Wahlkampf oder Realpolitik? Darüber wird zu gegebener Zeit geurteilt werden müssen. Markus Söder, der bayerische Ministerpräsident, hat jüngst seine Forderungen zum Wolf publik gemacht. Über Söders Vorstoß berichtete der „BR“ am 17. April. Einen Tag später fand dann eine Kabinettssitzung statt. Das Ergebnis wurde von der "Süddeutschen Zeitung" am 18. April publik gemacht. Und: Es ist ein Paukenschlag im Wolfsmanagement.
Wolfsentnahme: Wird das Vorgehen ab Mai einfacher?
Schon mit Ablauf diesen Monats möchte Söder die Entnahme von Problemwölfen vereinfachen – so die "SZ". Das sei die klare gemeinsame Linie der Staatsregierung. Offen sind jedoch noch die Details. Die soll das Umwelt- und Landwirtschaftsministerium nun bis zur kommenden Woche ausarbeiten. Söder deutete laut der "SZ" an, einen ähnlichen Weg beim Wolf wie in Tirol einzuschlagen. Dort dürfen Wölfe beispielsweise geschossen werden, wenn Isegrim nicht auf Vertreibungsversuche reagiert oder sich aggressiv verhält.
Wolf: Debatte um den Schutzstatus
Laut Söder sei der Schutzstatus des Wolfs "nicht mehr angemessen". Am 17. April zitierte der "Bayerische Rundfunk" (BR) den Politiker, dass der Wolf in Rhön und Alpenraum derart stark verbreitet sei, dass sich das bislang sehr aufwändige Verfahren ändern müsse. Die "klassische Natur" und der Mensch könnten gefährdet sein. Nun soll ein Verordnungsentwurf entstehen, der laut der SZ – die Söder zitiert – "eine drohende Rudelbildung verhindert, der den Erhaltungsstatus als gut definiert und der die Entnahme dort, wo es nötig ist, erleichtert und beschleunigt". Das lange Warten auf DNA-Testergebnisse sei damit hinfällig.
Rechtlich gesehen, will Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger alles tun, was in bayerischer Zuständigkeit möglich sei, um der Verordnung Gewicht zu verleihen. Denn: Ansonsten bewege man sich auf dünnem Eis. Aiwanger deutete an, dass man dazu beispielsweise eine Gefährdung der Almwirtschaft und letztlich von Menschen feststellen könnte, was der Verordnung ein stabileres Fundament geben könnte.
500 Wölfe im Jahr: Das fordert Hubert Aiwanger
Die Wolfsentnahmen fordert auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger von den Freien Wählern gegenüber dem "BR". Laut ihm müssten deutschlandweit jährlich 500 Wölfe erlegt werden, um den Bestand zu regulieren. So lasse sich verhindern, dass der Wolf in menschliche Siedlungsräume vordringt. Auch der bayerische Umweltminister Torsten Glauber fordert nun laut dem „BR“ erweiterte rechtliche Instrumente für das Wolfsmanagement. Laut Ministerium müsste der Bund dazu eine europäische Richtlinie vollständig im Bundesnaturschutzgesetz umsetzen. Söder verwies auf Gefahren nicht nur für Nutztiere, sondern auch für Menschen. Im Blick hat er dabei die tödliche Bärenattacke aus Norditalien.
Wölfe in Bayern: Hier lebt Isegrim
Mittlerweile gibt es in Bayern sieben Wolfsgebiete. Aktuell kam die Region „Staffelsee-West“ laut dem "BR" hinzu. Wolfsgebiete befinden sich im Altmühltal, im Bayerischen Wald, im Veldensteiner und Manteler Forst, im Truppenübungsplatz Grafenwöhr und in der Rhön.
Das halten Tierschützer vom Vorstoß
Von Söders Vorstoß halten Naturschützer nur wenig. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) forderte gegenüber dem „BR“ „eine friedliche Koexistenz von Mensch und Wolf“. Der Freistaat eigne sich sehr gut als Lebensraum. „Erfahrungen in den benachbarten Bundesländern und europäischen Ländern zeigen, dass ein Zusammenleben von Mensch und Wolf auch in Gebieten möglich ist, die intensiv von Nutztieren beweidet werden“, betont der BN gegenüber dem „BR“. Nötig sei ein guter Schutz von Herden beispielsweise durch Hunde und ein funktionierendes Entschädigungssystem.