Einschießen leicht gemacht: Darauf müssen Sie als Jäger achten!

Nehmen wir mal an, der Jäger sei ein Sportler und der Aufgang der Bockjagd der erste Wettkampf nach der Winterpause. Was macht der Sportler? Er bereitet sich und sein Sportgerät vor, um Abläufe zu trainieren und Sicherheit zu gewinnen. Und genau so sollten sich Jäger auch verhalten, das sind wir unserem Wild schuldig!
Schalldämpfer sind zugelassen (Gesamtgewicht von Waffe, Zielvorrichtung, Schalldämpfer höchstens 5 kg).Waffen sollten immer vom Jäger selbst eingeschossen werden.
Waffen sollten immer vom Jäger selbst eingeschossen werden.

Kaum gesessen, steht plötzlich in der Naturverjüngung wie hingezaubert ein Jährlingsböckchen. Jetzt muss es schnell gehen. Doch die vergangenen Wochen ohne jagdliche Betätigung haben nicht gerade zur Gewandtheit des Waidmannes beigetragen. Seit geraumer Zeit hat er keinen Schuss mehr abgefeuert. Jagdfieber macht sich bemerkbar. Hinzu kommt, dass heute zum Aufgang der Bockjagd die gute alte Rehwildbüchse nach ihrem Winterschlaf mal wieder Frischluft schnuppern soll. Gehörschutz drauf, anbacken, Deutschen Stecher betätigen – und schon ist der Schuss raus. Das Reh verhofft ebenso verdutzt wie der Jäger und springt kurz darauf wie gesund ab. Eine Kontrollsuche ergibt nichts. Gefehlt, zum Glück nicht angeschweißt! Aber wie konnte das passieren? Lag es am Schützen? Lag es an der Waffe? Das Vertrauen ist im Keller und der Aufgang der Bockjagd versaut. Da hilft nur der Gang auf den Schießstand, der schon deutlich vor dem Aufgang der Frühjahrsjagd angebracht gewesen wäre.

Kontrollschuss und Einschießen: Das sollte der Jäger im Frühling unternehmen

Die wenigen Wochen im März/ April, in denen jagdlich kaum etwas geschieht, sollten wir für die Waffenpflege sowie das Kontroll- und Einschießen nutzen. Wer während des Jahres nicht übermäßig viel schießt, kommt mit einer chemischen Reinigung pro Jahr locker hin. Wie Sie Ihre Waffen am besten reinigen, soll jedoch nicht Gegenstand dieses Artikels sein. Wir konzentrieren uns auf den Schießstandbesuch. Bei der Grundreinigung der „Alltagswaffen“ muss auch eine optische Kontrolle und Funktionsüberprüfung von „Schrankhütern“ stattfinden: Hat die Brünierung Flugrost? Sind die Läufe blank? Ist irgendwo Schimmel zu sehen?

Jäger auf dem Schießstand: Warum sie Zeit einplanen sollten

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Waffen nicht heiß schießen, sondern zwischen den Serien abkühlen lassen.

Sind die Läufe blank oder ist das neue Zielfernrohr montiert, geht’s ab auf den Schießstand. Dafür sollten Sie ausreichend Zeit einplanen. Hektik ist kein guter Begleiter! Außerdem benötigen Waffen zwischen den Serien Zeit zum Abkühlen.

Die Jagdwaffe und der Kontrollschuss: So sollte ein Jäger vorgehen

Wer lieber auf Nummer sicher gehen möchte, startet erst mal auf 50 m. Sitzen die Schüsse in der Nähe des Haltepunktes, ist direkt die 100-m-Bahn an der Reihe. Wer lediglich eine 100-m-Bahn zur Verfügung hat, kann zunächst das Schloss entfernen, die Waffe sicher betten und auf der Bahn auf ca. 50 m einen markanten Punkt durch den Lauf anvisieren. Der vergleichende Blick durchs Zielfernrohr gibt grob Aufschluss darüber, ob Treff- und Haltepunkt zueinander passen. Bestehen bereits auf 50 m große Abweichungen, kann das auf 100 m einen teuren Treffer ins Scheibengestänge bedeuten. Alternativ bietet der Handel Laser an, um vor der Schussabgabe den Treffpunkt zu bestimmen.

Sandsack oder Schießgestell? Darauf sollten Sie auf dem Schießstand Acht geben

Ein besonders wichtiger Punkt ist eine stabile Waffenauflage. Nicht jeder Stand bietet Sandsäckchen oder ähnliche Einschießhilfen. Lassen Sie die Finger von Schießgestellen, in die die Waffe eingespannt wird. Das ist nicht praxisgerecht. Es ist möglich, dass sich Treffpunktabweichungen ergeben, wenn Sie die Waffe im normalen Anschlag schießen. Ziehen Sie in Erwägung, sich eigene Säckchen oder einen Schießbock zu kaufen. Das hat den Vorteil, dass Sie genau wissen, wie sich damit eine stabile Auflage erzeugen lässt. Langes Herumprobieren mit unbekannten Auflagen entfällt somit. Das spart Zeit und schont die Nerven. Einschießhilfen gibt es in verschiedenen Varianten – vom günstigen Plastikbock bis hin zum hochpreisigen Edelstahl-Modell. Jagdlich reichen die günstigen Geräte. Wer auf jeden Streukreis-Millimeter achtet, sollte zum schweren Stahlmodell greifen. Bei Säckchen ist jenes für den Hinterschaft wichtig. Es sollte unten eine große ebene Auflagefläche bieten, sodass es im Schuss lediglich ein wenig rutscht, sich aber nicht nach hinten rollt. Beim Vorderschaft ist ein Ohrensäckchen das Mittel der Wahl, denn es stabilisiert das ganze Konstrukt auch seitlich.

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Ruhe ist wichtiger als Hektik.

Richtig Schießen: So geht es

Setzen Sie sich bequem hin. Wenn Sie sich recken oder besonders klein machen müssen, ist das ein Zeichen für eine ungünstige Sitzposition. Man spannt Muskeln an und wackelt dadurch. Reißen Sie nicht den Abzug durch, sondern ziehen Sie langsam und gleichmäßig am Züngel – vom Schuss überraschen lassen, heißt die Devise. Atmung: Einatmen, zur Hälfte ausatmen, Luft anhalten und schießen. Es sei erwähnt, dass es zahlreiche Atemtechniken gibt.

3 Liegt der Finger im Anschlag so am Abzugszüngel, dann passt die Schaftlänge.Egal ob Kombinierte oder Repetierer – Abzugskontrolle ist extrem wichtig!
Egal ob Kombinierte oder Repetierer – Abzugskontrolle ist extrem wichtig!

Ruhige Hand beim Schießen

Liegt die Waffe im Anschlag, greifen Sie mit der Unterstützungshand nicht ans Zielfernrohr oder den Lauf! Platzieren Sie die Hand entweder zusätzlich unter dem Hinterschaft oder greifen Sie von unten an den Vorderschaft, um ein Hochschlagen der Waffe zu verhindern. Bei stärkeren Kalibern ohne Schalldämpfer ist das anzuraten. Auf der Jagd würde man es auch tun, um möglichst schnell wieder im Ziel zu sein oder sogar durchs Feuer schauen zu können. Duplizieren Sie immer den gleichen Anschlag. Tipp: Lassen Sie die Büchse wenn möglich nicht vom Büchsenmacher einschießen. Jeder schaut anders durchs Zielfernrohr und greift die Waffe verschieden. Dadurch können sich Treffpunktabweichungen ergeben.

Zielfernrohr einschießen: Warum Geduld und Ruhe wichtiger sind als Hektik

Ganz wichtig: Wenn die Treffpunktlage des ersten Schusses nicht dem Haltepunkt entspricht, auf keinen Fall sofort klicken! Ein Schuss sagt gar nichts aus. Versuchen Sie stattdessen, einen jagdlich brauchbaren Streukreis(≤ 5 cm) mit mindestens drei Schuss zu schießen. Tipp: Einen Streukreis misst man, indem man die Entfernung der beiden am weitesten entferntesten Löcher jeweils von der Mitte aus misst. Klicken Sie erst dann zum Haltepunkt. Beachten Sie dabei den Verstellweg des Zielfernrohres. Dieser beträgt nicht immer 1 cm / 100 m. Wenn die Kickverstellung bei älteren Gläsern nicht arbeitet, kann ein leichtes Klopfen mit dem Griff eines Schraubendrehers aufs Mittelrohr Abhilfe schaffen.

Schießen Sie die Waffe auf die Günstigste Einschießentfernung (GEE) ein. Dafür muss die Waffe auf 100 m einen Hochschuss von 4 cm aufweisen. Das hat den Vorteil, dass Sie sich je nach Kaliber von 150 bis 200 m Schussentfernung keine Gedanken über den Haltepunkt machen müssen, da die Kugel erst dann unter den Haltepunkt fällt. Andererseits kreuzt die Kugel im Nahbereich früher die Visierlinie, sodass Sie bereits nach wenigen Metern keinen Tiefschuss mehr, sondern einen leichten Hochschuss haben. Das ist wichtig, denn auf kurze Distanz neigt man zum Tiefschuss.

Schlecht geschossen? So finden Sie den Fehler

Bekommen Sie trotz stabiler Auflage und vermeintlich sauberer Schüsse keinen jagdlich vernünftigen Streukreis zu Stande, heißt es ruhig bleiben und auf Fehlersuche gehen. Überprüfen Sie folgende Dinge: Kontrollieren Sie, ob der Schalldämpfer fest sitzt. Der Lauf muss frei schwingen können. Dementsprechend darf der Schaft nicht anliegen. Ziehen Sie wenn nötig die Schrauben der Montage nach und checken Sie, ob diese richtig sitzt. Lassen Sie zum Vergleich jemand anderen mit der Waffe schießen. Ist der Lauf chemisch gereinigt worden, sind manchmal mehrere (dutzend) Schüsse nötig, um neuen Abrieb in den Lauf zu schießen, bevor sich der Streukreis verkleinert. Probieren Sie zuletzt eine andere Laborierung aus. Manche Patronen schießen aus bestimmten Läufen nicht.

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