Wie das Geweihwachstum wird auch das Abwerfen des Geweihes hormonell und durch die Tageslichtlänge gesteuert, wobei auch die Tageslichtlänge einen Einfluss auf den Hormonstatus hat. Für den Geweihzyklus vom Wachsen des Bastgeweihes über das Verfegen bis zum Abwerfen sind mehrere Hormone verantwortlich, überwiegend das Wachstumshormon Somatotropin und das Geschlechtshormon Testosteron.
Geweihwachstum über Testosteron gesteuert
Geringere Mengen Testosteron fördern das Geweihwachstum, größere Mengen unterbinden es und lösen letztendlich die Verknöcherung des Bastgeweihes aus. Eine Störung dieses Zusammenspieles der Hormondrüsen führt zu zeitlichen Änderungen im Geweihzyklus.
Wenn ein Bastgeweih fertig gewachsen ist, kommt es durch die Verknöcherung des vorerst knorpeligen und relativ weichen Geweihes zu Durchblutungsstörungen in der Basthaut. Die Basthaut stirbt ab, wird „welk“, leicht verschiebbar und haftet den Stangen nur noch lose an. Die Innenseite des Bastes bleibt noch einige Zeit feucht und der Bast kann somit leicht gefegt werden.
Fegen angeborene Verhaltensweise
Das Fegen scheint eine angeborene Verhaltensweise zu sein, die mit einem bestimmten Hormonstatus aktiviert wird und die sich aber erst dann voll entfalten kann, wenn die Basthaut abgestorben und damit nicht mehr schmerzhaft ist. Sobald sie abgestorben ist, dauert das Fegen der Basthaut meist nur wenige Stunden. Die Basthaut reißt am Bildungssaum unterhalb der Rosen ab und durch das Einrollen der Blutgefäßwände kommt es zu keinen nennenswerten Blutungen. Der Bildungssaum – die Grenze zwischen lebendem Gewebe des Rosenstocks und totem Gewebe der Rosen und Stangen – ist durch die Rosen bis zur Bildung des neuen Geweihes nach dem nächsten Abwerfen gut geschützt.
Hirsch litt vermutlich an Hormonstörung
Es ist zu vermuten, dass der Hirsch vom 12. bis 13. Kopf entweder an einer hormonellen Störung litt oder aufgrund der doch nicht optimalen Konstitution (80 kg aufgebrochen) diese Anomalie aufwies. Trockene Bastfetzen kommen bei Hirschen und Rehböcken aber auch immer wieder einmal ohne Grundkrankheiten vor, bei diesem Hirsch ist aber eine Störung zu vermuten, da die Stangen für den Januar auch noch extrem hell waren.
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