Auch wenn man heute bemüht ist, auf Zäune im Wald zu verzichten, gibt es dennoch genügend Beispiele, wo selbst bei drastisch reduzierten Schalenwildbeständen gewisse forstliche Ziele nicht ohne ein Forstgatter zu erreichen sind. Aber nicht nur Forstpflanzen, sondern auch so manches Feldgehölz verlangt in den ersten Jahren nach einem reibungslosen Start. Wenn Maßnahmen des Einzelschutzes nicht ausreichend sind, hilft vielfach nur der temporäre flächige Schutz durch einen wilddichten Zaun.
Während die Wildwiederkäuer und die Hasenartigen durch Verbiss und Schäle an den jungen Bäumen über eine längere Zeit Schäden verursachen können, überwiegt bei den Sauen aus waldbaulicher Sicht der Nutzen. Sie nehmen nur in den Anfängen einer Forstkultur durch die verstärkte Aufnahme der Saaten entscheidenden Einfluss. Bei frisch gepflanzten Bäumchen kommt es zudem vor, dass Schwarzwild sie ausgräbt oder herausreißt. Vermutlich werden sie durch die Bodenverwundung bei der Pflanzung geradezu animiert, dort nach Nahrung zu brechen. Denn die besondere Vorliebe der Allesfresser für tierischen Fraß ist schon lange bekannt.
Schwarzwild ist auf der Suche nach Forstschädlingen
Insbesondere bei Insekten und Mäusen kommt es regelmäßig zu Massenvermehrungen, die in der Folge das Schwarzwild auf den Plan rufen. Wiesenschäden kennen Landwirte und Jäger in diesem Zusammenhang nur allzu gut. Aber auch im Wald lässt sich beobachten, dass Sauen vor allem nach Kalamitätsjahren ganze Waldflächen auf der Suche nach den Larvenstadien von Forstschädlingen umdrehen.
Ähnliches ist zu beobachten, wenn sie die in Intervallen auftretende Massenvermehrung insbesondere von Erd- und Rötelmaus „bekämpfen“, welche speziell in vergrasten Kulturen oder in schneereichen Wintern die Laubhölzer schädigen. Nicht selten graben die Schwarzkittel dabei bis zu einem Meter tief sitzende alte Baumstümpfe aus, um an die Mäusenester oder deren Vorräte an Eicheln und Bucheckern zu gelangen. Tief umgegrabener Mineralboden, vermischt mit dem in Teilen verrotteten Rohhumus, ergibt nach dem Besuch der Sauen ein optimales Saatbeet für die nächste Generation an Forstbäumen.

Alte Zäune
Zäune, die ihren Schutzzweck bereits erfüllt haben, verlieren die Voraussetzungen für ihre naturschutzrechtliche Zulässigkeit und baurechtliche Genehmigungsfreiheit. Sie müssen beseitigt werden, sonst droht ein Bußgeld.
Betrachtet man den doppelten Nutzen für den Waldbau durch die Aktivitäten des Schwarzwildes, verlangt geradezu der gesunde Menschenverstand danach, ihm zu den flächigen Forstgattern ungehinderten Zutritt zu gewähren, wenn die Verjüngung entsprechend aufgelaufen und nach wenigen Jahren gefestigt scheint. Denn spätestens dann, wenn der Aufwuchs Bauchhöhe erreicht hat, verschaffen sich die Borstenträger selbst – meist gewaltsam – Zutritt zu den für sie interessanten Stellen. Häufig übersieht man dann gerade in der Vegetationsphase die zum Teil unauffälligen Löcher im oder unter dem Zaun. Hasen und Rehen hingegen bleiben sie nicht verborgen. Sind sie erst einmal im Gatter, bekommt man sie nur schwer wieder dort raus.
Deutlich stressfreier hingegen gestaltet sich das Projekt mit gezielt angebrachten Sauklappen. Ganz wichtig ist dabei der gewählte Standort. Sie sollten nur an den Stellen installiert werden, wo wir entweder wissen, dass sich dort alte traditionelle Wechsel befinden oder aber die Sauen uns selbst durch Löcher im Zaun bzw. Grabtätigkeiten zeigen, wo sie sich Zutritt zu den Kulturen verschaffen wollen.
Schwarzkittel sind Sicherheitsfanatiker
Sauen wollen unbedingt Fluchtwege parat haben. Sonst meiden sie nach gemachten schlechten Erfahrungen bestimmte Revierteile für eine lange Zeit. Daher macht es keinen Sinn, in einem Forstzaun nur mit einer Sauklappe zu arbeiten. Wir müssen den Sauen für den Fall einer Gefahrensituation Möglichkeiten anbieten, den beunruhigten Einstand schnell und aus ihrer Sicht sicher zu verlassen. Im Idealfall sehen wir uns also nach einer Öffnung pro Seite um. Die erwähnten Sauklappen können auf unterschiedliche Weise gebaut werden.
Versuche und langjährige Beobachtungen haben gezeigt, dass sie allerdings bestimmte Maße nicht überschreiten sollten. Denn zu große oder zu schwere Konstruktionen nehmen die Sauen auch nach einer langen Gewöhnungsphase einfach nicht an. So sollte sich der Durchschlupf etwa in der Breite bei maximal 70 cm und in der Höhe maximal bei 100 cm bewegen. Die Sauklappe muss sich unabhängig ihrer Konstruktion frei pendelnd bewegen können und aufgrund ihrer Aufhängung so konzipiert sein, dass der Durchschlupf jederzeit geschlossen erscheint. So planen wir einen Bodenabstand der Klappe mit etwa zehn Zentimetern ein. Dann kann Rehwild nicht hindurchschlüpfen, aber die Funktion ist auch bei mäßiger Schneelage oder Laubfall nicht gestört.
Damit der Dachs oder aber auch die Sauen den Boden unter der Klappe nicht untergraben oder beim Durchschliefen einer Rinne gleich ausschieben, vernageln wir bodeneben ein entsprechendes Kantholz. Bei Sauklappen haben sich in der Praxis eigentlich nur zwei Varianten behaupten können. Neben dem Modell mit frei aufgehängten Pendelstangen nehmen die Sauen auch eine Torkonstruktion an, die in einem Rahmen hängt. Wer in seinem Revier mehrere Forstgatter auszurüsten hat, kann sich überlegen, die Letztere bei einem Schmied aus Eisenrohren gleich in Serie bauen zu lassen. So überleben die Klappen meist mehr als eine Zaungeneration und lassen sich problemlos mit umziehen zur nächsten Anlage. Bei der Konstruktion muss man sich vorher überlegen, ob man nur das Türchen oder gleich auch die Rahmenkonstruktion mit fertigen lässt.

Sauklappe Model "Schwingtürchen"
Die folgende Bildergalerie zeigt die Vorgehensweise beim Einbau der Klappe: Für den Rahmen benötigen wir zwei Seitenholme mit rund 150 cm, einen Dachholm mit 86 cm und ein Bodenholz mit 70 cm – Kantholz 8 x 8 cm oder Rundholz mit etwa 10 cm Durchmesser. Wegen der längeren Lebensdauer wählen wir dafür Douglasie, Lärche oder Eiche. Die beiden Seitenholme werden innen direkt am Forstzaun so tief eingeschlagen, dass sie noch einen Meter herausschauen. Der Dachholm wird außen bündig mit den Seitenholmen verschraubt oder vernagelt. Unten heben wir den Boden zwischen den Seitenholmen leicht aus. Dort verschrauben wir das Bodenholz mit einer Länge von 70 cm innen und mit dem Erdboden bündig.
Im zweiten Schritt schrauben wir an den Seiten und am Dachholm das Knotengeflecht von außen eingeklemmt zwischen Brettchen (2 x 100 x 8 x 3 cm, 1 x 65 x 8 x 3 cm) fest. Den inneren Drahtbereich kneifen wir mit einer Drahtschere oder einem Seitenschneider sauber aus, ohne dass Drahtenden nach innen stehen und so das Wild verletzten könnten.
Sauklappe Model "Pendel"
Als Pendel dienen uns vier bis fünf Bretter (70 x 10 x 4 cm), die mit 20 cm langen Ketten am Dachholm befestigt werden. Sie werden über die Breite der Rahmenöffnung gleichmäßig verteilt und mit etwa 10 cm Bodenfreiheit aufgehängt. Wer mit Rundhölzern arbeitet, kann für die Pendel auch Halbhölzer verwenden. Zum Befestigen der Ketten verwenden wir Schrauben und Beilagscheiben. MM
Die Sauklappe zur Gewohnheit machen
Nach dem frischen Einbau der Sauklappen helfen wir an den Klappen und gleich dahinter im Zaun mit ein wenig Buchenholzteer nach, um den Sauen die anfängliche Scheu zu nehmen. Aber auch eine deutliche Spur mit Körnermais vor und nach der Sauklappe kann helfen. Haben die Sauen die Klappen akzeptiert, kann man mit regelmäßiger dezenter Kirrung im Forstgatter dafür sorgen, dass die Sauen öfter mal darin vorbeischauen und so Gefallen am neuen Einstand finden.
Nicht selten sind insbesondere in Hochwildrevieren mit gutem Wildbestand gerade diese dicht bewachsenen Forstgatter die vielversprechendsten Schwarzwildeinstände. Nach vielen Monaten der Ruhe im Sommer spricht sicher nichts dagegen, diese sicheren Einstände auch bei den wenigen herbstlichen Jagden mitzunehmen. Bei Kulturgattern, die mit Sauklappen zum Schwarzwildeinstand umfunktioniert wurden, kann deshalb selbstverständlich auch innerhalb des Zaunes Wild wechseln. Das ist beim Anstellen der Schützen, die in Sichtweite zum Gatter stehen, zu erwähnen.
Beim Schießen ist hier mit äußerster Vorsicht zu verfahren. Einerseits ist nicht nur mit Treibern und Stöberhunden im Inneren des Zaunes grundsätzlich zu rechnen, andererseits stellt der starke Draht ein unkalkulierbares Hindernis dar. Wild ist nur verantwortungsvoll unmittelbar hinter dem Geflecht mit der Kugel erreichbar. Ansonsten sind das Zerlegen des Geschosses und eine unberechenbare Splitterwirkung auf das Stück mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen und strikt abzulehnen. Für den Jagdleiter muss es selbstverständlich sein, dass der direkte Bereich um eine Sauklappe nicht von einem Stand einsehbar sein darf. Die aufgemachten Sauen sollen den gegatterten Einstand ungehindert verlassen können. Schöpfen sie insbesondere an den Sauklappen Verdacht oder werden dort gar beschossen, wenden sie und verteidigen sich im Inneren des Zaunes gegen Mann und Hund vehement.
Eine ähnliche Vorgabe gilt für die Anzahl und Schärfe der eingesetzten Hunde. Sind sie schnell und machen viel Druck am Schwarzwild, verschanzt es sich im Einstand und sorgt für hohe Tierarztrechnungen oder gar unsinnige Verluste. Wenn sich also Jäger und Waldbesitzer einig sind, dass die Sauen in gegatterten Forstkulturen gewünscht sind, stellen Sauklappen eine sinnvolle Reviereinrichtung dar. Für den Waldbesitzer bringen die Schwarzkittel eine ganzjährige Bodenverwundung für die Begründung von Naturverjüngung und eine wirkungsvolle biologische Bekämpfung von Forstschädlingen. Über die gezielt angebrachten Sauklappen werden unberechenbare Zaunschäden durch Sauen unterbunden. Für den Jäger werden ansonsten wildfeindlich abgezäunte und damit wertlose Revierteile zu wahren Schwerpunkten der Saujagd.
