Ein oftmals kurviger Bachlauf, unterspülte Ufer. Wenn das Gefälle steil genug ist, auch schnelle Rauschen oder kleine Wasserfälle. Unterschiedlich tiefe Gumpen. Hier und da eine im Bach liegende Baumleiche sowie verschieden große Steine sorgen für vielfältige Einstände. Kleine Bäche sind anspruchsvoll. Man muss sich schnell umstellen und immer wieder neuen Situationen anpassen. Das macht den Reiz dieser Gewässer aus. Man erwartet in der Regel zwar keine außergewöhnlich kapitalen Fische, aber irgendwo lauert in jedem Bach ein besonders stattlicher Einwohner. Wer alle Stellen vorsichtig und sorgfältig befischt, kann in dieser Hinsicht durchaus angenehme Überraschungen erleben.
Sind funktionierende Laichplätze vorhanden und wird das Gewässer naturnah bewirtschaftet, wurden die Fische hier geboren. Während sie heranwuchsen, waren sie einem gnadenlosen Ausleseprozess ausgesetzt, sie sind wild und extrem vorsichtig. Ein Fischer, der unter solchen Bedingungen Erfolg haben möchte, muss sich entsprechend verhalten. Jeder Schritt sollte gut überlegt sein, man ist nie weit weg vom Fisch. Eine wellige Wasseroberfläche erschwert den Fischen zwar den Blick aus dem Wasser heraus, aber vor allem ruhige Stellen mit ruhigerer Oberfläche wirken für die Fische wie ein Ausguck in unsere Welt über dem Wasser. Nimmt uns ein Fisch wahr und flüchtet, kann er dadurch die Artgenossen in seiner Nähe warnen. Bachangeln heißt immer auch Pirschangeln. Die Würfe sind meist kurz, eine seitlich abgekippte Rute sieht der Fisch weniger als eine hoch über dem Kopf geschwungene.
Rutenlänge nach dem Gewässer abstimmen
Die Rute kann immer so lang sein, wie es das Gewässer erlaubt. Sind die Ufer mit Büschen bewachsen, aber das Waten im Bachbett ist möglich, passt eine kurze Rute von rund 7 Fuß (etwa 215 cm). Wegen des fehlenden Freiraums sind eher Rollwürfe angebracht. Eine weichere Ruteaktion ist dafür besser geeignet als eine zu harte. An offenen Bächen ist dann eine längere Rute um die 8,5 Fuß (260 cm) bis 9 Fuß (290 cm) im Vorteil. Fischt man vom Ufer aus, kann man mit dieser Länge niedrigen Uferbewuchs überwinden, ohne gleich ins Blickfeld der Fische zu geraten. Eine längere Rute gewährt auch den Freiraum, eine größere Trockenfliege gleich unter der Rutenspitze aufs Wasser aufzutippen und attraktiv führen zu können.

Mit der Schnurklasse experimentieren
Die beliebten Schnurklassen 5 oder 6 lassen sich verwenden, wer aber öfters an kleineren Bächen unterwegs ist, dem wird irgendwann eine leichtere Rute in der Klasse 4 oder sogar 3 mehr Spaß machen. Weil die Wurfdistanz aber manchmal nur über wenige Meter geht, befindet sich selten die Schnurlänge mit dem idealen Gewicht zum Aufladen der Rute außerhalb der Rutenspitze. Tipp: Probieren Sie doch eine Schnur ein oder zwei Klassen höher als für die jeweilige Rute empfohlen, um das Gewichtsdefizit der kurzen Schnurlänge auszugleichen.
Ein etwa rutenlanges Vorfach lässt sich am kleinen Bach am besten beherrschen und steuern. Die rund 50 bis 60 cm lange Vorfachspitze braucht auch nicht übertrieben fein zu sein. Monofil in der Stärke 0,16 mm reicht meistens aus, die Fische sind hier nicht vorfachscheu. Und auch was die Fliegenmuster betrifft, genügt eine überschaubare Auswahl. Allerdings sollte immer die Farbe Schwarz dabei sein. Die ist vermutlich bei den Fischen deshalb so beliebt, weil sie von unten betrachtet, selbst im schnellen Wasser, als Silhouette zur hellen Außenwelt gut zu sehen ist.

Fliegenmuster für das Bachangeln
Eine typische Fliegendose zum Bachfischen enthält ein paar einfache Nassfliegen mit weichem Hechelkranz, einige Standard-Goldkopfnymphen und drei, vier verschiedene, eher buschig gebundene Trockenfliegenmuster. Mein persönlicher Geheimtipp ist eine etwas füllig gebundene schwarze Ameise. Sie findet oft einen Interessenten. Hakengröße 10 bis 14 ist bei Bachfischen beliebt.
Ob eine Trockenfliege konsequent schwimmt, ist eher zweitrangig. Kleinere Gebirgsbäche sind oft nicht besonders nahrungsreich. Die Fische greifen rasch zu, und wenn sie nicht an die Oberfläche zu kommen brauchen, umso besser. Ist das Wasser nicht zu tief, suchen sie im ganzen Bereich vom Grund bis zur Oberfläche nach Nahrung. Es kann sich aber immer lohnen, einen tieferen Gumpen zusätzlich mit einer beschwerten Nymphe abzusuchen.
Viele Gebirgsbäche in steilerem Gelände bestehen aus einer Reihe von unterschiedlich tiefen Gumpen, die durch kleine Wasserfälle miteinander verbunden sind. Dort, wo das Wasser einfällt und den Grund ausspült, befindet sich die tiefste Stelle. Bei klarem Wasser ist das die Stelle, wo der Gewässerboden nur noch diffus oder gar nicht mehr zu erkennen ist. Tiefes Wasser vermittelt den Fischen Sicherheit und man sollte sie dort suchen. Die Fische stehen gegen den Strom, grundsätzlich ist es dann besser, sich stromauf zu bewegen und auch so zu servieren.

Bisse kommen oft blitzschnell
Gehen Sie aber systematisch vor und werfen Sie zuerst in den Auslauf des Gumpens, dann in die Mitte und zum Schluss zum Anfang, dort, wo das Wasser einströmt. Auf diese Weise nehmen uns die Fische nicht so einfach wahr, und wenn einer am Haken hängt, können wir ihn stromab und damit über bereits befischtes Gebiet dirigieren, sodass er keinen weiter stromauf stehenden Artgenossen warnen kann. Wer zuerst den Gumpeneinlauf anfischt, führt gehakte Fische im Drill über den Bereich, wo ebenfalls Fische stehen können. Sie suchen spätestens jetzt erschreckt das Weite.
Bisse auf eine unter Wasser angebotene Nymphe kommen oft blitzschnell und sind manchmal schwer zu erkennen. Ein kleiner Bissanzeiger, z.B. aus rotem Kunstgarn, etwa 40 bis 50 cm oberhalb am Vorfach, hilft dabei. Oder Sie verwenden gleich eine Tandemmontage, bestehend aus einer größeren gut schwimmenden Trockenfliege und einer Nymphe, die Sie an einem kurzen Monofilstück in den Hakenbogen der Trockenfliege einhängen.
Wenn Sie vorsichtig sind, mit etwas längerer Leine fischen, oder wenn das Wasser vom Regen leicht eingetrübt ist, können Sie auch eine Nassfliege stromab anbieten. Werfen Sie die Schnur schräg bachabwärts und lassen Sie sie herumschwingen. Erfolgt keine Reaktion bis die Fliege das Ende der Drift erreicht hat, heben Sie die Schnur nicht einfach ab, sondern zupfen Sie das Muster gegen die Strömung zu sich zurück. Könnte gut sein, dass jetzt noch ein Fisch zugreift.
Hans Eiber

Vom selben Verfasser erschienen: „Das Handbuch für Fliegenfischer – Die besten Techniken, Tricks und Kniffe“. 192 Seiten, über 200 Farbabbildungen, Format 17,3 x 24,6 cm, 19,95 Euro, ISBN 978-3-8354-0680-3, BLV Buchverlag, München. Direktbezug: BLV Buchverlag.