BJV-Pressekonferenz: Die Charme-Offensive des Ernst Weidenbusch

Jagdverbad in der Kritik: Der BJV hatte zur Pressekonferenz geladen. Ernst Weidenbusch nahm zu vielen Anschuldigungen nun Stellung.
BJV Pressekonfernez
Der Bayerische Jagdverband hat sich heute zu den aktuellen Vorwürfen geäußert.

Seit Tagen rumort es im Bayerischen Jagdverband – die Anschuldigungen und Vorwürfe zahlreicher ehemaliger Mitarbeiter gegenüber dem aktuellen Präsidium um Ernst Weidenbusch und Robert Pollner wiegen schwer. Heute will sich der Verband in einer Pressekonferenz zu den Themen äußern.

Liveticker von der BJV-Pressekonferenz

14.00: Die Pressekonferenz beginnt und wird von Pressesprecherin Isabel Koch eröffnet. Eine Live-Berichterstattung wird seitens des BJV untersagt.

14.05: Zunächst geht es um eine "Whistle-Blowing-Stelle", die nun im BJV erstellt werden soll. Rechtsanwalt und Mitglied des Rechtsausschusses Tobias Fritz (BC Legal) ergreift als erstes das Wort und erklärt: Es wird ein Verhaltenskodex für den BJV und eine "Hinweisgeber-Richtlinie" erarbeitet.

14.07: Auch zu den aktuellen Vorwürfen äußert sich Fritz und sagt, dass diese schwer fassbar seien, wenn Vorwürfe anonym abgegeben werden. Man müsse diese aber ernst nehmen und stehe zu Gesprächen, auch unter anwaltlicher Schweigepflicht, mit ehemaligen Mitarbeitern bereit.

14.09: Ein Hinweisgeber-System schafft größtmögliche Transparenz, kann aber auch sehr unangenehm werden, erläutert der Anwalt weiterhin gegenüber der Presse.

14.09: Die Hinweise, die über das "Whistle-Blower-System" eingehen, sollen im Nachgang anonymisiert dem Präsidium vorgelegt werden. Auf Nachfrage zu einer möglichen Befangenheit des Präsidiums, greift BJV-Justiziarin Dr. Schrems-Scherbarth ein und erklärt, dass das Präsidium in sich nicht homogen sei. Man könne aber gegebenenfalls diskutieren, dass man anderweitige Transparenz schafft.

Tobias Fritz
Tobias Fritz will mit seiner Kanzlei sich der "Whistle-Blower"-Stelle annehmen.

Behauptung der Bedrohung seine eine klare Lüge

14.11 Jetzt geht es um die Vorwürfe gegen Weidenbusch und Pollner:  BJV-Präsident Weidenbusch gibt an, er wisse ganz genau, wer hinter den Vorwürfen stecke und nennt auch Namen: Es handle sich um gezielte Aktionen von Herrn Wittmann, Herrn Loderer, Herrn Kreil, und Herrn Bott. Diese werden von Weidenbusch als Kern der Gruppe einer "planmäßigen Diffamierung" beschuldigt.

14.13: Eine Betriebsprüfung hat gezeigt, dass der Verband zu keiner Zeit in der Gemeinnützigkeit gefährdet gewesen sei. "Es wird uns ständig was vorgeworfen, meist etwas diffus", führt Weidenbusch aus.

14.15 Seit heute Morgen gibt es Rücktrittsaufforderungen. Weidenbusch will die Mail um 8 Uhr bekommen haben. Andere Präsidiumsmitglieder hätten nach seiner Auskunft mit dem Urheber telefoniert. Weidenbusch selbst habe nicht mit ihm gesprochen. Ob an der Forderung festgehalten wird, sei ihm unbekannt.

14.16: Weidenbusch wird auf seine aufbrausende Art angesprochen: Man erfinde Vorwürfe und stelle eine Strafanzeige, erklärt Weidenbusch. Auch das mittlerweile sogenannte "Brezn-Gate" kommt zur Sprache – man habe nur draufhingewiesen, dass keine Speisen von Dritten in Grünau zum Verzehr mitgebracht werden dürfen. Die Behauptung der Bedrohung sei eine klare Lüge, genauso sei es unwahr, dass er jemanden beleidigt habe, so Weidenbusch. Weitere Neuigkeiten gibt es zu Grünau nicht.

14.18: Bisher habe Weidenbusch nur aus den Medien Kenntnis bzgl. einer Strafanzeige gegen ihn erhalten. In dem Moment, wo ihm die Anzeige vorliege, will er weitere Schritte prüfen. Aber die Vorwürfe einer Bedrohung und Beleidigung wolle er nicht stehen lassen.

14.20: "Die besagte Gruppe stand schon hinter der Abwahl von Vocke, standen dann hinter der Kandidatur von Thomas Schreder und haben die Wahl verloren. Die Gruppe versucht mit einem Abwahl-Verfahren tätig zu sein. Wir gehen davon aus, dass es der Versuch ist, der aktuellen 'Kampagne', mehr Schub zu verleihen." Es soll zudem zur Messe in Grünau eine Verabredung gegeben haben, gegen Ernst Weidenbusch und Robert Pollner Stimmung zu machen.

14.23: Schwere Vorwürfe von angeblichen Ex-Mitarbeitern – wie sieht die personelle Lage beim BJV aus? Weidenbusch kramt in seinen Unterlagen und zitiert aus einer ihm vorliegenden Liste: Neun der ehemaligen Mitarbeiter haben gekündigt, drei sind im Ruhestand, drei hatten befristete Verträge. Auf Nachfrage bestätigt Weidenbusch, dass insgesamt 15 Mitarbeiter den BJV verlassen haben.

14.24: Auch zu den Gründen der Kündigung wird Weidenbusch befragt: Nach Rücksprache mit der Justizarin gibt er ohne Personenangaben folge Kündigungsgründe an: Krankheitsbedingt, Selbstständigkeit nach Lotto-Gewinn, interne Differenzen zur Notwendigkeit von Covid-19-Impfungen, besseres Arbeitsangebot, Unzufriedenheit mit der Verbandsführung, besseres Arbeitsangebot, Unzufriedenheit mit dem Arbeitsklima und nochmals eine Unzufriedenheit mit dem Arbeitsklima.

14.25: Kein Ex-Mitarbeiter hätte etwas über psychische Gewalt oder Respektlosigkeit gesagt. "Ich erinnere mich nicht, dass ich einen Wutausbruch gehabt hätte", sagt Weidenbusch. "Ich habe gegen niemanden irgendwelche Drohungen ausgesprochen". Mir haben heute alle Mitarbeiter viel Glück gewünscht und ich sei ein super Chef, lobt sich der BJV-Präsident selbst. Die Unzufriedenen hätten sich gemeldet und angegeben, dass sie mit den Anschuldigungen nichts zu tun haben.

14.30: Der Disziplinarausschuss sei angeblich nicht berufen. Dazu kann Weidenbusch jedoch keine Auskunft geben, wenn er jedoch nicht berufen sei, wolle man das angehen.

14.33: Von den Kritikern würde es bis vor zwei Wochen keine inhaltlichen Vorschläge geben.

"Voran in die Zukunft oder zurück ins Schlamassel - das müssen die Mitglieder entscheiden"

14.33: Auf die Podcast-Folge des "Überläufer" zum BJV angesprochen, rechnet Ernst Weidenbusch vor, dass ein wie dort geforderter Eintritt vom BJV in den DJV 1,2 Millionen Euro kosten würde. Von den 30 Mitarbeitern wären dann 25 arbeitslos.

14.34: Auf die Chance einer außerordentlichen Versammlung angesprochen, sieht Weidenbusch selbstkritisch ein, dass die dafür erforderlichen Unterschriften zusammenkommen könnten. "Der Verband muss halt wissen, ob er es einer kleinen Gruppe zugesteht, dass sie bestimmt, was in einem großen Verband vor sich geht", so Weidenbusch.

14.35: Auf die Frage, was die Motivation der Kritiker-Gruppe sei, muss Weidenbusch zunächst überlegen und sagt dann: "Es geht um Macht und Geld!"

14.41: Jetzt geht Weidenbusch seine Vorgänger scharf an: Man habe viele Geschäfte vorgefunden, die compliance-relevant gewesen sei. Diese habe man abgestellt. Die kommissarische Führung (Thomas Schreder und Mechtild Maurer - Anmerkung der Redaktion) hätten zudem Unwahrheiten über den ehemaligen Präsidenten verbreitet und drei Jahre keine Steuererklärungen abgegeben.

14.51: "Voran in die Zukunft oder zurück ins Schlamassel - das müssen die Mitglieder entscheiden" - blickt Weidenbusch der Zukunft entgegen, schließt aber einen Rücktritt aus.

14.53: Meine Charme-Offensive läuft seit zwei Jahren, blickt Weidenbusch auf sein Verhalten der vergangenen zwei Jahre.

14.59: Weidenbusch stellt sich nun unseren bislang unbeantworteten Fragen zur Wildlandstiftung. Dazu liest er eine Email von Enno Piening vor. Bis auf ein Projekt werden aktuell alle andere Projekten betrieben, es seien weitere Grundstücke gekauft worden. Mehr dazu in Kürze.

Übergabe 2026 nicht in Stein gemeißelt

15.05: Für das Wildtiermonitoring wurden zwei Apps entwickelt. Beide Apps haben rund je 30.000 Euro gekostet, eine der Apps wurde mit dem StMELF abgesprochen und gefördert. Wie viele Jäger die App derzeit nutzen, konnte Weidenbusch auf Nachfrage jedoch nicht angeben.

15.16: Nun kommt es zu den Fragen zur Personalie Robert Pollner. Weidenbusch erklärt, dass das Präsidium regeln kann, welche Sonderfunktionen ein Beisitzer bekommt. Robert Pollner sei geschäftsführender Beisitzer. Dies sei alles rechtens und durch §9, Abs. 1, Satz 3 abgedeckt.

15:18: Auf unsere Nachfrage, ob und wie viel Geld Robert Pollner für die Tätigkeit bekommt, wirkt dieser kurz angegriffen. Er habe bislang keinen einzigen Euro bekommen oder in Rechnung gestellt, für seine Dienstwege nutze er ein Pool-Fahrzeug aus dem BJV-Bestand, so Pollner.

15.32: Dann geht es nochmal um die "Whistle-Blower"-Stelle: Es wird kritisiert, dass die Kanzlei, welche dafür zuständig sein soll, dem BJV- und Rechtsausschuss-Mitglied Tobias Fritz und einem Kollegen gehört. Er gibt an, dass man umsonst und "pro bono" arbeiten würde. Ob dies tatsächlich der richtige Weg zu einer unabhängigen Instanz ist? Weidenbusch grübelt und will sich dazu Gedanken machen.

15.40: Nochmal zur Charme-Offensive - auf unsere Nachfrage, ob Weidenbusch glaubt, er habe in den vergangenen zwei Jahren alles richtig gemacht, schweigt dieser nachdenklich einige Zeit, ehe er sich äußert. "Grundsätzlich bin ich davon überzeugt, dass es keine Menschen gibt, der in einem Zeitraum von zwei Jahren keine Fehler machen."

15.42: Die geplante Übergabe im Jahr 2026 ist auch nicht mehr in Stein gemeißelt. Weidenbusch habe unterschätzt, welches Tempo es braucht, um einen Verband nach seinen Vorstellungen zu modernisieren.

Robert Pollner
Auch um die Personalie Robert Pollner ging es bei der Pressekonferenz.
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