Vierbeiniger Nachwuchs in der Jägerfamilie! Darauf haben sich alle schon sehr gefreut. Nun ist der kleine Racker endlich da. Lassen Sie ihm zur Eingewöhnung Zeit und Ruhe, sich in seinem neuen Zuhause umzuschauen, den Garten oder die Terrasse kennenzulernen. Wenn ein Kind oder Kinder im Haus sind, besprechen Sie vorher in Ruhe mit ihnen, dass sie nicht auf den Welpen zustürmen sollen, sondern sich in allem etwas zurückhalten. Gehört bereits ein Hund zur Familie, sollten Sie beim ersten Aufeinandertreffen unbedingt dabei sein. Greifen Sie ein, wenn der Senior zu forsch ist und beschützen Sie den Jungen, wenn er von dem Alten bedrängt wird. Ganz klar, der Welpe steht unter Ihrer Obhut. Daher sollten Sie den Alten und den Jungen in den ersten Tagen nie alleine lassen.
Decke mit Geruch der Mutter und Wurfgeschwister
Wird es dem Welpen zu viel oder zu ungemütlich, will er sich meist in die sichere Höhle zurückziehen. Hier hilft eine Hundebox in der Nähe des Geschehens. Optimal ist es, wenn er darin ein Stück „Heimat“ findet, eine Decke mit dem Geruch der Hündin und Wurfgeschwister. Will der alte Hund hinterher, blocken Sie ihn mit der Hand ab, sodass er die geöffnete Kiste nicht entern kann. Hüten Sie sich jedoch davor, die Box zu schließen und den Welpen einzusperren, sonst wird sie der Jungspund zukünftig meiden. Normalerweise haben sich der Junge und der Senior nach ein paar Tagen aneinander gewöhnt, und der Welpe ist dankbar, dass er einen vierläufigen Kameraden an seiner Seite weiß.
Dem Welpen Grenzen setzen
Sobald Ihr Schützling eine Pause einlegt, nehmen Sie ihn auf den Arm und gewähren ihm dort eine Ruhephase. Oder legen Sie sich den Welpen auf die Brust, wenn Sie selbst eine kleine Siesta auf dem Sofa machen. Kuscheln und schmusen Sie mit ihm ohne sich aufzudrängen – er braucht Ihre Nähe, Zuneigung und das Kontaktliegen. Nutzen Sie die Gelegenheit! Noch ist der Welpe „handlich“. Wenn er dann eingeschlafen ist und Sie aufstehen möchten, legen Sie ihn vorsichtig auf seinen Lieblingsplatz.
Nur weil er so niedlich ist, hat der Welpe jedoch keinen Freifahrtschein – auch nicht am ersten Tag im neuen Zuhause. Es gibt Grenzen. Wurde dieser Teil in den ersten acht Wochen hauptsächlich von der Mutterhündin und den Geschwistern übernommen, liegt es jetzt an Ihnen, Ihrem Schützling von der ersten Stunde an konsequent und sanft zu vermitteln, was erlaubt ist und was nicht – das sollten Sie vorab im Familienrat besprochen haben, damit alle Familienmitglieder an einem Strang ziehen.

Binär-Sprache – das heißt ja oder nein
Für das „Grenzen aufzeigen“ hat sich die Binär-Sprache, das lobende „Ja“ (richtig) und das missmutige „Nein“ (falsch) bewährt. Dabei müssen Sie nicht schreien, bleiben Sie ruhig im Tonfall. Entscheidend ist, dass Sie es dem Welpen erleichtern, zwischen „Ja“ und „Nein“ zu unterscheiden – in Stimm- und Tonlage. Das „Jaaaaa“ ist also freundlich, in höherer Tonlage gesprochen und lang gedehnt. Schauen Sie dabei fröhlich und gut gelaunt. Das „Nein“ hingegen fällt schärfer aus, wird unfreundlich und kurz gesprochen. Ihr Gesichtsausdruck dabei, na klar, missmutig, muffig, miesepetrig. Mit Hilfe der Binär-Sprache können Sie den Welpen steuern – wichtig ist jedoch, dass Sie ihn genau in dem Augenblick mit „Jaaaaa“ oder „Nein“ lenken, in dem er das gewünschte bzw. unerwünschte Verhalten zeigt. Schaltet der Welpe dann schnell um, nimmt sich also zurück oder bietet Ihnen ein anderes Verhalten an, müssen Sie hier genauso schnell sein und entsprechend mit „Jaaaaa“ oder „Nein“ darauf reagieren – klingt kompliziert, ist es aber nicht.
Ein Beispiel für binäre Sprache
Der Welpe beginnt, das Tischbein anzunagen. Sagen Sie missmutig „Nein“. Wahrscheinlich wird der Jungspund jetzt mit der Knabberei aufhören, Sie anschauen, und Sie bestärken ihn just in dem Moment mit dem lobenden, freundlichen „Jaaaaa“. Schließlich ist es das, was Sie erreichen wollten! Doch mit Sicherheit wird dieser Erfolg nicht von langer Dauer gekrönt sein, der Welpe wird sich erneut das Tischbein vorknöpfen. Beobachten Sie ihn daher genau – in dem Augenblick, in dem er wieder loslegt, reglementieren Sie das erneut, dieses Mal mit einem schroffen „Nein“. Sie ahnen es – der Racker wird aufhören, und Sie belohnen ihn abermals sofort mit Ihrem fröhlichen „Jaaaaa“. Dieses Hin und Her kann sich variantenreich über einen längeren Zeitraum erstrecken, bleiben Sie aber unbedingt dran, geduldig, sanft und konsequent. Irgendwann wird der Welpe das Annagen des Tischbeins einstellen. Sie haben es geschafft! Der kleine Racker hat Sie und Ihr „Nein“ verstanden und „aufgegeben“. Ein erster, sehr wichtiger Schritt ist getan.
Praktizieren und etablieren Sie von Anfang an die binäre Sprache, wenn die Situation es erlaubt. Eines ist klar: Wenn Sie das „Jaaaaa“ und „Nein“ sauber kommunizieren, sodass es der kleine Racker gut voneinander unterscheiden kann, werden die zukünftigen Diskussionen mit Ihrem neuen Gefährten immer kürzer ausfallen, weil er weiß, dass Sie sich sowieso durchsetzen – konsequent und sanft. Sie sind für den Welpen eine Art „Ersatzmutter“ – Sie sorgen für ihn, zeigen ihm aber auch Grenzen auf. Daher wird er sich kaum von Ihnen entfernen und immer darauf achten, Sie nicht zu verlieren. Er sucht förmlich Kontakt. Probieren Sie es aus: Wenn er Sie anschaut, gehen Sie in die Hocke und breiten Sie Ihre Arme aus – auch wenn Ihr Welpe nur zwei Meter von Ihnen entfernt ist, z.B. im Garten. Rufen Sie fröhlich „Honolulu!“ (das muss man freudig aussprechen, Sie können wahlweise auch „Hallihallo“ rufen) oder pfeifen Sie oder schnalzen mit der Zunge. Belohnen Sie Ihren Schützling mit einem Leckerchen, sobald er bei Ihnen ist. Fördern Sie dieses „Kleben“ an Ihrer Person. Laufen Sie beispielsweise mit dem vollen Fressnapf durch den Garten und rufen auch hier fröhlich „Honolulu!“ Sie bauen damit bereits die Signale für das „Komm!“ ein, die Sie hier positiv mit der vollen Futterschüssel vermitteln. Der Welpe wird Ihnen freudig hinterherlaufen – schließlich haben Sie das Futter! Stellen Sie dann den Napf ab, und während der Welpe frisst, geben Sie ruhig noch ein paar Bröckchen Futter in die Schüssel dazu. Der Racker macht also die Erfahrung, dass Sie ihm nichts wegnehmen – im Gegenteil, Sie geben ihm sogar noch etwas dazu!
Hundebox in den ersten Wochen im Schlafzimmer
Bevor Nachtruhe angesagt ist, füttern Sie Ihren Welpen, geben ihm Wasser und gehen anschließend noch einmal gemeinsam mit dem jungen Vierbeiner raus vor die Tür in „seine“ Ecke. Warten Sie so lange, bis er sich gelöst hat, erst dann laufen Sie gemeinsam wieder ins Haus zurück. Die Hundebox nehmen Sie in den ersten Wochen selbstverständlich zu sich mit ins Schlafzimmer ans Bett – mitsamt der Decke, die nach Heimat riecht. Legen Sie außerdem ein paar Leckerchen in die Box hinein, dann geht der Jungspund wie von selbst in die Box. Die Tür bleibt jetzt noch offen. Will der Neuankömmling jedoch nicht schlafen und seine Box verlassen, was sehr wahrscheinlich ist, machen Sie ihm freundlich, aber konsequent klar, dass er jetzt in der Box zu bleiben hat. Sie sind derjenige, der den Takt, den Tagesrhythmus vorgibt, nicht der Welpe! Sobald er eine Pfote raussetzt, strecken Sie – für ihn gut sichtbar – Ihre flache Hand vor die Öffnung und blocken ihn mit einem missmutigem „Nein“ ab. Krabbelt der Racker trotzdem heraus, schieben oder setzen Sie ihn behutsam in die Box zurück. Loben Sie ihn mit einem freundlich ruhigem „Jaaaaa“, sobald er dort zur Ruhe kommt.

Auf jeden Fall beim Welpen bleiben
Ihr Schützling wird je nach Charakter, mehr oder weniger mit Ihnen diskutieren – genau wie beim Anknabbern des Tischbeins. Machen Sie ihm daher auch in dieser Situation deutlich, dass Sie nicht nachgeben werden. Da er sich vorher ausgiebig gelöst hat, kann hier nichts drücken. Bleiben Sie konsequent, halten Sie Ihren Schützling mit Hilfe der Binär-Sprache und der abblockenden Hand in der Hundebox. Das Gute daran: Die Diskussion macht nicht nur Sie, sondern auch den Welpen müde. Sie werden sehen, er wird sich irgendwann in der Box einrollen, nach dem Motto: Der Klügere gibt nach. Manchmal wird das Zur-Ruhe-kommen beschleunigt, indem Sie den Welpen mit einer Hand durch die Öffnung der Box sanft kraulen und ihm so Nähe, Wärme und Geborgenheit vermitteln. Wichtig ist, dass Sie in dieser Phase den Raum nicht mehr verlassen. Sonst zieht es den Welpen wieder raus aus der Box, weil er mitbekommen hat, dass Sie nicht mehr da sind. Und die Diskussion startet dann wieder von vorne.
Die nächtlichen Signale richtig deuten
Schläft der Welpe fest, machen Sie erst jetzt die Tür der Box zu. Muss Ihr Schützling dann in der Nacht raus, weil die Blase zwickt, wird er sich durch Unruhe, Fiepen oder Kratzen an der Tür bemerkbar machen. Das Signal für Sie: Aufstehen, Hundebox-Tür öffnen, dann zum Beispiel mit der Zunge schnalzen (eines der Signale für „Komm“), den aus der Box kommenden Welpen sanft auf den Arm nehmen und nach draußen tragen – damit nicht vorher schon ein Unglück passiert. Sobald Sie in der besagten Garten-Ecke sind, setzen Sie Ihren Schützling sanft ins Gras und sagen wie immer „Mach Bächlein“. Wenn er laufen lässt, loben Sie ihn mit einem freundlichen „Jaaaaa“. Lassen Sie ihm trotzdem noch etwas mehr Zeit, falls er auch noch sein großes Geschäft erledigen muss. Dann ohne Umschweife einfach in die Box zurücksetzen. Ist der Racker müde und rollt sich zufrieden ein, wieder die Tür der Hundebox schließen, damit er sich – wie zuvor – bemerkbar machen muss, falls er das Lager erneut verlassen muss.
Ist der Welpe durch den kurzen Ausflug in den Garten aufgekratzt, beginnt die Diskussion eventuell von vorne. Bleiben Sie auch jetzt sanft, aber konsequent mit „Jaaaaa“ und „Nein“ am Ball. Auch hier gilt: Im Notfall mit der Hand die Öffnung der Box abblocken. Warten Sie mit dem Schließen der Tür, bis sich der Welpe seinem Schicksal ergeben und wieder eingerollt hat. Sicher wird die zweite Diskussion schon etwas kürzer ausfallen. Trösten Sie sich, es wird jeden Abend besser, den Kleinen zur Nachtruhe zu bringen. Er lernt die Strukturen bei Ihnen kennen, und das gibt ihm Sicherheit.