Anomalien beim Rehwild: Wieso ist das so?

Eine Laune der Natur? Mehreren Lesern fielen Abweichungen in der Anatomie zerwirkter Rehe auf. Beispielsweise Löcher im Kiefer oder mehr Rippenpaare. Wie kommt es dazu?
Rehwild Sprung Raps
Beim Rehwild finden sich immer wieder Anomalien. Aber was hat es damit auf sich?

Beim jahrelangen Zerwirken von Rehwild fiel einem Leser auf, dass einige Rehe 14 Rippenpaare besitzen, der Großteil aber nur 13. Er fragte sich, woher der Unterschied kommt und was die Ursache dafür sein kann.

Variationen zwischen 12 und 14 Rippenpaaren möglich

Die Zahl der Rippen ist sowohl bei Tieren als auch beim Mensch abhängig von der Anzahl der Brustwirbel. Hauswiederkäuer und auch Rehwild haben in der Regel 13 Brustwirbel. Das entspricht dann 13 Rippenpaaren. Bei Rehen treten jedoch immer wieder Stücke auf, die auch nur zwölf oder aber gar 14 Brustwirbel und damit auch Rippen haben. Beim Schwein kommt sogar eine Variabilität zwischen 14 und 17 Brustwirbeln (und damit auch Rippen) vor. Diese Variabilität dürfte genetisch bedingt sein. Die unterschiedliche Anzahl der Brustwirbel bzw. Rippenpaare hat ansonsten keinerlei andere Auswirkungen. Beim Schwein bestimmt sie jedoch die Zahl der Koteletts …

Reh Rippe
Die Zahl der Rippen und Brustwirbel kann bei vielen Tieren, wie auch bei Rehwild, schwanken.

Eine weitere Leserfrage bezog sich auf einen erlegten Rehbock. Der bemerkenswerte alte Bock wies neben einer Eindellung zwischen den Rosenstöcken noch zwei Löcher in den Unterkieferästen auf. Von den Zähnen der jeweiligen Löcher, waren nur noch Reste der Zahnwurzel vorhanden.

Kiefer Loch Reh
Eine chronische Zahnfleischentzündung hat dauerhafte Spuren hinterlassen.

Unterschiedliche Ursachen möglich

Bei der Eindellung zwischen den Rosen des Rehbockes handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Spuren aus einem Kampf mit einem anderen Bock. Das abgebildete „Loch“ in der Zahnreihe des Unterkiefers im Bereich des 1. Molaren stammt vermutlich von einer chronischen Zahnfleischentzündung. In die Zahnlücken des stark abgenutzten 1. Molaren (= ältester Zahn im Kiefer) dürften sich immer wieder Äsungs- bzw. Futterpartikel eingeklemmt haben, die in weiterer Folge das Zahnfleisch reizten und Entzündungen hervorriefen. Diese können auch auf Zahnfächen und Kieferhöhlen übergreifen und führen zu einem lokalen Abbau des Kieferknochens. Das wiederum kann aussehen wie ein „Loch“.

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