Sicher auf Erntejagd: Was müssen Jäger bei der Jagd beachten?

Immer wieder kommt es bei Erntejagden zu teils tödichen Unfällen. Daher ist bei der Planung und Durchführung einiges zu beachten.
Ein Jaeger hält bei einer Erntejagd Ausschau.
Bei der Planung und Durchführung von Erntejagden ist einiges zu beachten.

Erntejagden sind wichtig, jedoch nicht ungefährlich. Umso wichtiger ist eine genaue Planung und Durchführung. Wir haben die wichtigsten Punkte zum Thema "Erntejagd" für Sie zusammengefasst.

Mit welcher Art von Waffe sollten die Schützen schießen?

Um bei Erntejagd bzw. beim Schuss auf flüchtiges Wild wie z.B. Schwarzwild erfolgreich zu sein, sind Büchsen (Repetierer, Halbautomaten) die geeignete Ausrüstung. Der große Vorteil dieser Gewehre liegt darin, dass der Jäger mehrere Schüsse hintereinander abfeuern kann. Außerdem erfordern die rasanten Geschosse weniger Vorhaltemaß, als dies bei Flintenlaufgeschossen der Fall ist. Da der bewegte Schuss die „Königsdisziplin“ darstellt, sollten Kaliber ab .30-06 aufwärts verwendet werden, um bei schlechteren Treffern mehr Reserven zu haben. Mit qualitativ hochwertigen Geschossen sind Schock und/oder entsprechende Tiefenwirkung samt Ausschuss zu erzielen.

Welche Zieloptik sollten die Jäger verwenden?

Um die Sauen bei der Jagd sicher anzuvisieren, sind variable Ansitz-Zielfernrohre (1,5-6x42, 1,7-10x42, 2,5-10x50 u.Ä.) mit ausreichend Sehfeld und Leuchtpunkt, Drückjagd-Zielfernrohre (etwa ein klassisches 1,1-4x24) mit Leuchtpunkt oder Rotpunktvisiere (Reflexvisiere) am besten geeignet

Wo sollten die Schützen bei Erntejagden postiert sein?

Die Jäger sollten auf erhöhten Ansitzeinrichtungen sitzen, um der Sicherheit Rechnung zu tragen. Das ist vor allem in flachem Gelände wichtig, um einen sicheren Schusswinkel und somit Kugelfang zu haben. Dabei bieten sich vor allem mobile Drückjagdböcke an, die nach Rücksprache mit den Landwirten während der Ernte auf dem Feld stehen. Auch Sitze auf Fahrzeugen bieten sich an (Landesjagdgesetze beachten). In diesem Fall können Jäger bei sehr großen Schlägen regelmäßig nachziehen, um stets direkt an der Feldkante zu stehen. Außerdem muss der Jagdleiter die Stände bei Erntejagden so planen, dass die Schützen ausreichend Schussfeld haben und sich nicht gegenseitig gefährden

Wie weit sollte bei Erntejagden von den Jägern geschossen werden?

Sichere Schüsse auf wegbrechendes Schwarzwild sind nur auf kurze Entfernungen möglich. Weiter als etwa 60 m sollten die Schützen nicht schießen. Selbstverständlich hängt das auch von den Schießfertigkeiten jedes Einzelnen ab. Dabei muss der Jäger auch genau darauf achten, wie schnell die Sauen flüchten und beispielsweise das Vorhaltemaß anpassen. Außerdem sollte der Schütze genau wissen, wie weit die Sauen entfernt sind. Bei Schüssen in flachem Gelände ist unbedingt auf das Hinterland zu achten!

Jaeger auf Hochsitz auf einem Feld
Auf Erntejagden sollte von erhöhten Positionen geschossen werden.

Wie wird der Jagdleiter bei Erntejagden der Verkehrssicherungspflicht gerecht?

Bei der Erntejagd am Mais oder Raps sind häufig Straßen oder Wege in der Nähe. Auch wenn die Jäger die Sauen nicht direkt beunruhigen, sind dort während der Durchführung Warnschilder grundsätzlich sinnvoll. Darüber hinaus ist es nicht von Nachteil, wenn man in sehr ländlichen Gebieten die örtliche Polizei informiert.

Welche Wildarten sollte der Jagdleiter bei Erntejagden freigeben?

Bei Erntejagden steht Schwarzwild im Fokus. Rehe oder Rotwild sollte der Jäger an anderer Stelle bejagen. Das dient am Ende auch der Sicherheit, denn es werden a) deutlich weniger Schüsse abgefeuert und b) ist die letale Trefferfläche von Rot- oder Damwild nochmal deutlich höher und damit die Hinterlandgefährdung größer. Die Bejagung von Raubwild ist im Niederwildrevier durchaus sinnvoll, da z.T. ganze Gehecke im Feld ihren Einstand gefunden haben.

Welche allgemeinen Sicherheitsvorschriften gelten bei Erntejagden außerdem?

Die UVV Jagd (Unfallverhütungsvorschrift) ist von allen Jägern der Gesellschaftsjagd zu beachten. Die wichtigsten Grundregeln sind auf der Rückseite des Jagdscheins nachlesbar. Weiterhin gilt: Sicherheit geht immer vor Jagderfolg! Niemals ins Treiben, in Richtung der Erntemaschinen oder von Jagdteilnehmern schießen. Kugelfang ist nur gewachsener Boden. Der Stand wird nicht verlassen. Jeder Teilnehmer muss mindestens eine Warnweste tragen. Alkohol ist wie auf allen Jagden streng verboten!

Was ist bei der Organisation einer Erntejagd zu beachten?

Um Erntejagden sicher und effektiv zu planen, ist gerade die Kommunikation mit dem Landwirt wichtig. Dabei ist vor allem der Termin der Ernte essentiell. Je früher der Jagdleiter diesen kennt, desto früher kann er die Schützen einladen und die Stände planen. Auch Hunde müssen für Nachsuchen zur Verfügung stehen. Generell ist es sinnvoll, den Teilnehmern einer Gesellschaftsjagd, zu der ja auch die Erntejagd zählt, einen Handzettel mit einer Revierkarte, der Freigabe, den Sicherheitsbestimmungen und den Kontaktdaten wichtiger Ansprechpartner vom Jagdleiter über Ansteller bis zu Tierärzten in der Nähe auszuhändigen. Ist die Erntejagd erfolgreich und die ersten Stücke wurden erlegt, muss ein schnelles Versorgen sichergestellt sein. Falls möglich, sollte sich ein Jäger (oder Metzger) um das Aufbrechen der erlegten Schwarzkittel kümmern, und diese in die Kühlkammer verbringen.

Wo können sich Jäger über aktuell geltende Bestimmungen informieren?

Im Zweifel vor Ort bei der zuständigen Behörde (Berufsgenossenschaft, Untere Jagdbehörde) oder dem Landesjagdverband über die aktuell geltenden Vorschriften informieren.

Was ist bezüglich der Versorgung des Wildes zu beachten?

Erntejagden finden im Sommer und Herbst statt. Die Außentemperaturen können dementsprechend hoch sein. Weiterhin ist damit zu rechnen, dass innerhalb kurzer Zeit zahlreiche Sauen zur Strecke kommen. Die Schützen oder ein „Bergekommando“ müssen die erlegten Stücke so schnell wie möglich versorgen und kühlen, um sie vor dem Verhitzen und vor Fliegen zu schützen.

Was sollte ein Jäger noch an Ausrüstung/ Gegenständen dabeihaben?

Erntejagden finden meist im (Spät-)Sommer statt. Zu diesem Zeitpunkt sind die Temperaturen häufig im hohen zweistelligen Bereich – Tage bei 25 Grad Celsius und mehr sind keine Seltenheit. Daneben dauert eine Erntejagden meist mehrere Stunden. Daher sollten Jäger ausreichend Flüssigkeit (alkoholfrei) sowie Sonnencreme mit sich führen. Um während des Wartens nicht direkt der glühenden Sonne ausgesetzt zu sein, ist eine Kopfbedeckung – am besten in Signalfarbe – empfehlenswert. Ein großer Angel-/ Sonnenschirm spendet zusätzlich Schatten

Weitere Funktionen
Kommentieren Sie