Die Afrikanische Schweinepest ist im Land angekommen, doch Niedersachsen hat sich gewappnet. Was das in der Praxis bedeutet, wurde auf einer vom LAVES organisierten ASP-Stationsübung im Hildesheimer Wald demonstriert. Hier kommt ein Überblick.
Die Revierförsterei Söhre liegt am Rande des Hildesheimer Waldes und ist heute Schauplatz einer ASP-Fallwildsuche. Zugegen sind Mitarbeiter des LAVES und der Landesforsten, Jäger, Veterinäre und weitere Interessierte. Die Übung teilt sich in vier Stationen auf: Fallwildsuche, Hundeausbildung, Kadaverbergung und Fallenfang.
Die Fallwildsuche mit dem Hund
Geleitet wird diese Station von Mitarbeitern der AN-Vorsorge. Die Firma aus Großenkneten ist die zuständige Wildtierseuchen-Vorsorgegesellschaft und untersteht dem Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium (ML), im Seuchenfall dem Landkreis. Die AN-Vorsorge kümmert sich im Ernstfall um z.B. Bergung und Entsorgung der Kadaver, den Zaunbau und die Fallwildsuche. Dabei wird das Gebiet mithilfe einer Handy-App in 100 x 100 m-Raster unterteilt und systematisch in Gruppen abgesucht. Die App funktioniert offline über GPS. Der zurückgelegte Weg wird digital verfolgt, sodass die Suche ständig nachvollzogen und in schwierigem Gelände kontrolliert werden kann. Eine Fundstelle wird gesichert und in der App markiert. Die Daten werden über die App an WILKEA (Wildtier-Koordinaten-Erfassungs-App) weitergeleitet, um sie für den Probebegleitschein zu erfassen.
Die Hundeausbildung
„Prinzipiell ist jede Jagdhunderasse für die Ausbildung zum ASP-Kadaversuchhund geeignet“, sagt Dr. Jennifer Hirschfeld. Gemeinsam mit ihrem Mann wurde die Tierärztin und Hundeführerin Ende 2020 vom ML angesprochen, sich ein Konzept für die Hundeausbildung zu überlegen und die Ausbildung zu übernehmen. Ob sich ein Hund dafür eignet oder nicht, zeigt sich im Saugatter, in das jeder Kandidat muss. „Ist ein Hund schon in der Nähe von Sauen überhaupt nicht mehr ansprechbar, scheidet er aus“, so Hirschfeld. Zu scharf dürfen die Hunde nicht sein, denn Abstand zum infizierten Kadaver ist wichtig. „Der Kontext Jagd und Fallwildsuche muss klar differenziert werden“, sagt Thorsten Hirschfeld. „Dies geschieht über unterschiedliche Kleidung des Hundeführers, eine andere Weste des Hundes und natürlich anderen Kommandos“, sagt seine Frau und schickt ihren Labradorrüden „Ink“ mit dem Kommando „ASP“ voran, damit er sie zum Kadaver führt. Das er ein Stück Fallwild gefunden hat, zeigt er seinem Frauchen mit einem Stück Schlauch an, das er als Bringselverweis im Fang hat.
Doch die praktische Hundeausbildung ist nicht das Einzige, was auf dem mehrmonatigen Ausbildungsplan der Gespanne steht. Mit den Themengebiete „Karte/Kompass/Orientierung“, „1. Hilfe bei Mensch und Hund“, „Ausdrucksverhalten beim Hund“ und „Suchstrategie“, wird sich an den 25 praktischen und theoretischen Termine befasst. Aktuell gibt es in Niedersachsen 24 geprüfte Gespanne und 13 weitere befinden sich in der Ausbildung.
Hundeausbildung für ASP-Suche: Wer zahlt?
Die ehrenamtliche Ausbildung zum Kadaversuchhundegespann wird über das Land Niedersachsen finanziert. Die Zahlungen finden nur statt, wenn der Hundeführer sich verpflichtet, mit seinem Hund privat weiter zu üben, nach drei Jahren eine erneute Prüfung ablegt und dem Land vier Jahre lang mit diesem Hund als Schwarzwildkadaversuchhundegespann zur Verfügung steht, erklärt das Ministerium ergänzend. Bei Interesse kann sich ein Hundegespann bei der Obersten Jagdbehörde im ML für die Ausbildung anmelden.
ASP-Fallwildsuche: Die Bergung
Hierbei kommt es vor allem auf eines an: Hygiene. Dabei werden vom Schutzanzug über eine Plane für das Stück bis hin zur schlittenförmigen Plastikwanne, mit der dieses ohne Bodenkontakt zum Fahrzeug transportiert wird, alle Register gezogen. Es fängt mit dem Fahrzeug an, das eine „reine“ (das Wageninnere) und eine „unreine“ (der Anhänger) Seite hat, erklärt Dr. Stefan Leopold vom Veterinärsamt in Wolfsburg. Das bedeutet, das nichts, was mit dem ASP-Virus in Berührung gekommen sein könnte, ins Auto kommt. Nach der Beprobung des Stücks und dessen Abtransport, wird der Boden in dem Bereich, in dem der Kadaver gelegen hat, mit Kalkmilch behandelt. Desinfizieren kann man den Boden nicht, jedoch kann das Virus durch den Kalk neutralisiert werden. Anschließend wird alles, was desinfiziert werden kann (Auto, Mensch, Stiefel, etc.) desinfiziert, der Rest (z.B. der Anzug) wird sicher entsorgt.
Der Fallenfang
Martin Tripp ist Berufsjäger bei den Landesforsten, die bereits 2018 vom ML beauftragt wurden, sich mit dem Fallenfang für Schwarzwild auseinanderzusetzen. „Im Seuchenfall wird die Reduzierung des Schwarzwildbestandes nicht ohne den Einsatz von Fallen funktionieren, da dies eine sehr effektive Methode ist“, erklärt Tripp. Der „Eberswalder Kleinfang“, den er demonstriert, ist eine im Boden verankerte Drahtkastenfalle mit den Maßen 2 x 2,5 x 1 m, die oben abgedeckt ist. Bis zu 16 Stück Schwarzwild hat der Berufsjäger damit bereits gefangen. Wichtig ist das kontrollierte Auslösesystem, ob manuell oder per App, da eine unmittelbare Entnahme der Sauen vorgeschrieben ist. Hierfür muss die Waffe einem Mindestkaliber von 5,6 mm und 400 Joule Mündungsenergie entsprechen.
Den „Eberswalder Kleinfang“ darf jeder einsetzen, der einen gültigen Jagd- und Fallenschein besitzt sowie eine Jagderlaubnis für das Revier hat, wo der Fang aufgestellt wird. Für alle größeren Fallen bedarf es einer Genehmigung der Oberen Jagdbehörde. „Im Seuchenfall hat der Landkreis das Sagen und organisiert die Entnahme sowie deren Methoden“, berichtet Tripp. Wer mehr über den Fallenfang erfahren möchte, kann sich auf der Homepage des ML den „Praxisleitfaden zum Fang von Schwarzwild“ herunterladen.