Ein Auftreten von Hautdasseln bei Rehen in Zusammenhang mit Schafen im Revier ist weitestgehend auszuschließen. Schafe werden nur selten von Hautdasseln befallen, und wenn, kommen am ehesten die Larven der Großen Rinderdasselfliege (Hypoderma bovis) vor.
Hautdasselfliegen beim Rehwild
Die Hautdasselfliegen des Rehwildes (Hypoderma diana) und des Rotwildes (Hypoderma actaeon) legen ihre Eier auf den Haaren der hinteren Körperpartien ab. Einige Tage nach der Eiablage am Wildkörper schlüpfen die Larven, bohren sich durch die Haut und beginnen ihre Wanderung in Richtung Rücken. Dort erscheinen sie unter der Rückenhaut ab Dezember als „Dasselbeulen“ mit Atemlöchern. Während der Larvenwanderung tritt Juckreiz auf. Durch Kratzen kann es zu flächenhafter Haarlosigkeit (ähnlich der „Haarseuche“) und sogar zu leichter Borkenbildung der Haut kommen.
Häufig Abmagerung und geringeres Durchschnittsgewicht
Stark befallene Stücke können abmagern, oftmals liegt das Durchschnittsgewicht befallener Rehe rund ein Kilo unter jenem nicht befallener Stücke. Im März schlüpfen die Larven über die Atemlöcher in der Haut aus den Dasselbeulen und verpuppen sich im Boden, um ab Mai wieder als Dasselfliegen zu schlupfen.
Bei Entzündungen nicht genusstauglich
Beim Aus-der-Decke-Schlagen erlegter Stücke findet man die Dassellarven sowohl an der Deckenunterseite als auch am Wildbret. Auffallend sind anfangs flächenhafte, blutig-sulzige Bereiche in Unterhaut und Muskulatur, später Bindegewebskapseln (Dasselbeulen). Diese enthalten neben der Larve eine schleimige Flüssigkeit oder Eiter sowie ein Atemloch durch die Decke nach außen. Bei Veränderungen der Muskulatur beziehungsweise deutlicher Abmagerung sind befallene Stücke nicht für den menschlichen Verzehr geeignet.
Überalterte und schwache Stücke verteilen Parasiten weiter
Das Auftreten des Dasselbefalles wie auch der sogenannten „Haarseuche“ bei Rehen (Befall mit Haarlingen und Lausfliegen und juckreizbedingter Haarausfall) hat zugenommen. Als Ursachen kämen Faktoren wie mildere Winter, weitere Witterungs-/ Klimafaktoren, hohe Wilddichte und nicht zuletzt Abwehrschwäche durch fütterungsbedingte, chronische Pansenübersäuerung, wie bei anderen Parasitosen, in Frage. Nicht zu vernachlässigen sind auch Sauenkirrungen und Niederwildschütten, wo Rehe immer wieder zu Mais und Getreide kommen. So wie es bei einer fütterungsbedingten Pansenübersäuerung infolge ihrer negativen Auswirkung auf das Immunsystem zu einer deutlichen Zunahme von Innenparasiten kommt, vermehren sich auf diesen abwehrschwachen Stücken auch Außenparasiten – wie eben Haarlinge und Lausfliegen – wesentlich stärker als auf einem gesunden Stück.
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