Landesjägerschaft Niedersachsen: Für unser Recht kämpfen

Bei der diesjährigen Mitgliederversammlung stand, wie nicht anders zu erwarten, der Wolf ganz oben auf der Tagesordnung.
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte bei der diesjährigen LJN-Mitgliederversammlung.
Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte bei der diesjährigen LJN-Mitgliederversammlung.

Rund 200 Teilnehmer begrüßte LJN-Präsident Helmut Dammann-Tamke Mitte Mai bei der Mitgliederversammlung der Landesjägerschaft Niedersachsen e. V. in Wittmund. Neben der amtierenden Landwirtschaftsministerin fanden sich auch einige ihrer Vorgänger sowie Vertreter aus anderen Naturschutzverbänden und der Lokalpolitik ein. Es war klar: Das Thema Wolf brennt allen unter den Nägeln.

Simon Grootes, Vorsitzender der einladenden Jägerschaft Wittmund, kam auch zügig auf die unlängst erschienene „Auricher Erklärung“ zu sprechen, die u. a. wolfsfreie Gebiete für den Deich- und Küstenschutz und damit auch für die allgemeine Sicherheit fordert. Die Erklärung wurde von neun weiteren Küstenjägerschaften zwischen Emden und Stade unterzeichnet. Grootes betonte dabei die Geschlossenheit und die konstruktive Zusammenarbeit der Jäger.

Zusammenarbeit zwischen Ministerium und Jägern

In Bezug darauf erklärte Ministerin Miriam Staudte den anwesenden Jägerinnen und Jägern, dass das Landwirtschaftsministerium die „Auricher Erklärung“ zur Kenntnis genommen sowie ein Dialogforum eingerichtet habe. „Das Landwirtschaftsministerium erkennt die Probleme, die der Wolf in vielen Regionen verursacht und möchte mit den Jägern gemeinsam praktikable Lösungen erarbeiten“, so Staudte. In ihrer Rede hob die Ministerin, die selbst im Besitz eines Jagdscheins ist, den engen Draht zu den Jägern hervor. Demnach setze sie beim Thema Biodiversität auf die Jäger der LJN als Brückenbauer zwischen Ministerium und Landwirten, die oft mehr Vertrauen zu den Jägern als zur grünen Landespolitik hätten. Weiterhin lobte sie das Engagement der Waidmänner hinsichtlich Artenschutz und ASP-Prävention. Beim Thema Tierschutz möchte die Ministerin im Jagdgesetz jedoch nachjustieren. So soll der Abschuss von wildernden Katzen und Hunden verboten sowie ein Ersatz für den Einsatz von Schliefenanlagen bei der Ausbildung von Bauhunden gefunden werden. Bei allen jagdpolitischen Fragen sucht sie dabei unterstützend die Expertise der Jäger.

In seinem anschließenden Bericht über die aktuelle jagdpolitische Lage griff Helmut Dammann-Tamke die Bitte der Ministerin auf und bot ausdrücklich eine enge Kooperation seitens der LJN an. Als anerkannter Naturschutzverein mit vielen Landwirten und Jägern als Mitglieder stünde deren fachliche Beratung dem Landwirtschaftsministerium beim Thema Jagd und Naturschutz jederzeit zur Verfügung. Gleiches gelte in Bezug auf das moderne und zukunftsträchtige Jagdgesetz, das im vergangenen Jahr verabschiedet wurde. „Die Mehrheit der 60.000 Jagdscheininhaber in Niedersachsen ist dialogbereit. Aber auch dazu, für ihre Rechte zu kämpfen!“, so Dammann-Tamke zu Ministerin Staudte.

Steffi Lemke pfeift auf den Koalitionsvertrag

Deutliche Worte fand der Präsident auch beim Thema Wolf: „Bundesumweltministerin Steffi Lemke hat mit ihrer Stimme gegen eine Lockerung des Schutzstatus des Wolfes dokumentiert, dass sie gegen den Ampel-Koalitionsvertrag in Berlin handelt. Dieser ermöglicht eindeutig ein regional differenziertes Bestandsmanagement.“ Die „Auricher Erklärung“ sei diesbezüglich ein wichtiges Signal nach Berlin, für die Glaubwürdigkeit ihres Koalitionsvertrages einzustehen. „Wir lassen uns nicht am Ring durch die Manege führen“, so der Präsident.

Wo Politik versagt, beginnt Selbstjustiz

Lobend erwähnte Dammann-Tamke die Arbeit des Wolfsmonitorings in Niedersachsen, das im vergangenen Monitoringjahr rund 8.000 Meldungen verarbeitet habe – und das mit den Geldern von Niedersachsens Jägern. Richtung Umweltministerium machte Dammann-Tamke deutlich, dass der Wolf die Akzeptanz im Flächen- und Agrarland Niedersachsen nicht verlieren dürfe. „Wenn die Menschen sich von der Politik alleingelassen fühlen, nehmen sie das Recht in die eigene Hand. Solche Aktionen wie der abgetrennte Wolfskopf vor dem NABU-Artenschutzzentrum in Leiferde (wir berichteten) lehnen Niedersachsens Jägerinnen und Jäger ab!“ Außerdem forderte er Umweltminister Meyer dazu auf, für Rechtssicherheit für die Jäger zu gewährleisten, die an einer Entnahmegenehmigung beteiligt sind. Diese sei aktuell seitens des Ministeriums nicht gewährleistet und so könne er den Jägern nur von ihrer Unterstützung abraten. „In den nächsten 365 Tagen muss was Richtung Wolf passieren“, beendete Dammann-Tamke seinen Bericht.

Den Gastvortrag über „Gewandelte Bilder vom Tier – gewandelte Blicke auf den Tierschutz“ hielt in diesem Jahr Prof. Dr. Peter Kunzmann von der Tierärztlichen Hochschule in Hannover. Kunzmann erläuterte den Wandel im Denken des Menschen in Bezug auf Tiere. Ihr Stellenwert ist gestiegen, bis hin zu vollwertigen Familienmitgliedern. „Wir dürfen nicht beliebig mit Tieren umgehen“, so Kunzmann.

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