"Milchflecken" auf der Frischlingsleber: Was steckt dahinter?

Die abgebildete Leber stammt von einem ca. drei Monate alten Frischling. Die übrigen Organe waren unauffällig. Welche Krankheit liegt vor?
Als in den 70er Jahren die Sauen im Revier dazukamen, wurde der Ehrgeiz Rolf Sanders geweckt.Einige Erkrankungen führen beim Schwarzwild zu Leberveränderungen.
Als in den 70er Jahren die Sauen im Revier dazukamen, wurde der Ehrgeiz Rolf Sanders geweckt.Einige Erkrankungen führen beim Schwarzwild zu Leberveränderungen.

Die Farbe der Leber gesunder Stücke ist – abhängig von ihrer Blutfülle – rot bis dunkelrotbraun (beim gut ausgeschweißten Stück Schwarzwild hellrotbraun) mit gleichmäßiger, glatter und glänzender Oberfläche. Nach dem Anschneiden sind die sichtbaren Querschnitte der Gallengänge nicht verdickt und abfließende Gallenflüssigkeit ist durchsichtig dunkelolivgrün, nicht trüb oder flockig. Auffälligkeiten an der Leber sind wegen der recht einheitlichen Grundfarbe der Leber, der glatten Oberfläche und der durchsichtigen Leberkapsel meist gut zu erkennen – wie auch im dargestellten Fall.

Veränderungen sind auf der Leberoberfläche gut zu sehen

Auf dem Foto ist eine Frischlingsleber mit Blick auf die Zwerchfellfläche abgebildet, wo weißgelbe kleinknotige Veränderungen zu erkennen sind, die sich zu größeren Knoten vereinen. Die Veränderungen sind nahezu über die gesamte Leberoberfläche verteilt. Dieses Krankheitsbild wird als Hepatitis granulomatosa bezeichnet. Ähnliche Veränderungen sind nach einem Einwandern von Spulwurmlarven zu erwarten („Milk spots“ oder „Milchflecken“), diesen fehlt aber die knotige Struktur.

 

Leber eines Frischlings mit vielen weiß-gelben kleinknotigen Veränderungen.
Leber eines Frischlings mit vielen weiß-gelben kleinknotigen Veränderungen.

Das könnte dahinter stecken

Im abgebildeten Fall kommen als Ursache entweder eine bakterielle Infektion (z.B. durch Streptokokken oder dem Erreger der „Vogeltuberkulose“, Mycobacterium avium subspezies avium), ein Streuen einer bakteriellen Infektion von einem Entzündungsherd an einer anderen Körperstelle (z.B. Nabelentzündung) in Frage, oder – aber deutlich weniger wahrscheinlich – eine Infektion mit Bandwurmeiern und entsprechender Gewebsreaktion.

Wildbret verwerfen - ja oder nein?

Für eine exakte Diagnostik wäre in diesem Falle eine weiterführende Untersuchung erforderlich gewesen, einerseits eine bakteriologische Untersuchung dieser „Knötchen“ und je nach dem auch eine feingewebliche (histologische) Untersuchung von gefärbten Gewebsschnitten unter dem Mikroskop. Das Wildbret muss in diesem Fall verworfen werden.

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