Bastfetzen im Mai beim Rehbock: Was ist die Ursache?

Zwei Böcke konnten im Mai noch im Bast bzw. mit ausgetrockneten Bastfetzen erlegt werden. Was kann die Ursache dafür sein?
Der Restbast haftete seit Anfang April ausgetrocknet an den Stangen.
Der Restbast haftete seit Anfang April ausgetrocknet an den Stangen.

Es ist nicht anzunehmen, dass der vom Erleger berichtete starke Rachenbremsenbefall die alleinige Ursache dieser vollkommen ausgetrockneten und verlederten Bastfetzen war. Zumal ein solcher meist auch mit weiteren Endo- und Ektoparasitosen einhergeht. Es wäre dann schon möglich, dass der Rehbock durch einen insgesamt hohen Parasitenbefall zur Zeit des Fegens geschwächt war und den Großteil des Bastes nicht wie üblich innerhalb weniger Stunden gefegt hat. In der Folge trocknete der verbleibende Bast schnell ein, haftete fest an den Stangen und ist später nicht mehr zu entfernen.

"Widdergehörn" zeigt Schwäche an

Im zweiten Fall des „Widdergehörns“ zeigten sich unter dem vollständig erhaltenen Bast nach dem Abkochen verfärbte Stangen. Hier ist ebenfalls ein starker Parasitenbefall anzunehmen, zumal Widdergehörne auch darauf hinweisen.

„Widdergehörn“ mit Stangenfärbung unter dem Bast.
„Widdergehörn“ mit Stangenfärbung unter dem Bast.

Fegen meist nur Sache von Stunden

Wenn das Bastgeweih fertig gewachsen ist, kommt es durch die Verknöcherung des vorerst knorpeligen und relativ weichen Geweihs zu Durchblutungsstörungen in der Basthaut. Die Basthaut stirbt ab, wird „welk“, aber leicht verschiebbar und haftet den Stangen nur noch lose an. Die Innenseite des Bastes bleibt noch einige Zeit feucht, und der Bast kann somit leicht gefegt werden. Böcke und Hirsche versuchen meist schon einige Tage vor dem Absterben der Basthaut vorsichtig mit den Stangen zu reiben. Aufgrund der noch intakten Nervenversorgung schmerzen Berührungen zu diesem Zeitpunkt aber noch. Das Fegen scheint eine angeborene Verhaltensweise zu sein, die mit einem bestimmten Hormonstatus aktiviert wird und sich voll entfalten kann, wenn die Basthaut abgestorben und damit nicht mehr schmerzhaft ist. Sobald sie abgestorben ist, dauert das Fegen der Basthaut nur wenige Stunden.

Kaum blutige Angelegenheit

Die Basthaut reißt am Bildungssaum unterhalb der Rosen ab, und durch das Einrollen der Blutgefäßwände kommt es zu keinen nennenswerten Blutungen. Der Bildungssaum – Grenze zwischen lebendem Gewebe des Rosenstocks und totem Gewebe der Rosen und Stangen – ist durch die Rosen bis zur Bildung des neuen Geweihs nach dem nächsten Abwerfen gut geschützt.

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