Bundesländern auch in Hamburg gelten. Die Bilanz laut Behörde: durchweg positiv. Über die Fallen sei eine störungsarme Jagd möglich. Außerdem pocht die Behörde im Artikel auf die ASP-Prävention. Doch die Argumentation scheint zu hinken.

Saufänge in Hamburg: Das sagen Jäger

Schenkt man den zitierten Jägern Glauben, gibt es im Hamburger Raum kaum nennenswerte Schweinehaltung. Was es dagegen gibt, sind zahllose Tiertransporte – etwa durch den Elbtunnel. Käme es zu einem Ausbruch, fiele diese wichtige Route weg. Die Kritik lautet also: Wirtschaftliche Interessen, gedeckt durch Seuchenprävention. Die Jäger im Raum Hamburg haben eine deutliche Meinung zum Vorgehen der Behörde.

Herbe Kritik an der Praxis

Dierk Mühle von der Kreisjägerschaft Stormarn, deren Flächen unmittelbar an das mit Fängen ausgestattete Gebiet grenzen, meint: „Es kann nicht sein, dass hier solche Methoden angewendet werden, die tierquälerisch sind.“ Denn: Die Leidenszeit des Schwarzwilds in der Falle verlängere sich unnötig. Auch der Präsident von Hamburgs Jägern, Joachim Weinlig-Hagenbeck, äußerte Kritik am Vorgehen. Unter Tierschutzaspekten sei der Einsatz der Fallen nicht akzeptabel. Den Einsatz der Fänge würde Weinlig-Hagenbeck nur im ASP-Fall dulden. Allerdings: Die nächsten ASP-Fälle sind gut 150 Kilometer entfernt.

Mittlerweile schießt die Behörde zurück. Sie verweist darauf, dass die Jagd mit Fängen rechtlich eine saubere und anerkannte Sache ist. Viele Bundesländer würden darauf setzen. Bei der Deutschen Wildtier Stiftung (DWS) sorgt das für Kopfschütteln. Andreas Kinser, von der DWS betonte gegenüber dem Abendblatt: „Die Methode ist eine absolute Ausnahme.“

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