Afrikanische Schweinepest erkennen: Ein Leitfaden

Seit dem ersten Ausbruch 2020 schwingt die Seuche immer mit, wenn es um Schwarzwild geht. Wir klären die wichtigsten Fragen rund um ASP.
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Ist ein Tellerschuss beim Schwarzwild waidgerecht oder birgt er ein zu hohes Risiko?

Der Begriff Afrikanische Schweinepest (ASP) schwebt als Damoklesschwert permanent über der Thematik Schwarzwild und damit einer der wichtigsten bejagbaren Schalenwild in unserem heimischen Kreisen. Aber was genau ist diese Seuche eigentlich? Wie gefährlich ist die Krankheit? Woran erkenne ich als Jäger, ob ein Stück betroffen ist? Wie geht es dann weiter?

Vergrößerte Lymphknoten sollten näher in Augenschein genommen werden.
Vergrößerte Lymphknoten sollten näher in Augenschein genommen werden.

Was ist die Afrikanische Schweinepest?

Bei der Afrikanischen Schweinepest, kurz ASP, handelt es sich um eine hochansteckende, unheilbare Virusinfektion, die Haus- und Wildschweine betrifft. Von der Krankheit befallene Stücke verenden in der Regel innerhalb weniger Tage.

Die Krankheit wird über direkten Kontakt zwischen infizierten und nicht-infizierten Tieren übertragen. Allen voran Kontakt zu Blut (z.B. Kadaver ASP-infizierter Schweine) und verunreinigten Gegenständen/Lebensmitteln/Futter spielt hier eine übergeordnete Rolle.

<b>Die verludert gefundenen Stücke werden markiert und später abtransportiert.</b>Bisher ist die ASP in Deutschland bei 1.213 Wildschweinen nachgewiesen (Stand: 31.5.2021).
Die verludert gefundenen Stücke werden markiert und später abtransportiert.

In Deutschland wurde am 10. September 2020 das erste Mal ein mit ASP infiziertes Wildschwein in Brandenburg aufgefunden und gemeldet. Innerhalb eines Jahres, am 15. Juli 2021 infizierten sich erstmalig Hausschweine in Brandenburg mit dem Virus.

Derzeit werden laut dem Tier Seuchen Informationssystem (TSIS) überwiegend Fälle in Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern und Brandburg gemeldet.

Einblutungen (rote Pünktchen) in der Niere sind Zeichen der Schweinepest.
Einblutungen (rote Pünktchen) in der Niere sind Zeichen der Schweinepest.

Ist die Krankheit für Menschen gefährlich?

Das Virus ist nicht auf Menschen übertragbar, weder durch den Verzehr von infiziertem Schweinefleisch, noch über direkten Kontakt zum infizierten Tier oder dessen Ausscheidungen.

Durch die sachgemäße Entsorgung von infizierten Erzeugnissen und Materialien (Schuhe, Fahrzeuge etc.), die in Kontakt mit ASP-Viren gekommen sind, kann der Mensch maßgeblich dazu beitragen, die Seuche einzudämmen.

Punktförmige Blutungen in Niere, innerer Blasenwand und auf dem Kehldeckel sowie geschwollene, blutreiche Lymphknoten sind schweinepestverdächtig.
Punktförmige Blutungen in Niere, innerer Blasenwand und auf dem Kehldeckel sowie geschwollene, blutreiche Lymphknoten sind schweinepestverdächtig.

Woran erkenne ich ASP?

Das noch lebende Stück weist in der Regel einen schlechten Allgemeinzustand auf. Fieber, Schwäche, Fressunlust, Bewegungsstörungen und Atemprobleme. Hinzu kommen Durchfall, verstärkte Neigung zu Blutungen (Nasenbluten, blutiger Durchfall, Hautblutungen), verringerte Fluchtbereitschaft („Liegenbleiben in der Suhle“) und Desorientiertheit weisen darauf hin, dass das Stück infiziert ist.

Kehldeckel-bedenkliche-Merkmale

Beim erlegten Stück lassen sich charakteristische Einblutungen (rote Pünktchen) ausmachen. Die feinen punkt- und flächenförmigen Blutungen finden sich nicht nur in den Organen, sondern können auch die Haut betreffen. Hinzu kommen geschwollene und vergrößerte, blutreiche Lymphknoten sowie eine vergrößerte Milz. Lunge und Atemwege können mit Schaum gefüllt sein.

Hilfreiche Links

Bundesamt der verbeamteten Tierärzte. Hier finden Sie Angaben dazu, welches Amt für welchen Fundort zuständig ist:

amtstierarzt.de - Veterinärämter

Hier geht es zu einem sehr ausführlichen Video, wie bedenkliche Merkmale beim Aufbrechen von Schwarzwild erkannt werden können:

Erkennung der ASP am Aufbruch | Zenodo

Hier geht es zum Tiefund-Kataster:

Startseite - Tierfund-Kataster

Welche Maßnahmen zur Eindämmung gibt es?

Ein erster Schritt ist ein striktes Hygienekonzept, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern. Dies gilt nicht nur für die Schweinehaltung, sondern auch für Jäger, die in Kontakt mit Schwarzwild sind: Wildwannen, Messer, Stiefel, Kleidungsstücke, Lappen müssen ordnungsgemäß desinfiziert und mit größter hygienischer Sorgfalt behandelt werden. Das Virus bleibt in Schweiß gut 15 Wochen infektiös, in Losung circa drei Monate. Im Knochenmark verwesender Tiere gut über ein halbes Jahr.
Jäger sind ein wichtiger Aspekt im Management der Schwarzwildpopulationen. Eine Schwarzwildpopulation auf einem konstant niedrigen Niveau zu halten, geht nur durch intensive Bejagung. Kleinere Populationen bedeuten weniger Kontaktmöglichkeiten und damit ein geringeres Ansteckungspotential.
Besondere Bedeutung in der Früherkennung eines ASP-Seuchenzugs liegt auf den sogenannten Indikatortieren. Das sind tot aufgefundene Stücke, alles Unfallwild, verhaltensauffälliges Schwarzwild und krank erlegte Tiere. Hier ist besondere Vorsicht geboten. Stücke nicht transportieren oder selbständig entsorgen.
Markieren Sie den Fundort um das Stück zuverlässig wiederfinden zu können. Am besten notieren Sie auch die GPS Daten. Viele moderne Smartphones ermöglichen es, den Aufnahmeort von Bildern mitzuspeichern. Ein Foto kann also auch den Standort festhalten. Fotos vom Stück können den Veteriären zudem helfen, bereits aus der Ferne den Zustand und damit den Zeitraum, wann das Fallwild angefallen ist, einzuschätzen.
Auch Fallwild sielt in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle. Verendete Stücke sollten unverzüglich dem Veterinäramt gemeldet werden, um abzuklären, was die Todesursache ist.
Der Transport verdächtiger verendeter Stücke sollte nur in luftdichten Spezialbehältern erfolgen.

Wie geht es weiter, wenn ich ein Stück mit ASP gefunden habe?

Ist die ASP ausgebrochen, gilt es nun so rasch wie möglich zu handeln. Der Deutsche Jagdverband hat hierfür gemeinsam mit dem Friedrich-Loeffler-Institut einen Fragenkatalog entwickelt, der als Richtlinie herangezogen werden kann. Wichtig ist eine saubere Kommunikation mit Behörden, Krisenstäben vor Ort. Bei der ASP handelt es sich um eine anzeigepflichtige Tierseuche.

Spezialfall Jagdreisen

Bei einer Jagdreise in besonders gefährdete Gebiete: Polen, Tschechien, Baltikum, Weißrussland, Ukraine oder Russland gelten strenge Hygienemaßnahmen. Eine gründliche Reinigung und Desinfektion von Ausrüstung, Fahrzeugen, Kleidung, Schuhen etc. ist unerlässlich.

Fallwild in Verwesung: Tupferprobe

Diese Methode eignet sich auch für bereits in Verwesung übergegangenes Fallwild. Der Tupfer sollte Schweiß und/oder schweißhaltiges Gewebe aufnehmen. Sehr gut geeignet ist die Probenahme im Kammerbereich. Hier können Lungengewebe mit Schweiß oder Herzschweiß mit dem Tupfer aufgenommen werden. Bei stärkeren Stücken sollte die Kammer an „tiefer“ (brustbeinnaher) Stelle geöffnet werden. Dann erreicht man mit dem Tupfer auch bei zusammengefallener Lunge das „Zielgebiet“.

Die Verfahrensweise ist schnell durchführbar und sauber – nur die Messerklinge kommt in Kontakt mit dem Wildkörper. Soweit möglich, sollten von jedem Stück zwei Tupferproben genommen werden (dies kann von derselben Stelle erfolgen). Der zweite Tupfer kann dann als Referenzprobe dienen. Tupfer erhalten Sie beim zuständigen Veterinäramt. Dr. Thomas Patzelt

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