Die Motivationen für Auslandsjagd sind breit gefächert: Von der Faszination für den Reisenden unbekannte Wildarten zu entdecken, über das Erleben fremder Revierbedingungen bis hin zum Nervenkitzel bei der Pirsch auf Großwild, Seuchenkontrolle auf Schadwild und dem Erkenntnisinteresse an anderen (Jagd-)Kulturen. Das Problem der Jagd in Afrika ist ihr Image. Im öffentlichen Diskurs, besonders von Nichtjägern, hat sie mit Vorurteilen zu kämpfen, aber auch mit berechtigter Kritik.
Auslandsjagd = Trophäenjagd = Gatterjagd?
Der Jäger ist Gast eines lokalen Jagdrechtsinhabers. Ein ausländischer oder einheimischer Gastjäger zahlt eine Gebühr für ein Jagderlebnis auf bestimmte Wildarten. Das Jagderlebnis beinhaltet einen ortskundigen Jagdführer und berechtigt in der Regel den Gastjäger, die Trophäe des erlegten Wildes als Erinnerungsstück mitzunehmen. Das Wildbret wird der lokalen Bevölkerung zur Verfügung gestellt. Diese Art der Jagd kann unter dem Aspekt der Wildbretgewinnung betrieben werden, der Abwehr von Tieren, die zu Schaden gehen, dienen, oder auf die Trophäe ausgerichtet sein. Bei der Trophäenjagd liegt der Fokus auf besonderen Merkmalen der Wildtiere, hierunter fällt auch die Jagd auf Prädatoren wie Großkatzen, deren Fleisch nicht verwertbar ist. Bei der Jagd zur Wildbretgewinnung steht das Nahrungsmittel ‚Wild‘ im Fokus, die Trophäe wird nicht zwangsläufig erworben. Hierin liegt der Unterschied zwischen Auslandsjagd und Trophäenjagd, was von Laien oft synonym verwendet wird.

In Afrika ist zwischen Gatterjagd, Jagdsafaris in freier Wildbahn und auf Jagdfarmen zu unterscheiden. Bei der Jagd auf Farmen gibt es zwei Varianten: Wilddicht eingezäunte Farmen, in denen auf großer Fläche eine hohe Wilddichte existiert, oft werden diese Farmen frei von Raubwild gehalten. Auf Rinderfarmen, wo der Hauptertrag in der Viehzucht liegt, bieten Farmer in ihrem Areal Jagdsafaris an und das Wild kann ungehindert über die Begrenzungen der Viehzuchtanlagen wechseln. Der Begriff Gatterjagd bezeichnet die Jagd auf Tiere, die sich in einem vergleichsweise kleinen umzäunten Areal befinden und keine faire Chance haben, dem Jäger zu entkommen, hier stellt sich in kurzer Zeit ein garantiertes Erfolgserlebnis ein. Aus Gesichtspunkten des Tierschutzes und der Waidgerechtigkeit sind solche Jagden abzulehnen.
Was sind die positiven Effekte?
Durch die Jagd wird dem Wild ein Wert zugeschrieben (‚use it or lose it‘): Was einen (wirtschaftlichen) Wert hat, ist schützenswert. Diese Wertigkeit führt dazu, dass Geld in den Natur- und Wildschutz fließt, um die Einnahmequelle ‚Wild‘ zu erhalten.
Hinzu kommt die Erwirtschaftung hoher Erträge für die Landbevölkerung. Der Erlös aus verkauften Jagdlizenzen und die Arbeitsplätze der Jagdbranche kommen ihr zugute. Bedeutsam ist auch die Ressourcengewinnung durch das Wildbret, das der Bevölkerung zur Verfügung gestellt wird. Beispielhaft sind Projekte, in denen der Bevölkerung die Verantwortung für die nachhaltige Nutzung der Wildtiere übertragen wird (zum Beispiel: CAMPFIRE Association in Simbabwe). Diese Projekte führen zu einem Umdenken in der Lokalbevölkerung und können für mehr Toleranz im Umgang mit Wildtieren sorgen: Mensch-Tier-Konflikte können reduziert werden.
Jagd in Afrika führt dazu, dass die natürlichen Lebensbereiche des Wildes vor landwirtschaftlicher Umnutzung geschützt werden. Ein Ausweichen auf alternative Nutzungsformen von Arealen wird durch den Verkauf von Abschüssen unnötig.
Jagd kann Anreize für Landbesitzer (Regierungen, Privatpersonen, Kommunen) schaffen, Wildtiere zu erhalten und eine realisierbare Form des Artenschutzes etablieren. Die Notwendigkeit entsteht, Lebensräume zu erhalten, in Monitoring und Management zu investieren und sich aktiv gegen Wilderei einzusetzen. Einnahmen aus der Jagd fließen dann parallel in Arbeitsplätze, in Form von Wildhütern, Anti-Wilderei-Initiativen und Maßnahmen, um das heimische Wild vor Ausbeutung zu schützen.
Spitzmaul- und Breitmaulnashörner in Südafrika und Namibia
Nachhaltige Jagdausübung hat dazu geführt, dass sich die Nashornpopulationen in Südafrika erholt hat. Seit der Einführung des Jagdprogrammes für Breitmaulnashörner in Südafrika ist die Zahl von 1.800 im Jahr 1968 auf etwa 18.400 gestiegen. Die Einführung der durch die CITES begrenzten Jagdquoten 2004 in Südafrika und Namibia hat dazu geführt, dass der Anteil der Spitzmaulnashörner um 67 Prozent von ca. 2.300 (2004) auf ca. 3.900 angestiegen ist. Die wirtschaftlichen Anreize der Nashornjagd sorgten unter anderem dafür, dass die Landbesitzer mehr in den Schutz der Tiere vor Wilderei und den Erhalt der Art steckten.
Was sind die negativen Seiten?
Die negativen Aspekte der Jagd vor allem in Afrika verschwimmen in der nichtjagdlichen Öffentlichkeit oftmals mit der nachhaltig, kontrolliert betriebenen Jagd, weshalb NGOs wie PETA, Pro Wildlife oder die Born Free Foundation die Einfuhr von Trophäen und im nächsten Schritt die Jagd in Afrika verbieten möchten.
Für negative Schlagzeilen sorgen immer wieder das ‚canned hunting‘ und die Jagd auf ‚captive bred‘ Tiere, die Jagd auf Tiere in kleinen Gatter und die Jagd auf in Gefangenschaft gezüchtete Tiere. In vielen Fällen stehen ‚canned hunting‘ und ‚captive bred‘ miteinander in Verbindung. Ein populäres Negativbeispiel ist die Löwenjagd in Südafrika.
Die Industrie, die hinter dieser Art des Tötens steckt, ist größer als nur das Jagderlebnis des zahlenden Gasts. Die Tiere werden in Gattern vermehrt, im Alter von wenigen Tagen von den Elterntieren getrennt und dann in Volunteerprogrammen durch zahlende Freiwillige mit der Flasche großgezogen. Verkauft wird dies als Artenschutzprogramm für verwaiste Löwen mit dem Ziel der Auswilderung. Wer ein bisschen genauer hinschaut, merkt, dass eine Aufzucht der Löwenjungen mit der Flasche niemals das Ziel einer Auswilderung erfüllen kann. Die zahmen Löwenjungen können gegen Gebühr gestreichelt werden. Sind die Löwen zu groß für die Streicheleinheiten, werden Erlebnisspaziergänge mit den Tieren angeboten. Die ausgewachsenen Tiere werden an Jagdgatter verkauft, wo sie zum Abschuss freigegeben werden. Oft werden diese Tiere sediert. . Diese Form der Löwenjagd hat nichts mit nachhaltiger Trophäenjagd zu tun.

Problematisch ist auch die Jagd auf unnatürlich gezüchtete Farbmutanten, sogenanntes artificial breeding bestimmter Wildtierarten wie goldener Gnus oder Moonshadow Impalas. Diese Farbmutanten sind im Reagenzglas gezüchtete Varianten, die in der Natur nicht existieren.
Ein weiteres Problem ist die Jagd auf Wildtiere, die in den Jagdregionen nicht heimisch sind, sondern via Tiertransporten über den ganzen Kontinent in Gatter gebracht werden. Das perfide hierbei ist, dass viele Jagdgäste nicht wissen, welche afrikanischen Wildtiere in den jeweiligen afrikanischen Ländern heimisch sind.
In der Kritik steht auch die Jagd auf bedrohte und geschützte Arten. Abzugrenzen ist hier, was eigentlich eine bedrohte bzw. geschützte Art ist. Es hilft ein genauer Blick in das Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES). Auskunft für den deutschen Jagdgast kann hier auch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) geben, das über eine Datenbank zum Schutzstatus von Tieren (und Pflanzen) verfügt.
Importverbot?
Ein Importverbot von Trophäen führt dazu, dass die Wildtierbestände abnehmen und ist aus diesem Grund abzulehnen. Am Beispiel Kenias (Jagdverbot 1977) zeigt sich, dass außerhalb der Nationalparks die Wildbestände durch Wilderei und Verdrängung um knapp 80 Prozent reduziert wurden. Die Fälle erlegter Tiere durch die lokale Bevölkerung mittels Gifts und illegaler Falleneinrichtungen nahmen zu. Aus ihren natürlichen Lebensräumen wurde das Wild immer stärker verdrängt, da ein finanzieller Ausgleich für die fehlenden Jagdeinnahmen geschaffen werden musste. Die Folge waren landwirtschaftliche Umnutzungen wie Anbau von Feldfrüchten oder Viehhaltung.

Ein weiteres Problem auf anderer Ebene ist der Umstand, dass diese Importverbote der EU-Länder bedeuten, dass der afrikanischen Bevölkerung vorgeschrieben wird, wie sie die eigenen Wildbestände zu bewirtschaften haben, was durchaus kolonialistische Züge aufweist, da die Souveränität eines Kontinents im Vordergrund stehen muss.
Khwe San und Mbukushu:
Im Bwatwata-Nationalpark (Namibia) leben die indigenen Gruppen der Khwe San und Mbukushu (ca. 5.000 Menschen). Sie verdienen jährlich umgerechnet etwa 155.000 US-Dollar durch Einnahmen aus der Auslandsjagd. Ohne diese Einnahmen würden diesen Gruppen nicht nur essenzielle Teile ihres Einkommens wegbrechen, sondern auch das Wildbret, was als Nahrung dient, da im Nationalpark weder Viehhaltung noch der Anbau kommerzieller Feldfrüchte erlaubt ist.
Was bedeutet nachhaltige Jagd in Afrika konkret?
Nachhaltige Jagd erfolgt auf Grundlage eines anpassbaren, das bedeutet jederzeit veränderbaren, Wildtiermanagementplans (‚adaptive wildlife management‘). Nachhaltig bedeutet überdies, dass die Bevölkerung von der Auslandsjagd profitieren kann (finanziell und wirtschaftlich), dass keine Wildtierarten angesiedelt werden, die nicht-heimisch sind und damit den autochthonen Wildtierbestand beeinflussen. Nachhaltig bedeutet auch, dass bestandsorientierte Jagd auf Stücke, die für die Erhaltung des Bestandes nicht relevant sind, im Vordergrund steht und die Stärke der Trophäen keine Rolle spielt. Sie führt dazu, dass Wilderei bekämpft wird, Bestände effektiv mittels Monitoring kontrolliert werden und Naturschutzprojekte gefördert werden. Nachhaltige Jagd schafft Respekt vor Natur und Wild, schafft Werte und ermöglicht ein wechselseitiges Profitieren zwischen Tier und Mensch.

Wie sieht es mit alternativen Nutzungsformen aus?
Eine alternative Nutzungsform wäre der Fototourismus, der sich allerdings nicht als adäquater Ersatz für die Jagd rechnet. Er kann eine lukrative Ergänzung sein, erfordert aber von vornherein mehr Infrastruktur (Straßen, Hotelanlagen, medizinische Versorgung), politische Stabilität und verursacht damit erhebliche Mehrkosten für die lokale Bevölkerung. Die Jagdgebiete hingegen können natürlicher belassen bleiben, was auch touristisch schlecht eingebundenen Gemeinden die Möglichkeit einer Bewirtschaftung ihrer Bestände verschafft. In den Jahren 2015/16 z.B. erwirtschaftete die Trophäenjagd in der Wildlife Devision Tansania 11.215.723,47 $, der Fototourismus hingegen nur 3.041.225,00 $.
Was kann ich tun, um nachhaltige Auslandsjagd zu fördern?
- Jagdreisen buchen, die nachhaltig, ethisch einwandfrei und in den Naturschutz eigebunden sind (www.erongo-verzeichnis.com)
- Informieren: Über autochthone Wildarten, über im Zielland geltende Jagd- und Wildmanagementregularien, über Zollvorschriften
- Hellhörig werden bei: Jagd in unnatürlichen, unfunktionalen Lebensräumen. Hier die Jagd in natürlichen Arealen vorziehen, wo das Wild sich unabhängig ernähren, fortpflanzen und flüchten kann
- Auf die Rahmenbedingungen schauen (seriöse Jagdreisen sind länger, teurer und garantieren nicht die größte Trophäe in kürzester Zeit)
- Jagd auf mechanisch oder medizinisch verändertes Wild ablehnen