Reh erlegt: Das sind die häufigsten Parasiten

Das Reh liegt, beim Aufbrechen dann die böse Überraschung: Parasitenbefall. Die Redaktion hat die bedeutendsten Parasiten und deren Symptome beim Rehwild für Sie zusammengestellt!
Eine ganze Reihe von Parasiten lebt auf und in unserem Rehwild (Symbolbild).
Eine ganze Reihe von Parasiten lebt auf und in unserem Rehwild (Symbolbild).

Wer kennt es nicht? Die Freude ist groß, das Stück liegt, doch die Ernüchterung folgt sofort, auf und unter der Decke tummeln sich lauter kleine Tiere. Später beim Aufbruch zeigt ein kritischer Blick schnell, ob das Stück Würmer hat. Wir haben die häufigsten Endo- und Ektoparasiten genauer unter die Lupe genommen. Parasiten sind Lebewesen, die über ihren gesamten Entwicklungszyklus andere Organismen (Wirt) benötigen, um zu überleben. Parasiten sind nicht nur in der Lage, dem Wirt wichtige Nährstoffe zu entziehen, sie können auch Gewebe und Zellen schädigen sowie Krankheitserreger übertragen. Einteilen lassen sich Parasiten in Endo- und Ektoparasiten. Ektoparasiten tummeln sich auf dem Organismus, nutzen also Haut, Haar und Federn der Wirtskörpers als Lebensraum.

Endoparasiten: So sieht der Kreislauf aus

Endoparasiten schmarotzen im Inneren des Wirtskörpers, beispielsweise in den Organen, in Form von Darmparasiten. In der Regel werden die Eier oder Larven der Parasiten beim Äsen aufgenommen. Im Wildkörper entwickeln sie sich über verschiedene Larvenstadien weiter und pflanzen sich fort. Um den Zyklus aufrecht zu erhalten, legen die Parasiten erneut Eier ab, die vom Wild ausgeschieden werden.

Magen-Darmwürmer: Das sind Symptome

Der Rote oder Gedrehte Magenwurm (Haemonchus contortus) lebt im Labmagen von Wild- und Hauswiederkäuern, ernährt sich von Gewebeteilen und saugt Blut aus der Labmagenschleimhaut. Dadurch kommt es zu großen Blutverlusten und Anämie (Blutarmut), Durchfall tritt nicht immer auf. Rund 1.000 Würmer nehmen ungefähr 50 ml Blut pro Tag auf, was auch zu ihrer Farbe und ihrem Namen führt. Blutbildungsstätten im Knochenmark kommen mit der Produktion roter Blutkörperchen nicht mehr nach, was schlussendlich zur Blutarmut führt. Beim Aufbrechen zeigen erkrankte Stücke blasse, blutarme Organe und Muskulatur sowie Flüssigkeitsansammlung in Brust- und Bauchhöhle. Der Befall führt zu schweren klinischen Erkrankungen und plötzlichen Verendensfällen. Im Verdachtsfall ist eine Kontrolle sofort am Aufbruchplatz bzw. im Zuge der Sektion durch Aufschärfen des Labmagens leicht möglich, da die Parasiten im Labmagen problemlos zu finden sind.

Den Roten Magenwurm (1 - 2 cm) findet man bei hohem Befall im Labmagen.Der Rote Magenwurm (Massenbefall in eröffnetem Labmagen), ein ehemaliger „Flachlandparasit“, kommt mittlerweile schon auf über 2.500 m Seehöhe vor.
Den Roten Magenwurm (1 - 2 cm) findet man bei hohem Befall im Labmagen.Der Rote Magenwurm (Massenbefall in eröffnetem Labmagen), ein ehemaliger „Flachlandparasit“, kommt mittlerweile schon auf über 2.500 m Seehöhe vor.

Aus wildbrethygienischer Sicht sind befallene Rehe allein schon bei deutlicher Abmagerung untauglich für den menschlichen Verzehr. Treten dazu noch Blutarmut und Missfarbigkeit des Wildbrets auf, ergeben sich weitere Untauglichkeitsgründe. Es ist einleuchtend, dass solche Hegeabschüsse, die vielleicht schon zwei bis drei Wochen später an einer Parasitose verendet wären, kein Lebensmittel sind. Im Zweifelsfall ist eine Untersuchung des Wildkörpers und der vorgeschriebenen Organe durch einen Tierarzt erforderlich.

Leberegel: Daran ist eine Infektion erkennbar

Erwachsene Egel leben in den Gallengängen der Leber. Ein geringer Befall wird ohne Symptome vertragen, stärkerer Befall führt zu Leberschädigungen. Die typischen Krankheitssymptome durch den großen Leberegel sind Abmagerung, Durchfall, stumpfes und struppiges Haarkleid sowie Blutarmut und Gelbsucht. Auch Ödeme im Kehlgangbereich können vorkommen. Durch Anschneiden der Leber ist ein Leberegelbefall leicht erkennbar. Einerseits sind die Gallengänge verdickt, andererseits ist die Gallenflüssigkeit nicht olivgrün, sondern braungrün und flockig. Meist können auch einzelne Leberegel aus den Gallengängen ausgedrückt werden.

Die verdickten Gallengänge der Leber bestätigten: Leberegelinfektion.
Leberegel finden sich nicht nur in der Leber, sondern auch in den Gallengängen beim Reh.

Befallene Lebern sind für den menschlichen Verzehr untauglich. Sonstige essbare Organe und das Wildbret sind genusstauglich, sofern keine weiteren Auffälligkeiten (z.B. starke Abmagerung, Gelbsucht, Abszessbildung, entzündliche Veränderungen des Bauchfells oder vermehrte Bauchhöhlenflüssigkeit) vorliegen.

Knoten in der Lunge: Lungenwürmer?

Verschiedene Arten Kleiner Lungenwürmer sind jeweils auf bestimmte Schalenwildarten spezialisiert. Rehwild wird von Varestrongylus capreoli befallen. Sind Große Lungenwürmer überwiegend in der Luftröhre und größeren Bronchien zu finden, so befallen die mehrere Zentimeter langen, fadendünnen Kleinen Lungenwürmer kleinere Luftwege und das Lungengewebe selbst, wo sie Wurm- oder Brutknoten verursachen. Die stecknadelkopf- bis über haselnussgroßen Knoten sind beim Tasten und Anschneiden von fleischiger Konsistenz.

Schnitt durch einen Lungenwurmknoten des Kleinen Lungenwurms.
Schnitt durch einen Lungenwurmknoten des Kleinen Lungenwurms.

Kleine Lungenwürmer entwickeln sich über Nackt- und Gehäuseschnecken als Zwischenwirte. Große Lungenwürmer hingegen benötigen keinen Zwischenwirt. Aus den Lungenwurmeiern schlüpfen Erstlarven, die aufgehustet oder abgeschluckt und mit der Losung ausgeschieden werden. Treffen diese Larven auf Schnecken, bohren sie sich in die Schnecke und entwickeln sich über zwei Häutungen zu ansteckungsfähigen, ca. 0,5 – 0,8 mm großen Drittlarven. Schalenwild nimmt die Larven beim Äsen entweder zufällig mit den Zwischenwirten oder nach ihrem Freiwerden aus abgestorbenen Schnecken auf. Über die Darmwand gelangen die Larven in Blut- und Lymphgefäße und über diese in die Lunge, wo der Zyklus erneut beginnt. Lungenwurmlarven werden ganzjährig ausgeschieden, sie sind widerstandsfähig gegen Frost. Lungenwurmerkrankungen mit tödlichem Ausgang sind bei Reh- und Gamswild keine Seltenheit. Ein geringer Befall mit Kleinen Lungenwürmern verläuft meist symptomlos. Ein stärkerer Befall, vor allem bei Jungwild, führt zu verzögertem Verfärben, Husten, Atembeschwerden, Abmagerung und bei Rehböcken zu gestörter Gehörnbildung. Die Lunge befallener Stücke ist untauglich für den menschlichen Verzehr, das Wildbret verkehrsfähig, sofern keine deutliche Abmagerung vorliegt.

Filarien: Das sind die Überträger

Die häufigste Bauchhöhlenfilarie des Rehwildes (Setaria tundra capreoli) in Mitteleuropa wird rund drei Zentimeter (Männchen) bis fast acht Zentimeter (Weibchen) lang. Filarien werden durch verschiedene Fliegenarten übertragen. Fliegen sind Zwischenwirte, in denen sich die infektiösen Drittlarven entwickeln, dann über die Speicheldrüsen auswandern und damit übertragen werden können. Über die geschätzte Verbreitung und Häufigkeit von Filarien bei Reh- und Rotwild liegen aus Mitteleuropa keine umfassenden Untersuchungen vor. 

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Filarien in der Bauchhöhle.

Es ist vermutlich mit einer relativ weiten Verbreitung dieser Parasitenarten bei Rotwild, seltener beim Rehwild zu rechnen. Sie werden nur im Zuge des Aufbrechens sicherlich recht häufig übersehen. Falls befallene Rehe nicht aus anderen Gründen abgemagert oder sonst auffällig sind, sind sie als Lebensmittel verkehrsfähig. Bei einem Befall der Leber ist diese untauglich für den menschlichen Verzehr.

Ektoparasiten: So übertragen sich die Schmarotzer

Ektoparasiten können entweder in Form von Eiablage auf der Decke durch adulte Parasiten (z.B. Dasseln) oder durch direkten Kontakt übertragen werden.

Hautdasseln: Das sind Symptome für den Befall

Die Hautdasselfliegen des Rehwildes (Hypoderma diana) legen ihre Eier auf den Haaren der hinteren Körperpartien ab. Einige Tage nach der Eiablage am Wildkörper schlüpfen die Larven, bohren sich durch die Haut und beginnen ihre Wanderung in Richtung Rücken. Dort erscheinen sie unter der Rückenhaut ab Dezember als „Dassel-Beulen“ mit Atemlöchern. Während der Larvenwanderung tritt Juckreiz auf. Durch Kratzen kann es zu flächenhafter Haarlosigkeit (ähnlich der „Haarseuche“) und sogar zu leichter Borkenbildung der Haut kommen.

Dassellarven unter der Rehdecke.2 Die Parasiten leben unter der Decke und ernähren sich von Gewebe und Körpersäften des befallenen Stücks.
Die Parasiten leben unter der Decke und ernähren sich von Gewebe und Körpersäften des befallenen Stücks.

Stark befallene Stücke können abmagern, oftmals liegt das Durchschnittsgewicht befallener Rehe rund ein Kilo unter jenem nicht befallener Stücke. Im März schlüpfen die Larven über die Atemlöcher in der Haut aus den Dasselbeulen und verpuppen sich im Boden, um ab Mai wieder als Dasselfliegen zu schlupfen.

Beim Aus-der-Decke-Schlagen erlegter Stücke findet man die Dassellarven sowohl an der Deckenunterseite als auch am Wildbret. Auffallend sind anfangs flächenhafte, blutig-sulzige Bereiche in Unterhaut und Muskulatur, später Bindegewebskapseln (Dasselbeulen). Diese enthalten neben der Larve eine schleimige Flüssigkeit oder Eiter sowie ein Atemloch durch die Decke nach außen. Bei Veränderungen der Muskulatur beziehungsweise deutlicher Abmagerung sind befallene Stücke nicht für den menschlichen Verzehr geeignet.

Das Auftreten des Dasselbefalles wie auch der sogenannten „Haarseuche“ bei Rehen (Befall mit Haarlingen und Lausfliegen und juckreizbedingter Haarausfall) hat zumindest in der Heimat des Verfassers, der Steiermark/ Österreich, zugenommen. Als Ursachen kämen Faktoren wie mildere Winter, weitere Witterungs-/ Klimafaktoren, hohe Wilddichte und nicht zuletzt Abwehrschwäche durch fütterungsbedingte, chronische Pansenübersäuerung, wie bei anderen Parasitosen, in Frage. Nicht zu vernachlässigen sind auch Sauenkirrungen und Niederwildschütten, wo Rehe immer wieder zu Mais und Getreide kommen. So wie es bei einer fütterungsbedingten Pansenübersäuerung infolge ihrer negativen Auswirkung auf das Immunsystem zu einer deutlichen Zunahme von Innenparasiten kommt, vermehren sich auf diesen abwehrschwachen Stücken auch Außenparasiten - wie eben Haarlinge und Lausfliegen - wesentlich stärker als auf einem gesunden Stück.

Das sind Symptome für Rachendasseln

Beim Reh parasitieren die Larven der „Rehbremse“ Cephenomia stimulator, die einer kleinen Hummel ähnelt. Nasendasselfliegen schleudern die millimetergroßen Erstlingslarven (keine Eier, also „lebendgebärend“) in einem Flüssigkeitstropfen an den Windfang, von wo die Larven in die Nasenhöhle kriechen und sich mit Mundhaken in der Schleimhaut verankern und weiterentwickeln. Ab Anfang April werden die Larven von den Rehen ausgehustet oder lassen sich aus dem Windfang fallen, worauf sie sich im Boden verpuppen und nach drei bis sechs Wochen als fertiges Insekt schlüpfen. So schließt sich der Kreislauf. Die dauernde Beunruhigung der befallenen Rehe bedeutet eine deutliche Störung bei der Äsungsaufnahme oder in Ruhephasen und wirkt sich negativ auf das Wohlbefinden aus. Zudem entstehen Schleimhautreizungen mit gesteigerter Sekretbildung und Schwellungen sowie Husten und Atembeschwerden.

Rachendasseln sind die Larven der Dasselfliege, die im Nasen-Rachenraum des Wirts parasitieren.
Rachendasseln sind die Larven der Dasselfliege, die im Nasen-Rachenraum des Wirts parasitieren.

Diese Parasitose fällt entweder schon beim Ansprechen durch Niesen, Schleudern mit dem Haupt, schnarchende Atemgeräusche, anfallsweise krampfartige Husten im April bis Juni (im Gegensatz zum Hüsteln bei Lungenwurmbefall, das ganzjährig auftreten kann) oder beim Entfernen des Hauptes bzw. Kappen der Trophäe in den Monaten April bis Juni auf. Die dabei gefundenen Larven der Rachenbremse sind 1,5 bis 2,5 cm lang. Die Entwicklung der Larven findet im Bereich der Nasengänge statt. Entgegen landläufiger Meinung dringen die Larven nicht bis ins Gehirn vor, sie können lediglich beim Kappen der Trophäen in diese Bereiche verschmiert werden.

Der erlegte Jährlingsbock dürfte mehrfach angesteckt worden sein, was auch durch die deutlichen Größenunterschiede der Larven zu vermuten ist. Einen Einfluss auf die Trophäenentwicklung dürfte der Rachenbremsenbefall höchstens auf Jährlingsböcke haben, die ihr Trophäenwachstum erst im Mai, also zur Zeit des größten Wachstums der Dreierlarven, abschließen. Meist haben Rehe mit Rachenbremsen aber auch andere Endoparasiten. Erkrankte Rehe sollten erlegt und die Larven vernichtet werden, da sie ab Mai verpuppungsreif sind. Wildbrethygienisch bestehen nach Entfernung des Hauptes – falls das Reh nicht stark abgemagert ist – keine Bedenken.

Zecken: Darum verhindert Wild die Gefahr für Krankheiten

Erwachsene Zecken saugen meist auf Wild, aber genauso auch Larven und Nymphen. Es gibt zwar insgesamt mehr Zecken, bei hoher Wilddichte. Doch verringern Rehe die Infektionsgefahr: Erreger für Borreliose, Babesiose oder FSME fühlen sich ihrem Blut nicht wohl. Wild wirkt daher als Infektionsverdünner: Sinkt die Dichte, steigt meist wieder die Ansteckungsrate mit Krankheiten.

Zecken haben keinen Einfluss auf die Qualität des Wildbrets.

Zecke-Detail
Zecken fühlen sich auf Rehwild besonders wohl.

Wirken sich Hirschlaus-Fliegen, Haarlinge, Läuse, Flöhe auf das Wildbret aus?

Läuse, Milben, Haarlinge und Lausfliegen haben in der Regel keinen Einfluss auf die Qualität des Wildbrets. Ein Blick auf den Allgemeinzustand des Stücks und weitere Merkmale, die zum Verzehrausschluss führen, sollte hier natürlich ausschlaggebend sein.

Läuse: Läuse haben stechend-saugende Beisswerkzeuge, mit denen sie Blut saugen und Juckreiz beim betroffenen Stück hervorrufen. Nissen und adulte Formen treten beim Rehwild bevorzugt an Kopf, Hals, Schulter und Flankenbereich auf. Läuse können durch Kontakt mit befallenen Stücken vom Reh auf den Menschen übertragen werden.

Flöhe überleben sehr lange ohne Wirt.
Flöhe überleben sehr lange ohne Wirt.

Haarlinge: Haarlinge ernähren sich von Haut- und Haarschuppen sowie Körpersekreten beim Reh. Sie sind beim Reh häufiger anzutreffen als Läuse. Je nach Befallsintensität können Haarlinge zu einem deutlich veränderten Haarkleid und einem schlechten Allgemeinbefinden führen.

Die Haarseuche wird zum Beispiel beim Rehwild durch Haarlinge ausgelöst.Ein Massenbefall mit Haarlingen.
Ein Massenbefall mit Haarlingen.

Lausfliege: Die Hirschlausfliege lebt in Wäldern und Waldrandgebieten, deren bevorzugte Wirte unter anderem Rehwild sind. Sie gehören zu einer eigenständigen Familie blutsaugender Fliegen. Wie bei allen Ektoparasiten kann auch die Fliege auf den Menschen übergehen.

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