Nach dem Winter erfreut sich das Rehwild an der Sonne und dem saftigen Grün. Wiesen, Bachtäler oder nach Süden ausgerichtete Hänge sind wahre Rehwildmagneten, allen voran die Rapsfelder. Im Wald lohnt es sich, die Jagd auf Kalamitäts- bzw. Verjüngungsflächen zu konzentrieren. Hier suchen vor allem die Einjährigen nach Äsung. Wildäcker im Wald und Waldkanten sollten nicht bejagt werden. Sie bleiben den Ricken und Böcken vorbehalten. Der Jagddruck würde sie zum Verbiss in die Verjüngungsgebiete treiben. Wer die Gefahr von Wildunfällen verringern möchte, bejagt an Straßen grenzende Flächen.
Rehwildjagd: Den richtigen Zeitpunkt wählen und ausreichend Geduld mitbringen
Wer morgens rausgeht, sollte genügend Zeit einplanen. Anstelle der üblichen zwei Stunden nach Sonnenaufgang kann man hier ruhig solange sitzen, bis die Sonne hoch genug steht und die Felder und Wiesen aufgeheizt hat. Abends sieht das ähnlich aus. Meistens ist erfolgreicher, wer bei sonnigem Wetter eher früher als spät die Fahrt ins Revier antritt. Auch die Mittagszeit eignet sich gut für einen spontanen Ansitz. Bei acht bis elf Äsungszyklen am Tag ist das Rehwild auch tagsüber oft auf der freien Fläche zu sehen. Anders als im Herbst und Winter zieht es die kleinen Trughirsche nach dem Äsen meistens nicht in die Dickung, sondern sie bleiben auf dem Feld, um Sonne zu tanken und wiederzukäuen.
Rehe im Frühjahr jagen: Fokus auf die Jugendklasse setzen
Schmalrehe und Jährlinge sollten im Frühjahr im Mittelpunkt der Bejagung stehen. Revierstreitigkeiten finden übrigens nicht nur bei den männlichen Stücken statt. Auch Ricken vertreiben regelmäßig Schmalrehe aus ihrem Revier. Durch den hohen Sozialdruck wandern die ehemaligen Kitze aus dem vergangenen Jagdjahr stärker umher als adulte Stücke. Das erfordert einerseits einen höheren Energiebedarf, zum anderen werden sie dadurch von äsungsreichen Flächen wie Wildäckern verdrängt.
In der Ruhe liegt die Kraft: Chancen auf Dubletten nutzen
Zu Beginn der Jagdzeit sind Jährlinge und Schmalrehe oft im Familienverband mit der Ricke unterwegs. Das hilft vor allem beim Ansprechen der Jugendklasse. Im Vergleich lässt sich der Altersunterschied der weiblichen Stücke sehr gut erkennen. Gleichzeitig ist es für uns aber auch eine Chance, effektiv in die Jugendklasse einzugreifen. Wer taktisch klug vorgeht und auf einen unachtsamen Moment der Ricke wartet, hat bei austretendem Familienverband die Chance auf eine Dublette. Generell gilt nach dem Schuss: Ruhe bewahren. Wer ein Stück erlegt hat, bekommt oftmals noch die Chance auf ein zweites. Es lohnt sich also, die traditionelle Zigarettenlänge deutlich zu überziehen.
Rehwildjagd im Frühjahr: Hohe Strecken durch eine gute Planung
Sammel- bzw. Gemeinschaftsansitze bringen am Anfang des Jagdjahres hohe Strecken. Angesetzt nach den Fähigkeiten der jeweiligen Jäger lohnt es sich, dementsprechend Schwerpunkte bei der Bejagung zu setzen. Auch hier sollten vor allem die „fängischen“ Stellen an den Rapsschlägen abgesetzt werden. Wer das Revier lieber auf der Pirsch bejagt, hat den Vorteil, verschiedene Flächen in Augenschein zu nehmen und schnell auf Lageänderungen reagieren zu können. Doch Vorsicht: Wer sich viel und unbedacht bewegt, bringt auch eine Menge Unruhe ins Revier. Nicht immer steht die Lieblingskanzel an der erfolgversprechendsten Fläche. Mobile Kanzeln, flexible Scherensitze und leichte Ansitzleitern sind zu Beginn der Jagdzeit erste Wahl. Verteilt am Rand der bevorzugten Äsungsflächen bieten sie die Möglichkeit, regelmäßig Rehwild in Anblick zu bekommen. In Knicks, eingegliedert oder im Schatten der Bäume aufgestellt, stören sie das Wild am wenigsten. Im Wald bieten sich Lichtungen und Freiflächen für den Ansitz an. Wer kreativ bei der Wahl des Standorts ist, hat auch den Jagderfolg.
Alleskönner oder dezidierte Büchse?
Mobilität ist das Stichwort bei der Rehwildjagd im Frühjahr. Eine Büchse, leicht genug für die Pirsch, wird sowohl dem Feld- als auch dem Waldjäger beim Waidwerken dienlich sein. Der klassische Repetierer für einen schnellen, zweiten Schuss ist dabei wohl die beste Wahl. Eingeschossen auf GEE ist die Waffe sowohl auf kurze als auch längere Distanzen effektiv einsetzbar. Ein Schalldämpfer erhöht die Chance auf eine Dublette. Die Schussentfernungen bei der Jagd im Wald sind begrenzt. Hier empfehlen sich moderate und das Wildbret schonende Patronen wie die .308 Winchester in entsprechenden Laborierungen. Damit ist man zudem für spontan auftretendes, stärkeres Schalenwild bestens gerüstet. Wer es allein auf das Rehwild abgesehen hat, kann auch auf Kaliber unterhalb der hochwildtauglichen Grenze von 6,5 Millimetern zurückgreifen. Dafür eignen sich die .222 und .223 Remington sowie die 5,6x50 Remington Magnum.
Rehe im Feld jagen: Auf diese Geschosse können Sie zählen
Im Feld ist es hingegen besser, auf rasantere Patronen wie die .22-250 Remington zu setzen. Moderne Kaliber wie die 6,5 Creedmoor bieten eine gute Mischung aus gestreckter Flugbahn, mehr als ausreichender Zielenergie auf die gängigen Distanzen und angenehmem Rückstoßverhalten. Doch auch alte Klassiker im Bereich der 7-mm-Kaliber oder Patronen wie die .30-06 Springfield haben im Feld immer noch ihre Berechtigung. Bei Kalibern gibt es bekanntlich nicht DAS eine.
Rehe im Feld bejagen: Kleine Helferlein für den Jagderfolg
Für die Jagd auf Feldrehe haben sich vor allem Spektiv und Entfernungsmesser als Ausrüstungsgegenstände bewährt. Mit dem Spektiv lässt sich das Wild selbst auf mehrere hundert Meter gut ansprechen. So erkennt der Jäger schnell, ob sich die Pirsch lohnt. Wer kein Spektiv besitzt, kann auch die Digitalkamera mit Teleobjektiv benutzen. Ein geeignetes Stativ sorgt für einen ruhigen Blick durch die hochvergrößernde Optik. Gerade im Feld kann es schnell vorkommen, dass die Entfernung zu einem Stück deutlich unterschätzt wird. Fehlschüsse sind die Folge. Mit dem Wissen um die korrekte Entfernung verringert sich diese Gefahr. Auf der Pirsch, sowohl im Feld als auch im Wald, helfen mehrbeinige Schießhilfen. Sie unterstützen dabei, einen sauberen Schuss anzutragen. Der Pirschstock ist jedoch auch ein sinnvoller Begleiter zum Ansitz. Wer wurde nicht schonmal auf dem Weg zum Hochsitz vom Wild überrascht? Tipp: Wer solche Hilfsmittel nicht regelmäßig einsetzt, sollte zuvor auf dem Schießstand damit üben. Das sorgt für Sicherheit und saubere Treffer.
Der Maibock und die Temperatur: Bei hohen Temperaturen die Wildbrethygiene beachten
Im Mai sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass an schönen Frühlingstagen die Temperaturen schnell in die Höhe schießen. Das Wild sollte deshalb immer so schnell wie möglich versorgt werden, damit es nicht verhitzt. Während des Haarwechsels kann das Aufbrechen eine Herausforderung sein. Bei schlechten Schüssen die verschmutzten Wildbretteile großzügig entfernen. Mit Wasser ist das „Problem“ in der Regel nicht zu lösen.