Nach Miller (2010) und Steineck (pers. Mittl.) ist die Bestimmung des Rehwildalters mit der Zahnzementmethode nach dem Schliff des Zahnes nur bei einem Teil der geschliffenen Zähne anwendbar, da die Ersatzdentinzonen aufgrund der Größe des Zahnes wesentlich enger und auch undeutlicher als bei Rotwild ausgeprägt sind.
Exakte Altersbestimmung beim Rehwild nicht möglich
Von einer exakten „Altersbestimmung“ kann man beim Rehwild außer am Kitz und am Jährling ohnehin nicht sprechen, da – wie aus unzähligen Versuchen auch mit markierten Rehen bekannt – die Streuung der Merkmale wie Zahnabrieb, Rosenstockmaße, Verknöcherung der Nasenscheidewand usw. doch erheblich sein kann.
Schätzung meist zu hoch
Reimoser, Zandl und Völk (1991) berichten über einen Versuch, in dem 77 Testpersonen an 126 Unterkiefern von ein- bis achtjährigen markierten Rehen das Alter schätzten. Das tatsächliche Alter konnte in 48 Prozent der Fälle geschätzt werden. Jährlingskiefer wurden noch zu 79 Prozent richtig erkannt, bei den Zweijährigen nur noch jeder Zweite, bei dreijährigen und älteren Rehen waren es nur noch 30 Prozent. Häufiger wird das Alter zu hoch als zu niedrig geschätzt.
Generelle Regeln
Die Stellung der Rosenstöcke ist bei Jährlingen oft leicht zusammenlaufend, bei jungen und mittelalten Böcken gerade und kann bei älteren Böcken, allein schon durch das Schädelwachstum und die veränderte Wölbung des Schädels, auseinandergehen: Der Schädel wächst in die Breite. Die Höhe der Rosenstöcke nimmt durch das jährliche Abwerfen mit dem Alter ab, wobei es aber durchaus fünf- bis sechsjährige Rehböcke gibt, die noch relativ hohe Rosenstöcke haben.
Mit einer Kombination der Altersschätzung nach dem Zahnabrieb, der Stellung der Rosen und Rosenstöcke, Höhe der Rosenstöcke und der Ausprägung der Knochennaht am Stirnbein lässt sich das Alter etwas genauer schätzen als bei alleiniger Beurteilung des Unterkiefers – vorausgesetzt natürlich Unterkiefer und Trophäe passen zusammen …
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