Die perfekte Jungjägerbüchse: Darauf kommt es an

Nach dem Bestehen der Jägerprüfung steht in der Regel die Anschaffung der ersten Jagdbüchse an. Worauf Jungjäger achten sollten.
Buechse-Bruestung
Viele Jagdausstatter bieten für Jungjäger Komplettpakete aus Büchse, Zielfernrohr, Montage und gegebenenfalls Schalldämpfer an.

Die richtige Einsteigerbüchse zu finden, ist nicht ganz einfach. Das Angebot an verschiedenen Modellen ist groß und die Auswahlmöglichkeit verschiedenster Kaliber riesig. Stammtischparolen wie „Du brauchst mindestens Kaliber XY, alles andere wirkt nicht“ verunsichern Jungjäger mehr, als dass sie ihnen helfen. Dieser Beitrag soll Ihnen helfen, eine vernünftige Büchse für den Einstieg in das Jungjägerdasein auszuwählen.

Keine Büchse für die Ewigkeit

Es muss nicht bei der ersten Büchse bleiben. Wenn man sich diesen Gedanken verinnerlicht, fällt die Auswahl einer Büchse viel leichter. Es nimmt einen den Druck, die „perfekte“ Wahl treffen zu müssen. Zum einen wird man mit steigender Erfahrung seine Ansprüche und Bedürfnisse verändern. Zum anderen wird bei vielen Jägern mit der Zeit auch das Verlangen steigen, für verschiedene Anwendungsbereiche dezidierte Werkzeuge zu benutzen.

Am Anfang der Jägerlaufbahn steht man vor der Qual der Wahl: Welche Büchse soll es werden?
Am Anfang der Jägerlaufbahn steht man vor der Qual der Wahl: Welche Büchse soll es werden?

Mit einem Allrounder wird man gewiss die erste Zeit überstehen und Erfahrungen sammeln können. Doch genau diese Erfahrungen sind es irgendwann, die einen nach einer Raubwild-, Drückjagd-, Durchgeh-, Feld-, Wald-, Berg- oder sonstigen Büchsen verlangen lassen. Mit den Jagdjahren steigt also oft auch die Anzahl der Büchsen im Schrank. Die erste Büchse ist dabei oft nur der Anfang.

Das Budget entscheidet

Die riesige Auswahl an Jagdbüchsen am Markt lässt sich durch einen Blick auf das verfügbare Budget eingrenzen. Denn es ist ganz einfach: Was ich nicht kaufen kann, brauche ich mir auch vorerst nicht anschauen. Es bietet sich an, das Budget für die neue Büchse nach dem Verhältnis von 1:2 aufzuteilen. Dabei entfällt ein Drittel auf die Büchse und die verbleibenden zwei Drittel auf Montage und Optik. Je höher das Budget liegt, desto mehr kann diese Regel aufgeweicht werden. Doch klar sollte sein, dass es keinen Sinn ergibt, eine Büchse für 4.000 € mit einem Ansitzglas für 800 € auszustatten.

Bei einem beispielhaften Budget von 3.000 € würden somit ca. 1.000 € auf die Büchse und 2.000 € auf das Zielfernrohr und eine vernünftige Montage entfallen, die auch mehrere hundert Euro kosten kann. Komplettangebote von Jagdausstattern sind in der Regel günstiger, als wenn die Komponenten einzeln gekauft werden. Auch sollte man ein Blick auf die verschiedenen Rabattaktionen haben. So lässt sich oft einiges an Geld sparen, mit dem weiteres Zubehör – Gewehrriemen, Futteral, Putzzeug – gekauft werden kann.

Repetierer, Kipplaufbüchse oder Kombinierte

Vor dem Hintergrund, dass die erste Büchse für den Ansitz, die Pirsch und möglicherweise auch für die Drückjagd herhalten muss, würde ich Jungjägern immer zu einem Repetierer raten. Einschüssige Kipplaufbüchsen oder Kombinierte mögen absolut ihre Berechtigung haben. Doch deren zuverlässige und routinierte Handhabung bedarf einer größeren Erfahrung, vor allem wenn es um stressige Situationen wie auf einer Drückjagd geht.

Zudem sind Repetierer in der Regel preiswerter und werden öfter als Jungjäger-Pakete mit montiertem Zielfernrohr angeboten. Handspanner, Gradezugsystem, Dreistellungssicherung oder Schlagbolzensicherung sind für mich Attribute, die „nice to have“ sind, aber keine Voraussetzung. Viel mehr kommt es auf die sichere Bedienung durch den Schützen an – denn die kann durch keine mechanische Sicherung der Welt ersetzt werden.

Die leidige Kaliberfrage

Um den Jungjäger zu beruhigen: es gibt nicht DIE Patrone, die man schießen muss, um überhaupt Wild erlegen zu können. Auch wenn das einem oft am Stammtisch oder beim Schüsseltreiben suggeriert wird. Das verwendete Geschoss, der Treffersitz, die Wildart und seine Verfassung, die Jagdart, die allgemeinen Umstände – all diese Faktoren und noch weitere spielen eine Rolle dabei, wie das Wild im Schuss reagieren wird. Eine allgemeingültige Aussage zur Tötungswirkung einzelner Kaliber oder Patronen ist dementsprechend kaum zu tätigen. Es bleibt also abzuwägen, welche Patrone welche Vorteile vereint.

Die .308 Winchester ist eine hochwildtaugliche und günstig zu schießende Allround-Patrone.
Die .308 Winchester ist eine hochwildtaugliche und günstig zu schießende Allround-Patrone.

Die .308 Winchester ist eine Patrone, die aufgrund ihres moderaten Rückstoßes für fast jeden handhabbar ist, aus ballistischer Sicht die meisten jagdlichen Anforderungen abdeckt und für die es unzählige Laborierungen am Markt gibt. Der Preis für Jagdmunition hält sich in den vertretbaren Grenzen und Trainingsmunition ist sogar relativ günstig. Für den Einsatz von Schalldämpfern mit kurzen Läufen eignet sich die Patrone besonders gut. Nicht umsonst werden mittlerweile fast alle Büchsen standardmäßig in der .308 Winchester angeboten. Aufgrund ihrer Vorteile und Eigenschaften bietet sich die Patrone besonders gut für Jungjäger an.

Eine Optik für alles

Zielfernrohre mit einem hohen Vergrößerungsbereich sind ideal, um eine möglichst große Anwendungspalette abzudecken. Modelle im Bereich von 2-10x50 oder 3-12x56 sind wahre Allrounder und können sowohl für Ansitz als auch auf der Drückjagd geführt werden. Ein 4A-Absehen und ein Leuchtpunkt sind mittlerweile Standard. Auch ein Parallaxenausgleich ist von Vorteil, wenn auch kein Muss. Ein Tipp: Das teurere Gerät ist nicht immer das für einen passendste.

Die Minox Allrounder-Serie beispielsweise ist preiswert und absolut tauglich.
Die Minox Allrounder-Serie beispielsweise ist preiswert und absolut tauglich.

Die Verarbeitungs- und Komponentenqualität optischer Geräte ist zwar wichtig, aber nicht alles. Es kommt auch darauf an, wie die Optik mit dem eigenen Auge harmoniert. So kann es vorkommen, dass der Blick durch die günstigere Optik angenehmer ausfällt als bei der teureren Alternative. Vorausgesetzt der Dioptrinausgleich und die Parallaxe sind korrekt eingestellt.

Eine geeignete Zielfernrohr-Montage

Bei vielen Büchsenmodellen der letzten Jahre wurde von Werk aus als Montagebasis auf eine Picatinny-Schiene gesetzt. Und das aus gutem Grund. Die Schienen von renommierten Herstellern sind wiederholgenau, robust und preiswert. Die Montage des Zielfernrohrs kann an der heimischen Werkbank vollzogen werden. Wer das lieber seinem Büchsenmacher überlassen möchte, muss dafür deutlich weniger Zahlen als beispielsweise bei einer Suhler-Einhak-Montage.

Picatinny-Schienen bieten eine preiswerte und robuste Montageplattform.
Picatinny-Schienen bieten eine preiswerte und robuste Montageplattform.

Gleichzeitig verkraftet die Picatinny-Montage den ein oder anderen Schlag mehr als die SEM. Zielfernrohre müssen bei hochwertigen Picatinny-Montagen nicht verklebt werden. Dadurch mindert sich der Wiederverkaufswert kaum und man bleibt flexibel, wenn man das Glas durch ein anderes Modell ersetzen möchte. Wenn die gewünschte Büchse ein hauseigenes Montage-System besitzt – beispielsweise die Blaser-Sattelmontage – ist das aber auch kein Problem. Die Montage gelingt hier ähnlich simpel.

Vertrauensvolle Beratung

Das Vorgenannte sind Anhaltspunkte, an denen man sich orientieren kann. Noch besser ist es, wenn man eine erfahrene Person an seiner hat, die beratend die Kaufentscheidung unterstützt. Leider hat nicht jeder Büchsenmacher oder Waffenhändler die besten Intentionen seinen Kunden gegenüber. Manchmal überwiegt der eigene Profit dem Bedürfnis des Kunden. Und so werden ahnungslosen Jungjägern Dinge aufgeschwatzt, die sie gar nicht benötigen. Wenn bei einem Verkaufsgespräch jemand mit Expertise dem potenziellen Käufer zur Seite steht, ist die Chance größer, dass der Jungjäger auch mit dem richtigen Werkzeug den Laden verlässt.

Mit freundlicher Unterstützung durch Frankonia.

 

(* Der Beitrag enthält bezahlte Verlinkungen.)

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