Blattjagd: Auswirkungen des Monds auf die Rehbrunft

Der Mond ist nicht nur verantwortlich für die Gezeiten, er hat zusammen mit Hitze auch Auswirkungen auf die Brunft und Blattjagd.
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Der Mond beeinflusst auch die Brunft des Rehwilds.

Haben Sie schon einmal vom Palolowurmgehört? Der bis zu 40 Zentimeter lange Ringler lebt zwischen Korallen im westlichen Pazifik und gilt bei den Einheimischen auf Samoa als echter Leckerbissen. Das Besondere an diesem grünlichen Meereswurm ist, dass er sich nur einmal im Jahr paart; und zwar genau ein bis drei Nächte vor Neumond. Wie das genau geschieht, wäre eine eigene Geschichte wert.

Als Mondanbeter gelten hingegen zahlreiche australische Korallen. Im Gegensatz zum Palolowurm kommen die Bewohner des Great Barrier Reefs im Frühjahr nur bei Vollmond richtig auf Touren. Unzählige Korallen schicken dann wie auf ein geheimes Kommando ihre Geschlechtszellen auf Reisen – ein Naturspektakel, das Jahr für Jahr Taucher aus aller Welt anzieht.

Rehböcke treiben bei Neumond auch tagsüber

Und auch unser Rehwild reagiert auf die verschiedenen Mondphasen. Fällt die Blattzeit beispielsweise mit dem Neumond zusammen, treiben die Rehböcke tagsüber und lassen sich gut bejagen. Fallen jedoch Vollmond und der Höhepunkt der Rehbrunft zusammen, sieht die Sache ganz anders aus: Die Trughirsche verlagern ihr Treiben in die Nacht.

Ich erinnere mich an eine Blattjagdsaison, in der Rehbrunft und Vollmond auf dasselbe Wochenende fielen. Damals jagte ich in einem gepflegten Niederwildrevier, das vom damaligen Pächter sehr schonend bewirtschaftet wurde. Die Böcke waren nicht nur stark, sondern auch reichlich vorhanden. Da ich meinen Jagdfreund beim Fuchsabschuss und der Schwarzwildjagd unterstützte, gab er mir jedes Jahr zur Blattzeit einen Sechser frei. Dank des ausgeglichenen Geschlechterverhältnisses sprangen die Böcke in der ersten Augustwoche meistens wie die Teufel. Nur in besagtem Jahr nicht. So aggressiv ich auch fiepte, die Bühne blieb leer. Dass genügend alte Böcke im Revier ihre Fährten zogen, wussten wir. Warum sie nicht trieben oder sprangen, war uns ein Rätsel.

Vollmond: Brunft oft Nachts

Statt weiter den Gehörnten hinterherzuhecheln, setzte ich mich schließlich frustriert an einem Erbsenfeld an, in dem die Schwarzkittel beträchtliche Schäden verursacht hatten. Aufgrund der Hitze tat sich zunächst nicht viel. Als jedoch der Mond den Horizont hinaufgeklettert war, den Schlag erhellte und es etwas kühler wurde, setzte plötzlich „die große Wanderung“ ein. Doch statt der erhofften Wildsauen nahm Rehwild die Fläche in Beschlag. Manchmal tobten fünf Böcke gleichzeitig durch die Erbsen! Bis weit nach Mitternacht beobachtete ich das Treiben und konnte nur ungläubig den Kopf schütteln. Am nächsten Morgen verrieten allein die Hexenringe, was sich in der Nacht zugetragen hatte.

Gut gelaunt setzte ich mich am nächsten Abend an der Fläche an, um endlich „meinen“ Erntebock zu strecken. Doch wie an den Tagen zuvor, wurde mein Flehen mit dem Blatter wieder nicht erhört. Hatten die Sauen das Rehwild vergrämt? Oder war die Blattzeit etwa schon vorbei? Ich hatte keine Antworten auf die Fragen. Doch auch an diesem Abend läutete erst der Mond das Treiben ein. Kaum war er über die Kirschbäume der Allee geklettert, erschien eine Hochzeitsgesellschaft nach der anderen auf der Fläche. Von kleinen Pausen abgesehen, trieben sie auch in dieser Nacht bis in die frühen Morgenstunden.

Rehbock steht bei Ricke im Weizenfeld während der Brunft
Vor allem bei Neumond sind die Aussichten auf treibende Rehböcke am Tag besser

Tipp vom Blattjagdprofi

Blattjagdexperte Klaus Demmel gab mir schließlich den entscheidenden Tipp, es in den frühen Morgenstunden zu versuchen. Auch er hatte die Erfahrung gemacht, dass Böcke bei Vollmond vor allem nachts treiben. Verstärkt würde der Effekt von hohen Tagestemperaturen. „Die Brunft ist ein anstrengendes Geschäft. Da müssen Böcke mit ihren Kräften haushalten“, brachte es der Praktiker auf den Punkt. „Versuch’s im ersten Licht! Da hast Du die größten Chancen.“

Am nächsten Morgen saß ich noch vor dem ersten Sonnenstrahl auf der Leiter. Als es endlich hell wurde, griff ich zum Blatter und ließ die ersten Piääh-Laute erklingen. Innerhalb weniger Sekunden sprang ein gut vereckter Sechser aus dem angrenzenden Maisfeld und stand zu. In den folgenden Tagen gelang es mir noch oft, Böcke vor den Hochsitz zu locken – jedoch immer nur am frühen Morgen!

Wurmen Sie sich also nicht, wenn in einer solchen Vollmondphase kein Bock springen will. Blatten Sie doch einfach mal im allerersten Büchsenlicht. eu

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