Pansensteine, auch Bezoare oder „Gamskugeln“ genannt, entstehen aus schwer- oder unverdaulichen Pflanzenteilen oder Haaren, die sich verfilzen und später durch die dauernden Vormagenbewegungen kugelig, walzen- oder eiförmig werden. In der Folge lagern sich weitere Schichten sowie Mineralstoffe in kristalliner Form (meist Kalzium-, Phosphor- oder Magnesiumverbindungen) an. Durch die andauernde Pansenbewegung wird die Oberfläche poliert.

Auch aufgenommene Fremdkörper (z.B. Steinchen) können das Zentrum eines späteren Bezoares bilden. Bei einem Querschnitt durch die meist walnuss- bis hühnereigroßen Bezoare ist fast immer das Zentrum und eine Schichtung erkennbar. Gesundheitliche Störungen, wie Verdauungsprobleme oder Blähungen, sind im Zusammenhang mit Pansensteinen selten. Bei größeren Bezoaren, die mit bis zu über 20 cm im Durchmesser bei Gämsen gefunden wurden, allerdings häufig anzutreffen.

Bezoare sind beim Gams- und Steinwild relativ häufig. Bei anderen Wiederkäuern hingegen seltener und werden vermutlich oft übersehen, da der Weidsack meist nicht geöffnet oder durchgetastet wird. Magensteine, ausgehend von unverdaulichem Material, kommen übrigens auch beim Menschen und bei Kaninchen vor.
Pansensteinen wurden früher in der Volksmedizin über 40 besondere Heilkräfte zugesprochen, zudem waren sie ein Zauberrequisit. Wer sie bei sich trug, war für 24 Stunden hieb- und stichfest; wenn man ein wenig von den Bezoaren abschabte und mit Blei mischte, erhielt man Freikugeln.
Doktor Hieronymus Velschius schrieb Anfang des 17. Jahrhunderts über Bezoarkugeln Folgendes: „Solln eyn gutes Mittel seyn gegen Pest, Schwindel, Melancholie etc., etwas nüchtern davon eingenommen sollt sogar auf 24 Stunden schussfest machen, wenngleich es auch dem Gembs, der es gehabt, nicht geholfen. Die Jäger und Bauerndoctoren führen sie in der Hausapotheke. Mit einer Gembskugel im Sack hat man einen Universaltalisman für Seele und Leib, gegen Übel der Natur wie gegen böse Geister …“
Ebenso dienten Bezoare angeblich der Stärkung der Lebensgeister, der Geburtserleichterung, und Ungezieferabwehr. Weiterhin galten sie als harntreibend, halfen gegen Pest, Gift, Gelbsucht, Kopfschmerzen und Ohnmacht, Auch bei Melancholie sowie gegen die „monatliche Blödigkeit“ waren sie ein probates Mittel.
„Bezoar“ leitet sich übrigens vom arabischen „Badsar“ ab, was etwa so viel wie Gegengift bedeutet.