Im Brandenburger Landesjagdverband rumort es. In einem Offenen Brief fordert der Kreisjagdverband Frankfurt/Oder eine außerordentliche Delegiertenversammlung. Die Gründe wiegen schwer. Sie werfen Präsident Dr. Dirk-Henner Wellershoff vor, eigenmächtig mit Landwirtschafts- und Umweltminister Vogel einen Kompromiss zur Änderung des Landjagdgesetzes vereinbart zu haben, ohne sich zuvor mit den Kreisjägerschaften abzustimmen. Das sei ein Verstoß gegen die Satzung, denn nur die Delegiertenversammlung als höchstes Organ kann die Leitlinien der Verbandsarbeit beschließen. In dem Brief heißt es: „ In der außerordentlichen Delegiertenversammlung soll es um die Abbildung des Meinungsstandes in der Jägerschaft zum Gesetzentwurf und die satzungsgemäße Kontrolle der Arbeit des Präsidenten gehen.“ Der getroffene Kompromiss für das neue Jagdgesetz entspreche in keiner seiner Regelungen der Novelle des Forums Natur.
Das Aktionsbündnis der Brandenburger Landnutzerverbände hatte eine Positionierung zur Novelle des Jagdgesetzes erarbeitet, die auch Präsident Wellershoff unterschrieben hatte. Insbesondere kritisiert die Frankfurter Jägerschaft am Entwurf, die tierschutzwidrige Jagdzeitverlängerung auf wiederkäuendes Schalenwild, die unkalkulierbare Haftung für Wildschäden im Wald sowie die Eingriffe in die Selbstverwaltung der Jagdgenossenschaften. Ebenfalls beklagt werden die beabsichtigte Streichung von Wildarten, die zu einer Reduzierung des Tierschutzes führt, da diese dann nicht mehr der Hegepflicht unterliegen und fehlende Regelungen zum Wolfsmanagement. Nach Angaben von Michael Sommerfeld, Vorsitzender des Kreisjagdverbandes Frankfurt/Oder, wird der Offene Brief durch fünf weitere regionale Jagdverbände mitgetragen.
Präsidium lehnt Sonderdelegiertenkonferenz ab
„Von dem Kompromiss haben wir aus der Presse erfahren, eine öffentliche Stellungnahme des Landesjagdverbandes gibt es bis heute nicht“, erklärt er. Gegenüber der Presse bezeichnete der LJV-Präsident den Entwurf als „eine gute Lösung“. Eine außerordentliche Delegiertenversammlung lehne er angeblich ab. „Das ist eine Falschinformation“, betont Präsident Wellershoff auf Nachfrage der Redaktion. Nicht er, sondern das Erweiterte LJV-Präsidium hätte mit überwältigender Mehrheit abgelehnt, eine Sonderdelegiertenkonferenz einzuberufen.
„Wir wollen kein neues Jagdgesetz“
„Als Frist für die Einreichung des Antrages für die Einberufung einer außerordentlichen Delegiertenversammlung haben wir im Offenen Brief den 31.August 2023 formuliert“, sagt der Kreisvorsitzende. Und bringt die Initiative der Jägerschaft noch einmal auf den Punkt: „Wie wollen kein neues Jagdgesetz, dass nur mit wenigen Akteuren im Hinterzimmer vereinbart wurde, weil es dann auch in Zukunft weiter Spielball verschiedener Interessenvertreter und der Politik bleiben wird.