Wie der Leser mitteilte, wurde der Frischling mit circa 30 kg verendet aufgefunden. Der entsprechende Befund des Veterinäruntersuchungsamts lautete: Zwerchfellruptur mit Vorfall von Leber und Magen in die Brusthöhle sowie eine hochgradige Kompression der Lunge.
Zwerchfellbruch vermutlich durch Unfall
Die allermeisten Zwerchfelldefekte bei Tieren sind erworben, d.h. verursacht durch Gewalteinwirkungen von außen (wie Verkehrsunfälle, massive Stöße, Stürze, Hängenbleiben auf Hindernissen u.Ä.), nur selten treten angeborene Zwerchfellhernien auf. Abhängig von der Größe dieses Zwerchfelldefekts können Organe der Bauchhöhle, wie Magen, Leber, Milz oder Darmschlingen, in die Brusthöhle – mitbedingt auch durch den Unterdruck im Spalt zwischen Lungen- und Rippenfell – vorfallen und damit massiv den Raum für die Lungen einengen. Auffallende Symptome eines frischen großen Zwerchfellrisses sind daher schwere Atemnot, oft Festliegen oder kolikartige Unruhe sowie ein nach außen Drehen der Ellbogen mit Entlastung (hundesitzige Stellung) des Brustraums.
Vorgefallener Darm am Waidloch
Die massiv vorgefallene Schleimhaut des Mastdarmes (= Weiddarm) in diesem Falle ist mit hoher Wahrscheinlichkeit verursacht durch hohen Druck im Bauchraum aufgrund kolikartiger Schmerzen oder der Unmöglichkeit, Kot/ Losung abzusetzen und damit einem massiven Pressen. Neben der Atemnot führt die extreme Kreislaufbelastung bei größeren Zwerchfellrissen meist innerhalb weniger Stunden zum Verenden. Das Alter einer Zwerchfellverletzung könnte durch eine histologische Untersuchung der Wundränder relativ genau eingeschätzt werden.
Untersuchungen wie in diesem Falle sind nicht nur wegen der interessanten Einzeldiagnose, sondern auch hinsichtlich der Überwachung der Schweinepest-Situation wichtig. Das Vorgehen des Finders, das Stück Schwarzwild zur Untersuchung in einem Veterinäruntersuchungsamt abzugeben, ist daher erwähnenswert.
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