Wenn schon, dann richtig jagen

Im Raps und im Mais fühlen sich die Sauen sicher und wohl und fordern mit ihrem Schaden, den sie dort anrichten, die Jäger geradezu heraus. Doch Jagen in dschungelähnlichen Raps- und Maisfeldern ist gefahrvoll, wenn mit Hunden und Treibern drauflos gejagt wird. Exakte Vorbereitung und Durchführung sind das A und O solcher Jagden.
(Foto: M. Breuer)
(Foto: M. Breuer)

Hinweise für den sicheren Ablauf von Feldjagden vor und während der Ernte<p>


Gesellschaftsjagden auf Sauen in Feldkulturen vor und während der Ernte bergen eine Reihe von Gefahren in sich. Die Unfallstatistiken der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaften besonders der letz­ten Jahre verweisen auf schwere Verletzungen und Todesfälle bei Jägern und Führern landwirtschaftlicher Maschinen.


Was sind die Ursachen der nicht unerheblichen Zahl von derartigen Jagdunfällen?
  • Fehlende oder ungenügende Planung und mangelhafte Organisation durch den Jagdleiter (z. B. keine markierten Standplätze, keine eindeutigen Aussagen zu Beginn und Ende der Jagd, keine Schusssektoreneinteilung).
  • Schützen werden zu ebener Erde (nach Art des Standtreibens auf Niederwild) und darüber hinaus noch falsch abgestellt (kein Sichtkontakt zu Nachbarschützen).
  • Wild, das sich noch im Bestandsrand befindet, wird nicht sicher als solches angesprochen und um des vermeintlichen Erfolges Willen beschossen.
Entstandener und noch zu erwartender Wildschaden in Raps und Mais lässt den Revierinhaber zum „letzten Mittel“ greifen – der Jagd mit Hunden in den dschungelähnlichen Feldschlägen. Wer glaubt, auf die Schnelle „Maisdrücken“ oder so genannte „Erntejagden“ mit Erfolg durchzuführen, wird sich ganz schnell dabei die Finger verbrennen. Erfolglosigkeit ist dabei noch hinzunehmen, Unfälle aber nicht.
Wenn schon nach Einschätzung des Revierinhabers keine andere Wahl bleibt, immenser Wildschaden den Revierinhaber dazu zwingt, „Rapsjagden“ oder „Maisdrücken“ vor oder bei der Ernte zu organisieren, dann aber nur nach exakter Vorbereitung, um das Unfallrisiko so klein wie möglich zu halten.

Wie die Jagden anzulegen sind, hängt von der Größe der Schläge (ob überhaupt bejagbar), der Lage im Feld und zu bewohnten Anwesen und der Landschaftstruktur ab.
  • Kleine Maisschläge, die übersichtlich sind und wo freies Schussfeld vorhanden ist (vor der Getreideernte die Ausnahme), eignen sich als klassische Standtreiben, sind am einfachsten in den Griff zu bekommen. Die abgestellten Schützen stehen auf Schrotschussentfernung mit dem Rücken zur Frucht oder zwei Schützen Rücken an Rücken (45° bis 90° Schussfeld).
  • Große, nicht aufgeschlossene Schläge lassen sich nur an übersichtlichen und sicheren Stellen dicht abstellen. Schützenstände sind Drückjagdböcke, die in Abständen von ca. 50 Metern aufzustellen sind (über 40 bis 50 Schritt sollte auf flüchtiges Wild nicht geschossen werden).
  • Große aufgeschlossene Schläge können auch im Inneren (breite Schneisen) abgestellt werden.
  • Große Schläge, die aus Sicherheitsgründen nicht abgestellt werden können, eignen sich nur zum Ansitzen an entfernten Punkten (an Wechseln zum Wald). Hat der Revierinhaber oder der von ihm beauftragte Jagdleiter aufgrund des zu erwartenden hohen Schwarzwildbestandes die Entscheidung gefällt (nach Rücksprache mit dem Landwirt), Jagden vor oder während der Ernte durchzuführen, heißt es die Jagden „vorzuplanen“, um nichts aus der Hand organisieren zu müssen.

Was gehört zur Vorplanung?
  • Die Schützen müssen für die Zeit der Jagd „greifbar“ sein und bereits im Frühsommer daraufhin angesprochen werden (Hegeringversammlungen nutzen).
  • Infragekommende Schützen müssen im „flüchtigen“ Schießen geübt sein (Übungsschießen auf Hegeringbasis organisieren). Gelegenheitsjäger haben auf „Erntejagden“ nichts zu suchen.
  • Mit den Landwirten das Aufschließen großer Raps- bzw. Maisschläge absprechen (Termin und Art), da durch Schneisen aufgeteilte Flächen das Durchtreiben erleichtern. Unaufgeschlossene „riesige“ Raps- und Maisschläge scheiden für die Treibjagd aus.
  • Drückjagdstände in ausreichender Zahl entweder rechtzeitig herstellen oder mit Waldrevierinhaber(n) vereinbaren, dass die für Herbstjagden aufgestellten (bzw. noch aufzustellenden) genutzt werden können.
  • Auszüge von Revierkarten anfertigen (behelfsmäßig Skizzen) und grobe Festlegung der Standplätze (aus der Erfahrung heraus) für die zu bejagenden Schläge.
  • Adressliste erstellen mit Anschriften und Telefonnummern der Jäger, Treiber, Hundeführer, Nachsuchenführer, Ärzte/ Tierärzte (Bereitschaftsdienste vor der Jagd nachtragen) und vom Krankenhaus.
Haben Revierinhaber und Jagdleiter den Fahrplan in der Tasche, können sie den Tagen X mit einer gewissen inneren Ruhe entgegensehen. Ein bis zwei Tage vor der Jagd sind die Ansitzeinrichtungen aufzustellen, was mit dem Landwirt (in die Vorbereitungsphase einbeziehen) abzusprechen ist. Am Sammelplatz (nicht in unmittelbarer Nähe der zu bejagenden Fläche) stehen Pkw bereit, um bei evtl. Unfällen sofort losfahren können.

Der Jagdleiter (bei Gesellschaftsjagden vorgeschrieben) ist für den sicheren Ablauf verantwortlich und erläutert nach der Begrüßung den Ablauf der Jagd mit folgendem Inhalt:
  • Beginn und Ende der Jagd.
  • Vorstellen der Ansteller , die den Jägern die jeweiligen Schützenstände zuweisen und auf den Drückjagdböcken markierte Schusssektoren erklären.
  • Jeder Schütze erhält eine Schlagkarte, auf der alle Schützenstände eingezeichnet sind (da meist nur Nachbarschützen sichtbar) und wichtige Handy-Telefonnummern vermerkt sind.
  • Freigaben müssen eindeutig sein – entweder nur Frischlinge oder Frischlinge und Überläufer. Wer alle Altersklassen freigibt, handelt nicht tierschutzgerecht.
  • Jeder Schütze trägt eine signalfarbene Weste und ein rotes Hutband.
  • Im Treiben dürfen nur unterladene Waffen geführt und nur benutzt werden, wenn man vom Wild angenommen wird, ein Fangschuss erforderlich ist oder die Hunde ein Stück gestellt haben.

Die Alternative
Wie eingangs erwähnt, sind Jagden im Raps und im Mais vor oder während der Ernte das „letzte Mittel“, um Wildschaden nicht ins Uferlose steigen zu lassen. Der Verzicht, auf diese Art zu jagen, kann trotz Wildschaden im Nacken nur jedem Revierinhaber ans Herz gelegt werden. Guten Gewissens kann als „besseres Mittel“ der Gruppenansitz an und im Mais, bei Unterbrechung der Erntearbeiten (wenn die letzten Maisreihen noch stehen) und während der Erntearbeiten an „ungefährlichen“ Zwangswechseln empfohlen werden.
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