Steinbockjagd in Spanien: Jagdreise auf den Beceite-Steinbock

Zu Gast bei Adler Tours: Unsere Redaktion - Christian Schätze und Florian Standke - waren auf Steinbock-Jagd in Spanien.
Am Ziel der Träume: Ein Beceite-Steinbock kam zur Strecke.
Am Ziel der Träume: Ein Beceite-Steinbock kam zur Strecke.

Fast hätte ich vergessen, wie schön es ist, in Spanien zu jagen. Doch während ich versuche, mit unserem drahtigen Jagdführer Jaume (spanische Form von James) Schritt zu halten, kommen die Erinnerungen der vergangenen Jagdreisen wieder. Das liegt nicht nur an den Orangenplantagen und Pinienhainen, in denen vergangene Nacht offensichtlich die Sauen gebrochen haben, sondern vor allem am Duft des wilden Rosmarins, der im Bergrevier ein ständiger Begleiter ist. Dabei haben die Hänge der bis zu 1.200 Meter hohen Berge von unten so karg ausgesehen!

Leben in unwirtlicher Bedingung

Doch sie stecken voller Leben. Das wissen auch die beiden Rothuhnjäger mit ihren Vorstehhunden, die uns auf halbem Weg begegnen und freundlich grüßen. Bei unserem spanischen Begleiter hält sich die Freude beim Anblick seiner Landsleute in Grenzen, denn die Flintenjäger könnten bereits Wild vergrämt haben.

Steinböcke zwischen den Steineichen

Um Wild zwischen den Felsen zu bestätigen, benutzt unser Jagdführer neben seinem Doppelglas auch ein Wärmebildgerät. Und tatsächlich ist er der erste, der Steinwild in Anblick bekommt. Mit dem 10-fachen Doppelglas kaum zu erkennen, leuchten die sieben Stücke mithilfe der modernen Technik im Hang wie Kerzen auf einem Christbaum. Da die Brunft begonnen hat, stehen zwei Böcke beim Rudel. Der Spanier greift zur Digitalkamera, legt auf einem Felsen auf und macht ein paar Fotos. Mithilfe des Zooms, spricht er die Stücke an. Wir versuchen es ihm mit unseren Ferngläsern gleich zu tun, doch 700 Meter sind einfach zu weit. Da er beide Stücke für gut veranlagt und zu jung hält, pirschen wir weiter.

Jaume-wärmebild-hänge
Jaume sucht die Hänge mit einer Wärmebildkamera ab.

Das obere Ende der Goldmedaillenklasse

Beim nächsten Rudel ist es dasselbe. „Zu jung!“, erklärt der Spanier und legt einen Zahn zu. Im nächsten Tal erkennen sogar wir, dass der gerade aus einem Steineichengebüsch herausziehende Bock das Erntealter erreicht hat. Deutlich sind die starken Schläuche mit den abgekämpften Enden zu erkennen. Auch die dunkle Decke ist ein Zeichen hohen Alters. Wir freuen uns über den Anblick, zumal sich der „Herr der Berge“ nun auch noch auf einen Felsen stellt und nach unten sichert.

Aus Spaß fragt unser Begleiter, ob wir es auf diesen Bock versuchen möchten, wohl wissend, dass dieser Abschuss unser Budget bei Weitem übersteigen würde. Abgerechnet wird nämlich nach Trophäenstärke. Und der Herr da oben bewegt sich am oberen Ende der Goldmedaillenklasse. Uns geht es jedoch nicht um Medaillen, sondern ums Erlebnis. Und das genießen wir schon jetzt in vollen Zügen.

Mit-der-Savage-im-Anschlag
Christian Schätze im Anschlag mit der Savage.

Ab in die Büsche

Ein paar hundert Meter weiter stoppt Jaume plötzlich und zeigt nach oben. „Ibex!“, flüstert er und macht sich klein. Am Bergstock angestrichen, versuche ich Ruhe in die Optik zu bekommen. „Der könnte passen“, denke ich und weiß, dass es nun Ernst wird.

Auch unser Jagdführer hält den Bock für jagbar und bittet mich, ihm zu folgen. Die anderen sollen hier die Stellung halten. Wir schauen uns mit großen Augen an und fragen uns, ob das sein Ernst ist. Doch sein Blick lässt keinen Raum für Interpretationen. „Zwei Mann, kein Problem“, erklärt der Spanier. Aber fünf Leute ... das seien einfach zu viele. Als die Kameramänner bereits ihre Felle bzw. Bilder davonschwimmen sehen, willigt der Jagdführer ein, es doch zu probieren. Wir verlassen den schmalen Pfad und schlagen uns, im wahrsten Sinnes des Wortes, in die Büsche.

Das ist nicht nur unangenehm, weil man ständig irgendwo hängen bleibt, sondern auch, weil die Blätter der Steineichen Stacheln besitzen. Mühsam gewinnen wir Höhenmeter um Höhenmeter. Das Steinwild ist noch vertraut und äst entspannt auf einem Felsvorsprung Wildkräuter.

Einen passenden Steinbock im Visier

Als wir uns bis auf 300 Meter genähert haben, rasten wir im Sichtschutz einer Felsrippe. Das Herz schlägt mir bis zum Hals. Jagdfieber! Wie durch ein Wunder schaffen wir es 100 Meter weiter bis zu einer kleinen Mauer. Während sich der Jagdführer links davon an den Fels drückt, suche ich Schutz hinter den Steinen. Mithilfe des Rucksackes gelingt es mir sogar, eine stabile Auflage für die Büchse zu basteln.

Der Spanier misst inzwischen die Entfernung bis zum Wild. „187 Meter. Shoot!“, flüstert er. Den Schaft der Savage fest in die Schulter gezogen, atme ich noch zwei Mal tief durch und krümme den Finger, als das Absehen auf dem Blatt steht. Im Knall der 6,5 PRC zeichnet das Stück, macht einen Satz nach vorn und ist verschwunden. Autsch, die Mündungsbremse! Gehörschutz vergessen.

Florian jubelt: „Junge, gut gemacht! Das war knapp. Der wäre fast weg gewesen.“ Das scheint auch Jaume so zu sehen, der bis über beide Ohren strahlt und begeistert den Daumen nach oben reckt. Zur Sicherheit lässt er sich jedoch die Schussszene auf dem Camcorder zeigen.

Gänsegeier in Warteposition

Es dauert eine Weile, bis wir knapp unterhalb des Bergrückens das Stück gefunden haben. Aber dann stolpert unser Jagdführer förmlich zwischen zwei Steineichen über den Erlegten. Gemeinsam ziehen wir ihn heraus, machen ein paar Fotos und versorgen den Bock. Das Cape fürs Trägerpräparat löst der einheimische Jäger mithilfe eines skalpellähnlichen Messers mit Wechselklinge. Ich helfe ihm dabei und versuche, mir ein paar Kniffe abzuschauen.

Der Abstieg wird für alle noch mal eine kleine Herausforderung, denn neben der schweren Jagd- und Kameraausrüstung drücken nun auch Trophäe und Wildbret auf Rücken und Knie. Auf halber Strecke bleibt Jaume stehen und fordert uns auf, in Richtung Anschuss zu schauen. Dort kreist bereits ein gutes Dutzend Gänsegeier. Da wir für sie keine Gefahr mehr zu sein scheinen, legt einer nach dem anderen die mächtigen Schwingen an, um als erster an den Überresten zu sein. Am nächsten Tag bekommt auch Florian seinen Steinbock. Doch das ist schon wieder eine andere Geschichte ...

Reiseinfos

  • Die Steinbockjagd wurde von der Firma Adler Tours Ltd. & Co. KG (adlertours.de) organisiert und fand 100 km nördlich von Valencia (Empfohlener Flughafen) am Rand des Naturreservates Tortosa statt. Für die Jagd stehen rund 90.000 ha zur Verfügung! Der Wildbestand ist hoch bis sehr hoch, weshalb zwei Jagdtage ausreichend sind. Das Gebiet (max. Höhe 1.200 m) hat Mittelgebirgscharakter und ist gut erschlossen.
  • Neben Böcken dürfen auch weibliche Stücke (nichtführende Geißen) bejagt werden. Für die Waffeneinfuhr wird der Europäische Feuerwaffenpass benötigt. Schalldämpfer sind in Spanien verboten! Wer ohne Waffe reisen möchte, für den hält der spanische Partner (ibexhuntespadella.com) von Adler Tours Leihwaffen bereit. Unterkunft und Verpflegung sind tadellos. Preis: ab 4.500 Euro (inkl. Bock bis Silbermedaille).
  • Neben dem Beceite-Steinbock können in Spanien noch drei weitere Ibex-Unterarten (Gredos, Sierra Nevada, Ronda Ibex) bejagt werden. Jagdzeit: 15.9.-31.5.
Weitere Funktionen
Zu den Themen
Kommentieren Sie