Volker Gampe ist Jäger, Jagdhundeführer und Jagdscheinausbilder. Durch die Pläne der aktuellen Landesregierung sieht er die Ausbildung brauchbarer Jagdhunde und damit die Jagd an sich in Gefahr.
PIRSCH: Was erhoffen Sie sich von der Petition?
Gampe: "Die Petition soll ein Weckruf sein. Einerseits für die politischen Entscheider, die oft nicht den Sachverstand und die entsprechende Erfahrung in jagdlichen Belangen haben, andererseits für die Jägerschaft, sich von der bislang praktizierten Zurückhaltung zu lösen, wenn es um gravierende Einschränkungen der Jagdausübung geht. Wir Jäger haben eine umfassende Ausbildung hinsichtlich Arten- und Naturschutz sowie in der Ausbildung von Jagdhunden. Gerade im ländlichen Bereich, wo überwiegend die Jagd ausgeübt wird, genießen die Jäger mit ihrer Leistung für den Arten- und Naturschutz ein hohes Ansehen in der Bevölkerung."
PIRSCH: Wo sehen Sie die größte Gefahr?
Gampe: "Ich sehe die waidgerechte und tierschutzkonforme Jagdausübung in Gefahr. Gerade in unseren Niederwildrevieren ist die Jagdausübung ohne brauchbaren Jagdhund undenkbar. Der gut ausgebildete Jagdhund ist nicht nur gesetzlich vorgeschrieben (§4 NJagdG), sondern ermöglicht überhaupt erst die waid- und tierschutzgerechte Jagd. Ich bin überzeugt, dass wir in Deutschland die anspruchsvollsten Regularien in der Ausbildung von Jagdhunden haben. Das ist im Sinne des Tierschutzes und der Waidgerechtigkeit auch richtig so. Wenn uns aber die Inhalte der Jagdhundeausbildung in dem geplanten Umfang genommen werden, ist eine jagdliche Brauchbarkeit nicht mehr zu erreichen. Damit wäre sowohl der Jagdhund als auch die Jagd gleichermaßen abgeschafft. Vielleicht trügt der Schein, aber die Vermutung liegt nahe, dass das Ziel der Bündnis Grünen ist."
PIRSCH: Wie sollten Ihrer Meinung nach die Jäger in die jagdpolitische Diskussion eingebunden werden?
Gampe: "Politische Entscheidungsprozesse werden durch Beratungen in entsprechenden Gremien vorbereitet. Dazu gehören als feste Größe mit entsprechendem Stimmengewicht die Vertreter aus den Landesjagdverbänden, wenn es um die Belange der Jagd und die Ausbildung von Jagdhunden geht. Es ist für mich nicht nachvollziehbar, dass eine Landesregierung bzw. ein Ministerium auf diesen Schatz an staatlich geprüftem Wissen und Erfahrung verzichtet, den die Jägerschaften als anerkannte Naturschutzverbände mitbringen. Es geht nicht darum, Althergebrachtes um jeden Preis zu verteidigen, sondern darum, am Wandel der Jagd konstruktiv und zum Nutzen der Arten, des Tier- und Naturschutzes und der Allgemeinheit mitzuwirken."
PIRSCH: Was sollte Ziel eines adäquates Wolfsmanagements sein?
Gampe: "Der Wolf ist in vielen Regionen Deutschlands angekommen, und das ist gut so. Schlecht ist, dass die politische Richtlinie in Deutschland den Wolf vor die Bedürfnisse der Menschen und der Nutztiere stellt. Der Leitgedanke sollte sein, sich mit dem Wolf zu arrangieren und nicht, sich ihm unterzuordnen. Die derzeitigen Bestände in den betroffenen Regionen haben bereits jetzt zunehmende Konflikte mit der Landbevölkerung zur Folge. Das Ziel eines adäquaten Wolfsmanagements sollte es sein, Übergriffe auf Nutz- und Haustiere sowie beunruhigende Wolfsbegegnungen möglichst zu verhindern."
PIRSCH: Worüber würden Sie sich mit dem Niedersächsischen Umweltminister Christian Meyer gerne mal in einem Vier-Augen-Gespräch austauschen?
Gampe: "Als Ausbilder und Referent für Jagdscheinanwärter würde ich ihn gern einladen, an meinem Seminar teilzunehmen. Er würde sich dann ein gutes Bild davon machen können, mit welchem Wissen und mit welcher Verantwortung ein Jäger in Sachen Natur-, Arten- und Tierschutz unterwegs ist. Vielleicht sollte er mich dann auch mal für ein oder zwei Wochen zur Jagd begleiten, um zu erfahren, dass die Jagdausübung nur zu einem geringen Teil aus Beutemachen besteht und wir Jäger sozusagen ehrenamtlich und mit dem Einsatz unserer privaten Mittel einen erheblichen Teil zum Arten- und Naturschutz beitragen."