Rehwild mit Hautdasseln: Das müssen Jäger bei der Jagd beachten

In der Unterhaut eines Anfang Juni erlegten Rehs fanden sich dunkelbraune, circa 2 cm lange, flache Gebilde. Worum kann es sich handeln?
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Hautdasseln leben unter der Haut und bilden dort "Dasselbeulen".

Auf Nachfrage ergab sich, dass in der Region Entwurmungen durchgeführt wurden. Die Gebilde lassen sich daher als abgestorbene Hautdassellarven erklären.

Jäger sind keine Tierhalter

Die Arzneimittelanwendung bei Wildtieren ist in Deutschland rechtlich nicht möglich, da Tierärzte rezeptpflichtige Arzneimittel, und dazu gehören Antiparasitika, nur an Tierhalter unter Auflagen (Dokumentation der Abgabe und Anwendung, Einhalten der Wartezeit usw.) abgeben dürfen – und Jäger sind eben keine „Tierhalter“. Neben dem Verbot wäre eine Behandlung auch wegen der Dosierungsprobleme nicht zielführend, von der Rückstandsproblematik her riskant, und zudem würden die abgetöteten Larven unter der Decke absterben, wo sie zu eitern beginnen und sogar Spätschäden wie Lähmungen oder allergische Reaktionen provozieren können.

Dassellarven in der Unterhaut, kurz vor dem Ausschlüpfen im Frühjahr.
Dassellarven in der Unterhaut, kurz vor dem Ausschlüpfen im Frühjahr.

Hautdasseln werden wie Nasen-, Rachen- und Magendasseln zur Familie der Dasselfliegen gezählt. Den Hauptteil ihres Lebens verbringen sie in einem Wirt. Die Hautdasseln leben unter der Haut. Die ausgewachsenen Stadien haben stark zurückgebildete Mundwerkzeuge. Sie können sich nicht ernähren und leben nur wenige Tage bis Wochen zur Fortpflanzung.

Abgestorbene Hautdasseln, nach unerlaubter Entwurmung eines Rehs.
Abgestorbene Hautdasseln, nach unerlaubter Entwurmung eines Rehs.

Die hummelähnliche gelb-schwarz behaarte Hautdasselfliege des Rehwilds (Hypoderma diana) ist 10 bis 12 mm lang, fliegt von Mai bis August und legt ihre Eier auf Haare der hinteren und unteren Körperpartien ab. Nach einigen Tagen schlüpfen aus den Eiern Larven. Diese bohren sich durch die Decke ein und beginnen ihre Unterhautwanderung in Richtung Rücken, wo sie unter der Rückenhaut ab Dezember als „Dasselbeulen“ mit zugehörigen Atemlöchern erscheinen. Ab März des Folgejahres schlüpfen die Larven über die Atemlöcher in der Haut aus den Beulen und verpuppen sich im Boden. Im Mai schlüpfen sie dann aus den Puppen und legen als Dasselfliegen ihre Eier ab, um den Zyklus abzuschließen.

Das Auftreten des Dasselbefalls bei Rehen scheint zuzunehmen, woran Faktoren wie Wilddichte, Witterungs- und Klimaänderungen oder auch eine Abwehrschwäche durch chronische Pansenübersäuerung verantwortlich sein dürften. Eine Bekämpfungsmöglichkeit besteht lediglich in intensiver Bejagung mit Absenken der Wilddichte. Nach der Erlegung befallener Stücke können sich die Larven nicht weiterentwickeln, und der Kreislauf ist unterbrochen. Damit sinkt das Infektionsrisiko im nächsten Jahr. Bis November/ Dezember sind die larvenbedingten Wildbretschäden noch gering.

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