Was Du nicht erfühlst, das wirst Du nicht erjagen!“, lautet eine alte Mahnung an die Jägerseele. Aber was man erjagt hat, soll man doppelt erfühlen: mit der Seele … und mit tastenden Fingern. Nach meinem persönlichen Empfinden klingt eine Jagd erst dann vollständig aus, wenn z.B. der Braten des selbst geschossenen Hasen in der Schüssel dampft oder wenn etwa die Rehkrone nach eigenhändigem Aufbretten an der Wand prangt.
Jetzt in der jagdruhigen Zeit nimmt sich mancher vor, die zuvor erbeuteten Geweihe und Gehörne aufzubretten. Dabei kann es zu ernüchternden Überraschungen kommen. Monate sind vergangen, seit er die Schädel abgekocht und gebleicht hat; nun klaffen die Nasenbeine auseinander, weil der natürliche Knochenleim beim (zu langen) Kochen zerstört wurde.
Aufgespreiztes Nasenbein
In solch einem Fall muss man die auseinanderstrebenden Knochenteile vorsichtig zusammenpressen. Gern nutze ich dafür schlanke, plastikummantelte Kupferdrähte (die ich durch Zerlegen eines alten Elektrokabels gewinne). Ich nehme so einen Draht, lege ihn um den Äser (ohne Unterkiefer) und zurre ihn dann mithilfe eine Kombizange immer enger. Auch kann man einen starken Bindfaden nehmen und eng verknoten.
Dieser sollte aber nass sein: Beim Trocknen zieht er sich zusätzlich zusammen und sorgt für noch strammeren Halt. Nach Entfernen der die weitere Arbeit störenden Nasenscheidewand verklebe ich mit einfachem Holzleim die Nasen-Knochenpartie (Trophäe Kopf über) von innen, wobei ein Fugenspachtel hilfreich ist. Bei einem Hirschschädel platziere ich in die weiche Kleberfläche noch ein zurechtgeschnittenes Stück Fiberglasmatte. Tage später trage ich über diesem noch eine Leimschicht auf. Erst, wenn alles getrocknet ist, löse ich die Verknotung. Bei kleineren Hirscharten, z.B. Rehböcken, kann man statt einer Fiberglasmatte auch einen Strang Watte nehmen.
Am Rande: Wer gleich nach dem Abkochen und Bleichen an dem wieder getrockneten Schädel im Innenbereich des Windfangs mit dem Finger etwas Holzleim verschmiert, stoppt den „Spreiz-Trend“ in der Regel von vorn herein und erspart sich so Mehrarbeit.
Nur Holzleim
Keine Experimente: Klassischer Holzleim ist noch immer der beste Kleber für unsere Zwecke. Andere Kleber können im Lauf der Zeit unschöne braune Ränder hervorrufen!
Zum Zurechtsägen eines Rehschädels empfiehlt sich die Nutzung eines marktgängigen Gestells. Dieses sorgt für eine geradere Schnittfläche, als wenn man freihändig sägen würde. Dabei spanne ich das Sägegestell in einen Schraubstock meiner kleinen Werkbank ein: So lässt es sich leichter sägen, als würde man das Sägegestell mit der einen Hand bei seinen Griffen packen, um mit der anderen die Säge zu führen. Das nirgendwo fixierte Gerät würde selbst auf einer stumpfen Arbeitsplatte hin und her rutschen. Das Einspannen in einen Schraubstock beginne ich zwangsläufig an der Nasenbeinspitze zu sägen. Das hat noch weitere Vorteile.
Vor Jahren hatte ich eine besonders erinnerungsträchtige Rehkrone erbeutet. Natürlich wollte ich sie schnell an die Wand bringen. Damals sägte ich noch nach der wackeligen Methode „Nase unten“. Eifrig spannte ich den Schädel ein und begann im Hirnbereich zu sägen – als ich beim Nasenbein ankam, zeichnete sich das Ärgernis ab: Ich hatte nicht bedacht, dass der Starke einen größeren Schädel hat als zuvor behandelte Durchschnittsböcke. So ergab sich ungewollt ein zu schmales Nasenbein, das nicht einmal mehr seine natürliche Spitze zeigte.
Beginne ich aber bei der Nasenbeinspitze, sehe ich auf Anhieb, ob das Sägegestell für den jeweiligen neuen Schädel nachjustiert werden muss. Vor allem bricht das empfindliche Nasenbein nicht so leicht ab wie bei der herkömmlichen „Windfang unten“-Methode.
Immer wieder kopfüber
Schädel größerer Hirscharten lassen sich ebenfalls nach der „Nase oben“-Methode sägen: Die Stangenspitzen schonend und rutschsicher auf ein Stück alten Teppichbodens stellen, die Oberkieferzähne an eine Wand lehnen (den Schädel dabei nach der persönlich gewünschten lotrechten Schnittführung ausrichten) und dann mit einem fein gezahnten Fuchsschwanz sägen. Unebenheiten oder kleine Schräglagen lassen sich mit feinem Schmirgelpapier, gegebenenfalls mit einem Bandschleifer beseitigen.
Sofern ich das Nasenbein nicht vorher geleimt habe, tue ich es zur Sicherheit vorm Aufbretten. Ist es nach Tagen getrocknet, rühre ich ein paar Körnchen Kaliumpermanganat in einem Filmdöschen halb voll Wasser an und pinsele die beim Abkochen weiß gewordenen Rosen an. Den Schädel stets kopfüber: Farbspritzer kriegt man nur schwer – sofort mit Alkohol/ Spiritus abtupfen – wieder entfernt.
Wie viel Oberschädel man an der Trophäe lässt, bleibt Geschmackssache: Schwächere Trophäen werden durch zu viel davon „erdrückt“, was gerade für Hirschgeweihe gilt. Starke Cerviden- und Bovidentrophäen wirken am besten mit ganzem Oberschädel auch ohne Brett. Beim Schild gilt: Es sollte groß genug sein, dass das Nasenbein (usw.) nie über die Auflagefläche hinausschaut, andernfalls wirkt das sonst kläglich.
Stangen nachfärben
Rehkronen, die im Mai erbeutet wurden, wirken oft noch blass. Ein Fegen der Stangen an frischen, jungen Erlen wirkt da Wunder.
Die Stangen von Rehkronen und Hirschgeweihen, die schon lange an der Wand hängen, kann man mit dunkler Möbelpolitur oder Schaftöl mit Silikon auffrischen. Oder man kocht eigens im Herbst einen Sud aus grünen Kastanienschalen mit wenig Wasser auf und ergänzt diesen durch dunkles Schaftöl und Silikon. Hier muss jeder durch Probieren die „persönliche Mischung“, sprich Farbnuance finden. Die Prozedur lässt sich wiederholen. Zum Schluss polieren wir die Stangen kräftig mit einer Wurzelbürste.
Gehörn- und Geweihspitzen bringt man zum Glänzen, wenn man sie immer wieder in einen Eimer voller Sand stößt, bis einen das Ergebnis zufriedenstellt. Ansonsten eignet sich auch Stahlwolle.
Stets gilt es, den Charakter der Trophäe nicht zu verfremden oder ihr ein paar zusätzliche Lebensjahre anzudichten. Ein Kenner würde das anhand des Trophäenaufbaus eh erkennen.
Wetterfest lackieren
Präparierte Wildvögel oder Kopf-Schulter-Haarwildmontagen staubt man – bitte regelmäßig – mit Schwung, doch sanft ab (damit sich der Staub nicht hineinfrisst). Dazu eignet sich z.B. eine Entenschwinge. Stark verschmutzte Präparate sind ein Fall für den firmen Berufspräparator. Wir Laien sollten unsere Hände da heraushalten, zu schnell ist das Präparat verpfuscht.
Wer Trophäen aus Platzgründen – möglichst überdacht – draußen aufhängen muss, kann Stangen und Schädel mit Instrumentenlack versiegeln, nachdem er die Stangen aufgefrischt hat. Auch der Schild gehört wetterfest lackiert.