Tipps für die Blattzeit: Was tun, damit der Bock verhofft?

Mithilfe des Rehblatters kann der Jäger während der Brunft Böcke aus dem Einstand locken. Um Weidmannsheil zu haben, muss es meistens schnell gehen. Doch was tun, wenn einen der Bock eräugt hat? Oder das Stück einfach nicht verhofft und sein Blatt nicht zeigt?
Chance genutzt: Während der Blattzeit kommen oft Böcke in Anblick, die man das ganze Jahr über nicht zu Gesicht bekommt.
Chance genutzt: Während der Blattzeit kommen oft Böcke in Anblick, die man das ganze Jahr über nicht zu Gesicht bekommt.

Aus Schaden wird man klug, heißt es. Das gilt vor allem für die Lockjagd, bei der der Rehwildjäger nicht nur stiller Beobachter, sondern aktiver Bestandteil der Jagd ist – sein Glück förmlich selbst in den Händen hält. So passiert es beim Blatten hin und wieder, dass der Jäger durch falsches Verhalten oder eine Unachtsamkeit den Bock nicht anlockt, sondern vergrämt. Ich habe auch schon Böcke verschlafen, weil ich kurz nach dem Blatten der Versuchung nicht widerstehen konnte, doch noch mal schnell WhatsApp-Nachrichten zu verfassen. Dumm nur, wenn man dann wieder nach vorn schaut und den sichernden Bock direkt vor seiner Nase hat. 

Vom Rehwild lernen: Wer schreckt wie ein Bock, kann damit Wild zum Verhoffen bringen.
Vom Rehwild lernen: Wer schreckt wie ein Bock, kann damit Wild zum Verhoffen bringen.

 Bei jungen Stücken hat man vielleicht noch eine kleine Chance, doch alte Böcke ... die lassen sich so etwas in der Regel nur einmal bieten. Früher war ich bei derartigen Gelegenheiten wie erstarrt. Heute weiß ich, dass man doch noch eine kleine Chance hat, den Fehler in Weidmannsheil umzuwandeln. 

Tipp

Hat einen das Stück eräugt, dieses nicht aus den Augen lassen und dabei ganz langsam zur Waffe greifen und im Zeitlupentempo in Anschlag gehen. Auch aus diesem Grund empfehlen Lockjagd-Experten, dass man dabei immer eine Waffe benutzen sollte, die man blind beherrscht. Wer hektisch wird und erst lange gucken muss, wie entsichert oder gespannt wird, bleibt Schneider. Außerdem: Mobiltelefon in der Tasche lassen! Das lenkt nur ab.

Schüsse spitz von vorn vermeiden

Früher passierte es mir zudem oft, dass ich gute Chancen nicht nutzen konnte, weil der Brunftbock zwar aufs Blatt sprang, mir selbiges aber nicht zeigen wollte. Der Schuss spitz von vorn ... ein immer wieder heiß diskutiertes Thema. Kein Wunder, denn der Stich eines Rehbockes ist wirklich schmal. Kommt man nicht perfekt ab, sind lange Nachsuchen (Streifschuss, Laufschuss o. Ä.) die Folge. Ich habe in meinem Leben Rehwild nur zwei Mal diesen Schuss angetragen. Einmal als „schusshitziger Jungjäger“ und das andere Mal auf einen altkranken Bock. 

Beim Blatten stehen Böcke oft spitz zu. Hier bleibt der Finger besser gerade.
Beim Blatten stehen Böcke oft spitz zu. Hier bleibt der Finger besser gerade.

Die Wirkung war in beiden Fällen umwerfend (Kaliber: .30-06, RWS H-Mantel; 6,5 CRM, Barnes TTSX), die Wildbretentwertung wegen des geplatzten Pansens jedoch auch. Beim ersten Bock habe ich es noch mit Aufbrechen versucht. Beim zweiten, den Schaden innerlich noch immer vor Auge, habe ich noch an Ort und Stelle Rückenstränge, Blätter und Keulen ausgelöst und den Rest als Luder für Reineke & Co. benutzt. 

Tipp

Niemals spitz von vorn auf ein gesundes Stück schießen! Das geht schnell schief und verursacht eine riesige Schweinerei. Es ergibt sich meistens eine bessere Chance.

Wild zum Verhoffen bringen

Anschrecken ... ein gutes Thema! Ich habe mit dem laut gebellten „Böööhhh“ schon unzählige Böcke gestoppt, die eigentlich schon auf dem Weg zurück in den Einstand waren oder im dichten Unterholz einfach nicht ins Glas zu bekommen waren. Vor einigen Jahren glaubte ich, dass jeder weiß, wie man durch einen Schrecklaut Rehwild zum Verhoffen bringen kann. 

Doch seitdem ich Gäste führe, weiß ich, dass das viele nicht auf dem Schirm haben oder sich einfach nicht trauen. So erinnere ich mich an eine Jungjägerin, die noch nie davon gehört hatte. Ihre ersten Schreckversuche waren so verhalten, dass sie kaum den Waldboden erreichten. Nach ein paar Serien wurde es besser und sie am Ende sogar noch mit einem Bock belohnt, der wegen des Schreckens auf der schmalen Schneise verhoffte.

Man muss nicht zwingend das Schrecken des Rehwildes imitieren. Ob „Böööhh“, „Bääähh“ oder sonstwas gerufen wird, ist dem Rehwild egal. Es muss nur ein kurzer Laut sein. Ein Bekannter mauzt beispielsweise sein Wild mit „Miau!“ an. Ich weiß zwar nicht, wie er darauf gekommen ist, doch es funktioniert. 

Tipp

Einfach mal genau zuhören wie Rehe schrecken und die Laute imitieren. Das muss ja nicht in der Mietswohnung, im Garten oder bei einer Familienfeier sein. Im Auto geht das aber ganz gut.

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