Schweinepocken beim Wildschwein: Wie gefährlich sind sie?

Eine Überläuferbache mit 31 kg wies schorfige Stellen an Tellern, Läufen und einer Schulter auf. Was ist das – und kann ich das Wildbret verwerten?
Bache mit Frischlingen
Schweinepocken sind eine ansteckende Viruserkrankung.

Bei den Hautveränderungen handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Schweinepocken (keine Angst!) und mit deutlich geringerer Wahrscheinlichkeit um eine Staphylokokken-Infektion (bei dieser wären die Läsionen leicht ablösbar) und mit noch geringerer Wahrscheinlichkeit um Parakeratose (Zinkmangel) oder Räude. Eine histologische Untersuchung (das Schweinepockenvirus macht intrazytoplasmatische Einschlußkörperchen) oder die Elektronenmikroskopie könnten Schweinpocken letztgültig beweisen.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich hierbei um Schweinepocken.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich hierbei um Schweinepocken.

Schweinepocken sind weltweit bei Haus- und Wildschweinen verbreitet, ihre Bedeutung wird in der Schweinehaltung als gering eingestuft. Während des Krankheitsablaufes kann eine temporäre Wachstumsverzögerung eintreten.

Wie verändert das Virus die Haut?

Das Schweinepockenvirus (Suipoxvirus) ist schweinespezifisch und bleibt in den Hautkrusten und in Schweineläusen über längere Zeiträume hinweg aktiv. Das Virus sitzt vor allem in den veränderten Hautstellen und Krusten, wird aber auch über Augen- und Nasensekret und Speichel ausgeschieden. Die Infektion erfolgt entweder direkt über die Haut oder durch orale Aufnahme von infektiösem Material oder indirekt über Vektoren, wie beispielsweise die Schweinelaus.

Deutliche schorfige Hautveränderungen bei einer Überläuferwache.
Deutliche schorfige Hautveränderungen bei einer Überläuferwache.

Je nachdem wie sich das Stück infiziert hat, treten die ersten Hautveränderungen nach einem bis etwa sieben Tagen auf.

Pockenläsionen entstehen hauptsächlich an den wenig beborsteten oder borstenlosen Stellen. Nach einer überstandenen Infektion besteht eine lang andauernde bis lebenslange Immunität zumindest gegen den an der Infektion beteiligten Virusstamm.

Die Erkrankungsrate kann bei Jungtieren beim Schwarzwild und schlechten Haltungsbedingungen bei Hausschweinen bis zu 100 % betragen, die Mortalität (Sterblichkeitsrate) ist in der Regel kleiner als 5 %.

Und das Wildbret?

Das vorliegende Stück Schwarzwild ist sowohl wegen der beschriebenen deutlichen Abmagerung als auch wegen der hochgradigen Hautveränderungen untauglich für den menschlichen Verzehr.

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