Rotwild-Fehlgeburt durch Hundeparasit: Wie kommt es dazu?

Im Bereich einer Fütterung gab es fünf Abortusfälle (Fehlgeburten) bei Rotwild. Als Ursache konnte ein Hundeparasit nachgewiesen werden. Was bedeutet das?
Hundekot auf Weideflächen ist nicht nur ärgerlich, es stellt auch ein futtermittelhygienisches Problem dar.
Hundekot auf Weideflächen ist nicht nur ärgerlich, es stellt auch ein futtermittelhygienisches Problem dar.

Fehlgeburten sind immer ein Grund, genauer hinzuschauen. Unser Leser hat fünf Abortusfälle untersuchen lassen und nachgefragt, was das Ergebnis bedeutet. Wie all das mit Hundekot zusammenhängt, erklärt unser Tierazt. 

Kleiner Einzeller als Ursache?

Der sehr kleine einzellige Parasit Neospora caninum wurde erst Ende der 1980er Jahre bei Hunden mit neurologischen Erkrankungen beschrieben, wobei nur ein sehr geringer Prozentsatz der infizierten Hunde erkranken dürfte. Hunde sind Endwirte, und Wiederkäuer sind Zwischenwirte in der Entwicklung von Neospora. Isoliert wurde Neospora bisher aus Rindern, Pferden, Schafen, Ziegen, Rotwild und Katzen. Wobei klinisch besonders schwer betroffen nur Hunde und Rinder sind. 

Fehlgeburten durch Infektionen

Bei Rindern treten nach Infektionen Aborte in allen Trächtigkeitsstadien auf, hauptsächlich aber zwischen dem vierten und sechsten Trächtigkeitsmonat. Neosporose ist mittlerweile eine der häufigsten Abortusursachen beim Rind. Auch können lebensschwache oder dauerhaft infizierte Kälber geboren werden, die ihre Infektion später wieder an ihre Kälber weitergeben.

Bisher kein Hinweis auf dauerhaft infiziertes Rotwild

Bei Rotwild ist aus der zugänglichen Literatur Neospora caninum bisher noch nicht als Abortusursache beschrieben. Es ist damit auch nicht wirklich abzuschätzen, ob einmal infizierte Tiere immer wieder abortieren können, wie es bei dauerhaft infizierten Kühen beschrieben ist, und ob Tiere die Infektion auch an überlebende Kälber weitergeben können. Wenn abortierte Kälber häufig nicht zu finden sind, da sie recht rasch von Füchsen oder Raben „entsorgt“ werden, kann ein höherer Prozentsatz nachbrunftiger Tiere einen Hinweis auf ein infektiöses Abortusgeschehen im Bestand geben.

Die Ursache von Abortusfällen ist oft durch Untersuchungen der Frucht bzw. Nachgeburt nachzuweisen.
Die Ursache von Abortusfällen ist oft durch Untersuchungen der Frucht bzw. Nachgeburt nachzuweisen.

Hofhunde als Risiko

Neben der Weitergabe der Infektion von Muttertieren auf die Nachkommen sind beim Rind besonders jene Hofhunde ein Risiko, die Nachgeburtsmaterial aufnehmen und dann Oozysten ausscheiden, die im Stall über den Kot auf Futter oder Tränkewasser übertragen werden. Auch die Fütterung von Hunden mit rohem Fleisch/ Wildbret von Wiederkäuern (Trend zu „BARF“ = biologisch artgerechtes rohes Futter für Hunde) birgt ein Risiko. Ein geringeres Risiko als von Hofhunden geht von Hundekot auf Futterflächen aus.

Hundekot als hygienisches Problem in Futtermittel

Trotzdem stellt Hundekot auf Futter- und Äsungsflächen ein futtermittelhygienisches Problem dar. Es ist zudem noch nicht bekannt, wie lange der Erreger beispielsweise in Silage überleben kann. Analog zu den Erkenntnissen bei Bauernhofhunden sollten Jagdhunde nicht mit rohem Wildbret ernährt werden, und sie sollten möglichst keine Nachgeburten oder abortierte Rotwildfeten aufnehmen können. Ebenso sollten auch Jagdhunde in Fütterungsbereichen keinen Kot absetzen.

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