Unter einer Rasse versteht man eine Gruppe von Individuen, die bestimmte Merkmale aufweisen. Auf diese Merkmale und Eigenschaften, sowohl des Aussehens wie auch des Wesens hin, hat der Mensch die Rasse gezüchtet – also künstlich selektiert. Einige Rassemerkmale bzw. Verhaltenstendenzen wurden durch Zuchtauslese über den Zeitraum von mehreren Jahrzehnten schließlich erblich – z.B. der Spurlaut bei Bracken oder das Vorstehen bei Pointern. Aus genetischer Sicht ist eine Rasse hingegen eine äußerst instabile Angelegenheit. Denn wenn sich beispielsweise ein Deutsch Langhaar mit einem belgischem Schäferhund paart, ist es in diesem Moment für die Nachkommen mit der jeweiligen „Rasse“ vorbei.
Unterteilung in Rassegruppen
Für die Eingrenzung der in Frage kommenden Rassen müssen wir ehrlich zu uns sein: Welche Jagdmöglichkeiten habe ich und welche jagdlichen Schwerpunkte werde ich in Zukunft haben? Für die unterschiedlichen Einsatzbereiche wurden entsprechende Rassen gezüchtet und wiederum in Rassegruppen (1 - 10) durch die Fédération Cynologique Internationale (FCI) eingeteilt. Für den jagdlichen Einsatz sind jedoch nicht alle Gruppen relevant. Sie beschränken sich auf die Gruppen 3 bis 8.
Gruppe 3 und 4: Das ursprüngliche Metier der Terrier und Dachshunde war in erster Linie die Arbeit unter der Erde auf Fuchs und Dachs. Als typische Vertreter sind die Terrierrassen Deutscher Jagd-, Fox- und Parson Russell Terrier sowie Lang-, Kurz- und Rauhaarteckel zu nennen. Die Verbreitung der Dackel reicht inzwischen deutlich über die jagdliche Nutzung hinaus und hat ihren Schwerpunkt inzwischen eher bei den Begleithunden.

Gruppe 5: In unseren Breiten noch sehr selten vertreten sind nordische Jagdhunde. Dennoch finden auch die verschiedenen Laikarassen zunehmend Liebhaber im Zuge der Bewegungsjagden auf Schwarzwild.

Gruppe 6: Die Gruppe der Schweißhunde hat sich ausschließlich auf die Nachsuche von krankem Wild spezialisiert. Neben dem Hannoverschen Schweißhund und dem Bayerischen Gebirgsschweißhund gehört auch die Alpenländische Dachsbracke dazu. In dieser Gruppe sind außerdem die Laufhunde, zu denen jegliche Bracken zählen. Hier finden wir u.a. die Westfälische Dachsbracke, den Beagle, die Tiroler-, die Steirische Rauhhaarbracke und die Schwarzwildbracke. Diese haben ein ähnliches Betätigungsfeld wie Stöberhunde (Gruppe 8), allerdings mit höheren Ansprüchen was z.B. den Laut und die Ausdauer betrifft. Diese Rassen werden aufgrund ihrer Spezialisierung häufig von den Zuchtverbänden bevorzugt an Jäger mit entsprechenden Jagdgelegenheiten abgegeben, die einen solchen Hund auch auslasten können.

Gruppe 7: Die Gruppe der Vorstehhunde kommt von der klassischen Feldsuche her und hat ihr Einsatzgebiet in den letzten Jahren auch auf die Wasserarbeit, die Arbeit im Wald und auf Nachsuchen erweitert. In dieser Gruppe, deren Vertreter oft als „Vollgebrauchshunde“ bezeichnet werden, finden wir u.a. die deutschen Rassen Deutsch Langhaar, Deutsch Kurzhaar, Deutsch Drahthaar, Großer und Kleiner Münsterländer sowie den Weimaraner. Neben den englischen Rassen Pointer und Setter gibt es ebenso Hunderassen ungarischer und französischer Herkunft (z.B. Magyar Viszla, Epagneul Breton). Die Gruppe der Vorstehhunde stellt zahlenmäßig den größten Anteil im gesamten Jagdhundewesen.

Gruppe 8: Hauptaufgabe der Stöberhunde ist das Auffinden und die sichere fährtenlaute Jagd des Wildes – vor allem im Wald. In dieser Gruppe finden wir eher kleine und mittelgroße Rassen wie den Deutschen Wachtel oder Cocker- und Springer-Spaniel. Stöberhunde, ebenso wie Bracken, finden aufgrund der Zunahme von Drückjagden im Rahmen der Schwarzwildbejagung wieder vermehrt Zuspruch. Daneben werden die Apportierhunde zur achten Gruppe gezählt. Sie sollen erlegtes Niederwild und Flugwild sicher antragen. Zu der Gruppe der Apportierhunde gehören der Golden- und der Labrador Retriever, die – wie bei den Teckeln – inzwischen auch außerhalb der Jagd sehr viele Liebhaber gefunden haben.
Einsatzgebiete des künftigen Hundes
Nun ist es durchaus normal, dass z.B. ein Dackel als eigentlicher Bauhund auch noch im Rahmen seiner Möglichkeiten zum Stöbern oder für kürzere Nachsuchen eingesetzt werden kann. Der gerne als Vollgebrauchshund bezeichnete Deutsch Drahthaar kann bei entsprechender Ausbildung und sicherem Laut zusätzlich für die Stöberjagd oder Nachsuchenarbeit eingesetzt werden und somit mehrere Ansprüche eines Waidmannes abdecken.
Bei konsequent auf Spezialaufgaben hin gezüchteten Rassen wird es schon schwieriger. Es macht wenig Sinn, einen Pointer in einem reinen Hochwildrevier zu halten oder einen Hannoverschen Schweißhund in einem reinen Feldrevier ohne Schalenwildvorkommen zu führen. Diese Rassen sollten wirklich in ihrem entsprechenden Aufgabengebiet eingesetzt werden, um Frust durch Arbeitsmangel und den daraus resultierenden Ärger zu vermeiden.
Einige Entscheidungskriterien
Bei der konkreten Entscheidung für eine Rasse sollte man sich diese vorab bei der Arbeit im Revier, beispielsweise im Rahmen einer Hundeprüfung oder im jährlich stattfindenden Hundekurs der Kreisjägerschaft, ansehen. Doch die Aussage: „So einen habe ich mal auf der Jagd im Einsatz gesehen. Der war toll. So einen will ich auch!“, reicht nicht aus. Denn die Fragen, ob „so einer“ überhaupt ins eigene Revier passt bzw. ob „so einer“ auch ausgelastet werden kann, sollten überdacht werden. Das wohl denkbar schlechteste Argument für die Rassenauswahl ist: „Der ist so schön!“ Die Wahl nach Aussehen ist und bleibt ein schlechtes Kriterium – hat sie doch beispielsweise dazu geführt, dass Schweißhunde oder auch Weimaraner als Modehunde inzwischen außerhalb der etablierten Zuchtverbände vermehrt werden. Schweißhunde sind „en vogue“. Teckel oder Retriever haben diese Entwicklung schon weitgehend hinter sich und sind auf der Begleithundeseite angekommen. Die Zucht unterscheidet hier innerhalb der Rassen schon zwischen „Arbeitslinien“ und „Showlinien“. Der Reiz des Exklusiven ist inzwischen fast zum Allgemeingut mutiert. So kommen inzwischen auch amerikanische Hunderassen wie Catahoulas zur Saujagd oder Plotthounds zur Nachsuche zunehmend in heimischen Revieren in Anblick.

Nächstes Kriterium für die Rassewahl ist die Größe: Soll es ein Kofferraum voll Hund sein, der bei der Jagd unter dem Hochsitz abgelegt wird, oder reicht z.B. ein Dackel oder ein Terrier, den ich auch problemlos mit auf den Hochsitz nehmen kann? Auch über die Behaarung des Hundes sollte man im Vorfeld Überlegungen anstellen. Langhaarige Hunde hinterlassen in der Wohnung, auf Teppichen und im Auto deutlich mehr Haare als rauh- oder stockhaarige Rassen. Zudem können sich im Winter bei langhaarigen Vertretern häufig Schneebatzen in der Zehenzwischenraumbehaarung bilden und verursachen Probleme beim Laufen. Sie benötigen also mehr Pflege.
Doch auch das persönliche Umfeld muss angemessen berücksichtigt werden. Lebe ich auf dem Land und habe ein großes abgegrenztes Grundstück, bieten sich mir deutlich mehr Optionen als in einer kleinen Stadtwohnung. Bei solch einer räumlichen Einschränkung ist eher zu einer vom Wesen her ruhigeren und kleinen Rasse zu raten. Ein kräftiger, hochpassionierter, arbeitswilliger Drahthaarrüde ist für die Stadtwohnung mit Balkon genauso wenig erste Wahl wie eine komplette Terriermeute.
Bei der Auswahl des Hundes sollte immer im Vordergrund stehen: Die Rasse und das Aussehen alleine jagen nicht! Hinter einem guten Hund stehen immer ein engagierter Züchter sowie die Möglichkeiten des Führers, den Hund entsprechend auszubilden und in der Praxis einzusetzen!