Die Erlegungen beim Raubwild sind in Niedersachsen weiterhin hoch. Verglichen mit den Strecken der vorangegangenen zehn Jahre erreichte die Jagdstrecke des Fuchses mit 65.611 erlegten Rotröcken im Jagdjahr 2020 – anders als im Bundestrend – ihre bisherige Höchstzahl.

Dieses Ergebnis ist einerseits gut fürs Niederwild und für bedrohte Arten, da durch die hohe Streckenzahl der Prädationsdruck auf Hasen und bodenbrütende Federwildarten zurückgeht. Andererseits sinkt bei einem weniger dichten Besatz auch die sogenannte Begegnungswahrscheinlichkeit oder Kontaktrate zwischen den Individuen der einzelnen Fuchspopulationen – und damit auch die Anfälligkeit dieser Populationen für Krankheiten.
Viele Erkrankungen werden nämlich durch einen direkten Hautkontakt, Bisse, Tröpfcheninfektionen oder Deckakte von einem Tier zum nächsten weiterverbreitet.

Es gilt immer zu beachten: Stabile hohe Besätze begünstigen Krankheiten, weil sich die Individuen häufiger begegnen als bei einem niedrigen Besatz. Zudem reißt, angesichts der zahlreicheren Kontakte, in kopfstarken Populationen bei einem Infektionsgeschehen die Infektionskette langsamer ab als in zahlenmäßig ausgedünnten Populationen.

Ein Virus kann sich immer nur in lebenden Zellen vermehren. Deshalb gilt: Wer intensiv Füchse bejagt, leistet in doppelter Hinsicht etwas Gutes! Das klassische Beispiel einer Tierseuche die vom Raubwild – und speziell vom Fuchs – übertragen wird, ist die Tollwut.
Sie wird durch einen Virus ausgelöst und durch Speichel eines tollwütigen Tieres über einen Biss, eine Kratzwunde oder den direkten Kontakt einer Schleimhaut mit infiziertem Speichel übertragen. Versinnbildlicht wird ein tollwütiges Tier durch Schaum vor dem Maul. Allerdings kann Tollwut auch in einer paralytischen Form vorkommen, bei der sich das erkrankte Tier zurückzieht oder seine natürliche Scheu verliert und ungewöhnlich zahm verhält.

Um die Durchseuchung der Fuchspopulation zu minimieren und die gefährliche Krankheit insgesamt zu bekämpfen, wurden bis 2008 in tollwutbestätigten oder -gefährdeten Bezirken per Hand Impfköder ausgelegt oder aus Flugzeugen abgeworfen. Seither gilt Deutschland nach den Kriterien der Weltorganisation für Tiergesundheit als frei von terrestrischer Tollwut.
Gleichwohl existiert in Deutschland weiterhin die so genannte Fledermaustollwut, die von einem verwandten Virus ausgelöst wird. Durchschnittlich infizieren sich hierzulande heute jährlich bis zu 20 Menschen damit. Für sämtliche Fälle von auftretender Tollwut bei Tieren besteht in Deutschland eine Anzeigepflicht.

Viruserkrankung Staupe
Eine weitere hoch ansteckende Viruserkrankung von Fleischfressern wie Fuchs, Wolf, Wiesel oder Waschbär ist die Staupe. Immer wieder flammen in verschiedenen Regionen Deutschlands Staupeinfektionen auf, die annähernd seuchenhaft verlaufen und viele Tiere verenden lassen.
Das Krankheitsbild kann bei erkrankten Tieren vollkommen unterschiedlich verlaufen – je nachdem, welche Organe betroffen sind. In Regionen, in denen die Lungenvariante dominiert, fällt insbesondere Raubwild auf, das an eitrigem Augen- und Nasenausfluss leidet. Befallene Tiere husten, niesen oder haben Atemnot. Bei der Darmvariante leiden die Tiere an Durchfall oder übergeben sich.

Staupe: Die Hautvariante
Bei der Hautvariante infizieren sich zusätzlich die Innenflächen der Schenkel und der Ohren und entwickeln gemeinsam mit einer starken Hautrötung Bläschen und Pusteln. Wenn sich Jungtiere während des Zahnens infizieren, bilden sie Defekte an ihrem Zahnschmelz aus – das sogenannte „Staupegebiss“. Oft folgen auf diese Symptome Störungen des Zentralnervensystems mit Bewusstseinstörungen, gesteigerter Aggressivität, Muskelkrämpfen und Nervenlähmungen.
Sobald sich im Verlauf der Erkrankung solche Symptome einstellen, verläuft die Krankheit meist tödlich. Waschbären, Nerze und Marder haben laut Literatur kaum eine Überlebenschance. Achtung: Die Staupe kann auch Hunde befallen. Bis zur Einführung einer Impfung (etwa im Jahr 1960) war sie die verlustreichste Virusinfektion bei Hunden. Deshalb sollte der Impfstatus der Vierläufer regelmäßig kontrolliert und falls nötig aufgefrischt werden.
Entzündung durch Ektoparasiten: Die Räude
Neben den Viren können auch sogenannte Ektoparasiten wie Zecken, Milben, Flöhe oder Läuse Krankheiten auslösen. Eine optisch auffällige Krankheit beim Fuchs ist die Räude. Auslöser dafür sind Grabmilben, die direkt beim Kontakt von Tier zu Tier übertragen werden. Die einzelnen Milben sind etwa 0,4 Mikrometer groß und graben Gänge in die Haut ihrer Wirtstiere.
Dort legen sie ihre Eier ab und vermehren sich millionenfach. Die Haut reagiert mit verdickten Hornzellen und starkem Juckreiz. Dies führt dazu, dass sich befallene Tiere scheuern und wundkratzen und in der Folge flächendeckend ihr Haarkleid verlieren. Zudem entwickeln sich schmierige Ablagerungen und dicke Krusten.
Die betroffenen Tiere sind erschöpft, magern stark ab und verhungern oder erfrieren überwiegend elendig. Zwar haben Radiotelemetriestudien der Technischen Universität München gezeigt, dass einzelne Füchse die Räude ausgeheilt haben. Doch sollten auffällige, sichtbar kranke oder abgekomme Füchse aus Tierschutzgründen unbedingt sofort erlegt werden. Begünstigt wird die Räude je nach Region durch kopfstarke Fuchspopulationen in ausgedehnten Wäldern oder von Wald dominierten Niederwildrevieren, in denen Füchse nur sporadisch oder gar nicht bejagt werden.
Im Umfeld solcher Reviere wird bei erlegten Füchsen phasenweise eine hohe prozentuale Befallsrate festgestellt. Im übrigen können sich auch Hunde, Marder, Iltisse und Dachse an Räude infizieren. Einer Meldung des Wolfsbüros in Hannover zufolge wurde schon im Jahr 2017 im Ostenholzer Moor im Heidekreis ein an Räude erkrankter Wolf gesichtet.
Innere Schmarotzer: Würmer
Daneben kann Raubwild auch an sogenannten „Endoparasiten“ wie Würmern erkranken. Der Kleine Fuchsbandwurm zum Beispiel kann auch Menschen infizieren und entwickelt in deren Leber ein tumorartig wachsendes Blasengebilde. Der Wurm besteht aus einem Kopf mit Haken und Saugnäpfen sowie vier weiteren Wurmgliedern.
Im Endglied befinden sich die reifen Eier des Endoparasiten. Der Wurm durchläuft in seinem Lebenszyklus zwei Generationen. Dabei leben die vier Millimeter langen Würmer zunächst in der Darmschleimhaut des Fuchses.
Bis rund 200.000 Bandwürmer können in einem Fuchs leben, ohne dass dieser äußerliche Krankheitssymptome zeigt.
Artenübergreifende Ansteckung
Wenn der Fuchs sich löst, scheidet er tausende Eier aus, die wiederum von Mäuse mit ihrer Nahrung aufgenommen werden. In deren Darm schlüpfen die Larven des Wurmes, bohren sich durch die Darmwand und gelangen über das Blut in die Leber. Frisst ein Fuchs eine infizierte Maus, entwickeln sich in seinem Darm erneut Bandwürmer.
Achtung: Auch etliche Jagdhunde fressen Mäuse oder wälzen sich in Fuchslosung. Bauhunde und manch anderer Vierläufer haben bei der Jagd sogar direkten Kontakt zu Füchsen.
Darum müssen unsere vierläufigen Jagdgefährten regelmäßig entwurmt und Bauhunde nach einem Einsatz gut und gründlich gewaschen werden. Das gleiche gilt natürlich, wenn Hunde Füchse apportieren oder sogar abtun.Um die Infektionskette beim Fuchsbandwurm effektiv zu durchbrechen und die Verbreitung des Wurmes flächendeckend zurückzudrängen, müsste nach wissenschaftlichen Untersuchungen die Fuchsdichte auf je einen Fuchs pro etwa 330 Hektar herabgesetzt werden. Von dieser Zahl sind wir aktuell jedoch weit entfernt.
Fuchsstrecken im Vergleich
Setzt man die Fuchsstrecke aus dem Jagdjahr 2020 von bundesweit 454.084 erlegten Füchsen ins Verhältnis zur Zahl der Jagdscheininhaber von 397.414 in Deutschland, stellt man fest, dass – statistisch gesehen – jeder Jäger in dem Jahr etwas mehr als einen Fuchs erlegt hat.
Setzt man die zeitgleich in Niedersachsen erlegten 65.611 Füchse ins Verhältnis zu den 9.100 Revieren, die an der Wildtiererfassung teilnehmen, ergibt sich ein Durchschnitt von 7,21 erlegten Füchsen pro Revier. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Strecken der einzelnen Reviere recht unterschiedlich ausfallen.
Nimmt man nun weiter zur Kenntnis, dass in Gegenden, in denen pro Revier durchschnittlich fünf Füchse erlegt werden, einige wenige Reviere im selben Zeitraum mehr als 20, 30 oder gar 40 Füchse erlegen, bekommt man ein Gefühl dafür, dass der tatsächliche Fuchsbesatz in vielen Revieren um ein Vielfaches höher sein dürfte, als die Jahresstrecke widerspiegelt.
Mit entsprechendem Einsatz dürfte sich die Strecke hier tatsächlich deutlich erhöhen lassen – ausreichend Füchse gibt es sicher! Insofern darf die aktuelle Rekordzahl erlegter Füchse Niedersachsens Jäger dazu animieren, die Intensität der Fuchsbejagung weiter zu steigern. Im Sinne der Hege und Gesundheitsvorsorge, auch die der Füchse.