Es steht fest, dass durch die Einnahmen von Windrädern hohe Summen zusammenkommen, um beispielsweise Wälder wieder aufforsten zu können. Auf Revierinhaber kommen jedoch einige Nachteile zu. Wie kommen Wildtiere und Jäger mit den Windrädern klar? Und gibt es Entschädigungen für Revierpächter?
Circa 0,5 ha Fläche wird pro Windrad im Jagdrevier versiegelt
Auch im Jagdrevier ist der Bau eines Windrads sehr aufwendig: Es werden Kabeltrassen gegraben, Fundamente gelegt, Wege ausgebaut und Kranstellflächen eingerichtet. Für diese Flächen gibt es gemäß des Naturschutzgesetzes diverse Ausgleichsmaßnahmen. Teilweise wird die versiegelte Fläche direkt im Anschluss wieder anderweitig aufgeforstet.
Möglichkeiten dafür sind beispielsweise Feldgehölzpflanzungen, Streuobstwiesen, Aufforstung von Waldrändern und Biotope für Brutvögel. Übrig bleibt eine durchschnittliche versiegelte Freifläche von 0,46 ha. Diese Fläche ist während des gesamten Betriebszeitraums von rund 20 bis 30 Jahren frei von Baumwuchs und ist demnach kein geeignetes Biotop mehr für Wildtiere und für die Jagd. Nach dieser Zeit lässt sie sich die Fläche zwar wieder renaturieren, jedoch bleibt sie für lange Zeit versiegelt.
Entschädigung für Revierpächter während Bauphase des Windrads
Je nachdem wie (jagd-)wertvoll die Fläche innerhalb des Jagdrevieres war in welche die neue Industrieanlage platziert wurde, können Nachteile in Bezug auf die Bejagung auftreten. Deshalb ist es üblich, dass es für einen bestimmten Zeitraum eine Entschädigung gibt. Diese erfolgt während der Bauphase des Windrads bis zwei Monate nach Baubeendigung für die Gewöhnungszeit der Wildtiere.
Der Pächter sollte sich deshalb laut der Vereinigung der Jagdgenossenschaften und Eigenjagdbesitzer (VJE) bei Bekanntwerden der Pläne rechtzeitig mit seiner Jagdgenossenschaft in Verbindung setzen und gemeinsam die Auswirkungen für den Jagdbetrieb analysieren. Dabei sind mehrere Tausend Euro Entschädigung nicht unüblich.
Diese betreffen nicht nur die massiven Störungen im Jagdbetrieb während der mehrmonatigen Bauzeit, sondern auch eventuelle Jagdeinrichtungen, die im Umfeld der Anlagen existieren oder auf den Trassen, die für den Bau der unterirdischen Stromleitungen benötigt werden.
Rotwild fühlt sich von Windrädern bedroht
Wildtiere verhalten sich mit Veränderungen und Lärm in ihrem Lebensraum sehr unterschiedlich. In küstennahen Niederwildrevieren arrangieren sich Hase und Fasan sehr gut mit den Rädern. Das Bild in waldreichen Hochwildregionen ist jedoch ein anders. Berufsjäger Hans Werner Allwicher kennt die Probleme, die mit den hohen Türmen beim Rotwild entstehen.
Besonders die Zerstörung der Haupteinstandsgebiete ist ein Punkt, der Kopfschütteln bei dem erfahrenen Berufsjäger laut Medien auslöst. Nach der Aufstellung eines Windrads in seinem Revier habe sich das Rotwild von der langwierigen Bauphase nicht erholt.
„Anfangs stellte ich ein intensives Sichern in Richtung der riesigen Neulinge fest, wenn die Flächen überhaupt noch angenommen wurden“, berichtet der Jäger. Die traditionellen Brunftplätze wurden auch nicht mehr angenommen. Das Rehwild als Kulturfolger hat laut Allwicher die Störung hingegen gut vertragen.
Lebensraum wird durch Bau von Windparks zerschnitten
Ein wesentlicher Faktor von Windrädern ist laut dem Biologen Dr. Petrak die extreme Zerschneidung und Zerstörung von Lebensraum, die durch die Erschließung beim Bau von Windparks einhergehen, so Medien. Laut Petrak meidet das Rotwild die Flächen mit Windkraftanlagen nur im ersten Jahr, sucht dann aber verhältnismäßig neutral die Flächen rund um das Windrad wieder auf.
„Das ist vergleichbar mit Rotwild, das auf Truppenübungsplätzen irgendwann im Schießbetrieb neben den Bahnen ruht und gelernt hat, dass ihm dort keine Gefahr droht“, erklärt er weiter. Bei Gebieten mit einer großen Grundunruhe könne jedoch schon der Schlagschatten des Rads erheblichen Stress bei den Tieren erzeugen.
Über 28.000 Windräder an Land Ende 2022 in Deutschland
Laut dem Fraunhofer ISE standen in Deutschland Ende 2022 insgesamt 28.443 Onshore-Windenergieanlagen. Für eine Vollversorgung mit Erneuerbaren reicht das jedoch bei Weitem nicht – deshalb wird zukünftig der Ausbau von Windrädern weiter zunehmen und dadurch auch das Thema für Revierpächter und Mitjäger relevanter werden.