Pilze sammeln: Dürfen Pilze bedenkenlos gegessen werden?

37 Jahre nach der Kernschmelze in Tschernobyl sind manche Flächen noch immer radioaktiv belastet. Wie steht es um die Pilze?
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Wie gefährlich ist die Strahlenbelastung bei Pilzen? Dazu hat das Umweltinstitut Daten gesammelt.
Die Wetterbedingungen versprechen ein gutes Pilzjahr. Für viele Waidmänner die ideale Beilage zum Wild, die sich bei Revierarbeiten oder beim Kirren mal nebenbei mitnehmen lässt. Aber: Nicht nur wegen der möglichen Verwechslungsgefahr mit Giftpilzen herrscht Gefahr.

Radioaktivität: Kostenlose Messungen von Pilzen, Wild und Beeren

Grund dafür ist die Reaktor-Havarie in Tschenobyl vor mittlerweile 37 Jahren. Nach wie vor können Waldpilze radioaktiv belastet sein. Das hängt jedoch laut dem Umweltinstitut München von Sorte und Standort ab. In der Pilzsaison bietet das Institut deshalb kostenlose Messungen von Pilzen, Wild und Beeren an.

Radioaktiver Wald: Warum sich Cäsium-137 länger im Wald hält

Das Münchner Umland sowie manche Alpenbereiche seien nach wie vor radioaktiv belastet. „Während Caesium-137 auf landwirtschaftlichen Flächen bereits in tiefere Bodenschichten ausgewaschen wurde oder an Minerale gebunden ist, hält sich im Wald der radioaktive Stoff länger und wird vom weit verflochtenen Myzel einiger Pilzsorten stark aufgenommen”, erklärt Hauke Doerk, Referent für Radioaktivität am Umweltinstitut. “Das Bundesamt für Strahlenschutz hat in den letzten Jahren bei einigen Waldpilzsorten bis zu 4000 Becquerel pro Kilogramm Frischmasse festgestellt. Im Handel sind 600 Becquerel pro Kilo erlaubt.”

Pilze aus dem Wald: Wie gefährlich ist das?

Messungen des Umweltinstituts zeigen, dass manche Pilze wie der Maronenröhrling oder der Semmel-Stoppelpilz stärker radioaktiv belastet sind, als beispielsweise der Steinpilz oder Pfifferling. Aber ist der Genuss von Waldpilzen gefährlich? Doerk kann hier Entwarnung geben: „Solange jemand nicht Waldpilze nicht in riesigen Mengen isst, dürfte die zusätzliche Strahlendosis innerhalb der Schwankungsbreite der natürlichen Strahlenbelastung liegen – zumindest, solange nicht erneut ein Atomunfall in Europa passiert. Da es aber keinen Schwellenwert gibt, unterhalb dessen Radioaktivität unschädlich ist, empfehlen wir grundsätzlich, zusätzliche Strahlenbelastungen zu vermeiden. Schließlich erhöht auch die Strahlenbelastung durch Flugreisen, aus der Natur oder medizinischen Anwendungen die Wahrscheinlichkeit, an Krebs zu erkranken. Vor allem Menschen, die besonderen Risiken ausgesetzt sind sowie Schwangere und stillende Mütter sollten auf Zuchtpilze zurückgreifen.”

Für die kostenlosen Messungen des Umweltinstituts braucht die Organisation mindestens 150 bis 250 Gramm. Die Proben müssen sortenrein sein, sowie möglichst genaue Angaben über Herkunft und Datum enthalten. Auf einer interaktiven Karte finden Interessierte die Messergebnisse der letzten Jahre. 

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