Rehwildbejagung im September: Strecke machen mit Maß und Ziel
Von September an kann weibliches Rehwild und Kitze bejagt werden. Wir haben Ihnen zehn Tipps zusammengestellt, mit denen sie dem Bestand etwas Gutes tun.
Das Erlegen von Kitzen und Geißen gehört zum Pflichtprogramm verantwortungsvoller Jäger. Am besten sollte gleich zu Beginn des Monats September mit dem Aufgang der Schusszeit diese Aufgabe angegangen werden. Es bietet sich an, dass jedes schwache (Zwillings-)Kitz plus Geiß erlegt wird, natürlich stets unter der Maßgabe „Kitz vor Geiß“ und „schwach vor stark“.
Wir haben für Sie daher zehn Tipps zusammengestellt, wie Sie Rehwild in den Herbstmonaten erfolgreich bejagen können.
1. Früh beginnen und die langen Tage Nutzen
Mit dem Aufgang der Jagdzeit im Frühherbst ist das Rehwild noch besonders aktiv. Diese noch langen Aktivitätsphasen sollten wir nutzen. Meistens sind die Temperaturen angenehm mild und auch die Tage noch recht lang, sodass sich auch noch ein Ansitz nach Feierabend lohnt. Besonders im September – und somit vor dem Haarwechsel – kann die unterschiedliche Stärke und Kondition von Kitzen gut angesprochen werden. Dementsprechend kann der Jäger geringe Stücke selektiv entnehmen.
Genereller Grund, ein Stück zu entnehmen ist dabei nicht allein sein Alter, sondern die Gesamtkonstitution. Differenziert betrachtet werden sollten jedoch führende Geißen, denn diese können ihren Energiebedarf erst nach der Kitzaufzucht wieder auffüllen und wirken daher häufig etwas schwächer im Wildbret. Früher Jagddruck verringert darüber hinaus unnötigen Stress zum Ende der Jagdzeit. Außerdem werden Ende Oktober die Uhren umgestellt und im November nimmt die Rehaktivität deutlich ab. Das alles wirkt sich negativ auf den Bejagungserfolg aus.
2. Die Wetterempfindlichkeit beachten
Entscheidend zum Erzielen von Kitz-Geiß-Doubletten ist die Witterung. Besonders während des Haarwechsels ist das Rehwild empfindlich. Warmes, sonniges und ruhiges Herbstwetter fördert die Bewegung. Kühles, regnerisches und dabei windiges Wetter drosselt die Aktivität. Für den Rehwildjäger ist ein Schönwetter-Ansitz also empfehlenswert.
Nach der Ernte des Getreides treten besonders große Lebensraumveränderungen für das Rehwild auf. Dem Wild fehlt es schlagartig an Deckung und
Äsung. Die schnelle Bearbeitung der Felder und der Umbruch der Böden verschlechtert die Lebensraumsituation zusätzlich. Neben den jetzt noch bestehenden Maisfeldern und Hackfrüchten können durch Stoppelsaaten und Zwischenfruchtanbau neue Äsungsflächen entstehen. Besonders die Zwischenfrüchte wirken in dieser Jahreszeit wie Magnete. Daher lohnt sich der Ansitz in der Nähe dieser Anziehungspunkte. Auch im Wald werden Wildwiesen nunmehr wieder vermehrt angenommen und bieten guten Möglichkeiten. Wer das Wild auf solchen Flächen nicht bejagen möchte, kann das auf den Wechseln dorthin tun.
4. Kitzfiep auch nach der Blattzeit
Auch wenn die sommerliche Blattzeit im September längst beendet ist, kann der Blatter auch weiterhin ein hilfreiches Werkzeug für die Jagd auf eine Doublette sein. Wenn der Jäger bereits die Möglichkeit hatte, das Kitz zu erlegen und die dazugehörige Geiß durch den Schuss abgesprungen ist, kommt der Kitzfiep zum Einsatz. Durch den hohen Fiepton wird die Geiß häufig wieder angelockt. Im Sinne der Jagdruckminimierung durch eine Vermeidung von Zeugen, bietet sich an, auch sie zu erlegen.
Gleichstarke Stücke lassen sich nicht oft sofort ansprechen.
Wichtig: Man sollte sich aber sicher sein, dass die herbeigelockte Geiß auch wirklich das Mutterstück ist, denn die Bindung von Kitz und Geiß ist zwar im September noch recht eng, nimmt aber im Lauf des Jahres immer mehr ab.
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5. Erlegung ganzer Rehfamilien
Zur Minderung des Jagddrucks sollten nach Möglichkeit schwache Rehfamilien komplett (Kitze selbstverständlich vor Geiß) erlegt werden. Männliche als auch weibliche Kitze verbleiben bis ins Frühjahr des folgenden Jahres unter der Führung ihrer Mutter und werden teilweise und situationsabhängig noch weit bis in den Winter hinein gesäugt. Auch wenn verwaiste Kitze im Winter schon älter sind, werden diese nicht von anderen Rehen angenommen. Forschungen haben ergeben, dass sich die Gesundheit eines Bestandes verschlechtert, wenn sich zu viele Stücke auf einer bestimmten Fläche bewegen. Das Wild wird schwächer und krankheitsanfälliger, Trophäen werden geringer. Daher sollten schwache Rehfamilien komplett entnommen werden, vital wirkende hingegen ganz in Ruhe gelassen werden.
6. Den Überraschungseffekt nutzen
Für eine Mehrfacherlegung kann der Jäger durch schnelles Repetieren den Überraschungseffekt nutzen und so mehrere saubere Schüsse antragen. Dafür sollte auf jeden Fall eine passende Waffe und Munition genutzt werden. Wer gelernt hat, nach dem Schuss direkt zu repetieren und sich schnell zu orientieren ist hier klar im Vorteil.
Der Schalldämpfer ist heutzutage kaum noch von der Jagd wegzudenken. Neben den gesundheitlichen Eigenschaften für das Gehör von Jäger und Jagdhund steigert der Einsatz der Flüstertüten auch die Chance auf eine Doublette. Durch den gedämpften Knall fehlt dem Wild die Schussorientierung. Es kann nicht zuordnen, woher der Ton kam und verhofft meistens in der Nähe.
Der Ansitz an einer Freifläche mit einem großen Schussfeld kann doppelt belohnt werden. Nach dem Erlegen des Kitzes verhofft die Geiß häufig in naher Umgebung. Mit einem großen Schussfeld steigt folglich die Wahrscheinlichkeit auf doppelte Beute.
Anders als auf dem freien Feld ist das Sicht- und Schussfeld im Wald durch Bäume und Sträucher sehr begrenzt.
9. Gemeinschaftsansitz und Schwerpunktjagd
Gemeinschaftliche Ansitze erhöhen die Ansitzfrequenz und Flächenabdeckung in den Zeiträumen, in denen das Rehwild sichtbar und aktiv ist. Somit ist die Wahrscheinlichkeit höher, Anblick zu haben und das passende Stück Rehwild zu erlegen. Drückjagden sind beim selektiven Rehwildabschuss nur bedingt hilfreich, da selektives Ansprechen abseits des Geschlechts meist kaum bzw. nur schwer möglich ist.
Auch die Ruhe im Revier ist für eine erfolgreiche Jagd wichtig. Wer durchweg von Mai bis Januar Jagddruck ausübt, wird das Rehwild immer seltener sehen. Es wird scheuer und die Bejagung deutlich langwieriger.
10. Gut positionierte Ansitzleitern
Gezielte Abschüsse von Ansitzeinrichtungen an Naturverjüngungs- und Wildverbissschwerpunkten können zur Verminderung von Wildschäden beitragen und erleichtern gleichzeitig die Erfüllung des Soll-Abschusses.