Wildkrankheiten erkennen: „Leberwurm“ bei Rehwild

Auf der Oberfläche, aber unter der Haut einer Rehleber entdeckte ich weiße, kleine und fadenförmige Gebilde. Was ist das?
Leberwuermer-Rehwild

Bei den Parasiten auf der Rehleber handelt es sich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um Filarien (Setarien). Zur Artbestimmung dieses Fadenwurms wäre eine mikroskopische Untersuchung notwendig.

Beim Rotwild auch das Gehirn befallen

Filarien besiedeln bei einigen Schalenwildarten das Unterhautbindegewebe, die Bauchhöhle und besonders beim Rotwild auch die Schädelhöhle. Die häufigste Bauchhöhlenfilarie des Rehwildes (Setaria tundra capreoli) wird rund drei bis fast acht Zentimeter lang und wird regelmäßig in Mitteleuropa nachgewiesen. Vermutlich werden durch einen Filarienbefall der Bauchhöhle keinerlei Krankheitserscheinungen ausgelöst. Krankheitserscheinungen beim Rotwild durch einen Filarienbefall zwischen den Hirnhäuten können sehr wohl auftreten.

Aufällige Bewegungsstörung als Symptome

Setaria cervi, eine Filarienart des Rotwilds, ist sechs bis zwölf Zentimter lang und besiedelt die Bauch- bzw. die Schädelhöhle. Für Setaria cervi werden als Zwischenwirte verschiedene Fliegenarten beschrieben, in denen sich die infektiösen Drittlarven entwickeln und über die Speicheldrüsen auswandern. Vermutet wird eine aktive Einwanderung der Larven über die Spinalnerven in den Wirbelkanal und von dort entlang des Rückenmarks in die Schädelhöhle. Infolge der Wanderung kann es zu einer Schädigung von Nervengewebe sowie zu Entzündungen der Hirnhäute kommen, wobei erkrankte Tiere auffällige Bewegungsstörungen und ein verändertes Fluchtverhalten zeigen.

Wie häufig ist das?

Über die geschätzte Verbreitung und Häufigkeit von Filarien bei Reh- und Rotwild liegen aus Mitteleuropa keine umfassenden Untersuchungen vor. In der damaligen Tschechoslowakei wurde S. cervi bei etwa 13 % der untersuchten Stücke Rotwild gefunden (Kotrla et al., 1984). Ich selbst habe diesen Parasiten beim Rotwild über 30-mal in der freien Bauchhöhle bzw. im Netz und fünfmal zwischen den Hirnhäuten gefunden. Es ist vermutlich mit einer relativ weiten Verbreitung dieser Parasitenarten bei Rotwild und seltener beim Rehwild zu rechnen. Sie werden nur im Zuge des Aufbrechens sicherlich recht häufig übersehen.

Verwertung grundsätzlich möglich

Falls befallene Rehe nicht aus anderen Gründen abgemagert oder sonst auffällig sind, sind sie voll als Lebensmittel verkehrsfähig. Im gegenständlichen Falle wäre aber die Leber untauglich für den menschlichen Verzehr.

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