Vogelgezwitscher. Auf einer kniehohen Wiese tanzen Grashalme im lauen Wind. Die Grünfläche ist von einer Gehölzhecke umgeben. Es raschelt. Ein robust gebauter Hund erscheint. Die Sonne glitzert auf dem dichten weiß-orangenen Fell. Die langen Behänge umrahmen den aufmerksamen Blick. Beinahe schwebend zieht die hochläufige Bracco Italiano-Hündin „Hedda“ flott durch den Bewuchs. Dabei bewegen sich ihre Läufe in einem passähnlichen Gang.
Charakteristisch für den Bracco Italiano ist seine eigene Gangart, der „Trotto“. So kann die Rasse mit weiten, raumgreifenden Tritten auch große Distanzen schnell und ausdauernd überwinden. Dabei wirkt ihre Gangmechanik höchst elegant. Äußerlich erinnert der Bracco Italiano an eine Mischung aus Pointer, Deutsch-Kurzhaar und Bloodhound. Doch auch wenn die Rasse in Deutschland noch nicht allzu bekannt ist, gehört sie zu den ältesten Vorstehhunderassen Europas.

Tief in der Geschichte verwurzelt
Der Bracco Italiano gilt als einer der Urahnen aller modernen Vorstehhunderassen. In dem Sonett (Gedicht) „Sonar bracchetti, e cacciatori aizzare“ von Dante Alighieri (1265 – 1321) wird die Rasse erstmals erwähnt. Fresken aus dem 14. Jahrhundert belegen das Fortbestehen der Braccos. Immer wieder taucht der Vorstehhund in Briefen und Dokumenten aus dem 15. und 16. Jahrhundert auf. Beschrieben wird er damals wie heute: kräftig und ausgewogen gebaut, mit langen, freien Bewegungen. Der Kopf wird hochgetragen und hat einen aufmerksamen Ausdruck.

Ursprünglich wurde der Bracco Italiano für die Vogeljagd mit Fangnetzen gezüchtet. Im Laufe der Jahrhunderte und mit dem Ende der Feudalherrschaft, bei gleichzeitiger Entwicklung der Doppelflinten, änderten sich die jagdlichen Ansprüche an den Vorstehhund. Die heutige Form des Bracco Italiano geht bis in das 18. Jahrhundert zurück.
Zu dieser Zeit gab es zwei verschiedene Rassetypen: den kastanienbraunen Bracco Lombardo, der einen sehr eleganten, eher trabenden Laufstil hatte, und den Bracco Piemontes. Letzterer hatte orangene Abzeichen und wurde aufgrund seiner Robustheit für die Jagd im bergigen Gelände genutzt. Schrittweise wurden diese zwei Schläge gekreuzt. Daraus resultiert der heutige Bracco Italiano. In den 1930er-Jahren schlossen sich dann Züchter und Liebhaber dieser Rasse zusammen und gründeten den Zuchtverband „Società Amatori Bracco Italiano“, kurz S.A.B.I.
Rassestandards
Größe: Rüden: 58 - 67 cm, Hündinnen: 55 - 62 cm
Gewicht: Rüden: 30 - 40 kg, Hündinnen: 25 - 30 kg
Herkunftsland: Italien
Farben: weiß, weiß mit orangen oder braunen Flecken, Orange- oder Braunschimmel
Einsatz: Vollgebrauchshund, vom JGHV zugelassen
Vielseitiger Jagdbegleiter
Bracco-Hündin „Hedda“ durchstöbert in großen Schleifen die Wiese. Ihre Rute schwingt wie ein Metronom hin und her. Das Haupt ist hoch erhoben. Plötzlich gefriert die Hündin in dieser vornehmen Haltung zur Statue. Die Wittrung ziehend steht „Hedda“ fest vor. Höchst konzentriert wartet die Hündin auf das nächste Signal ihres Führers.
Bracci arbeiten mit viel Hingabe und Ehrgeiz. Sie denken immer mit, wollen unbedingt verstehen und sind dabei unermüdlich. Dabei sind sie stets freundlich und besitzen eine hohe Empfindsamkeit. Mit feinen, auch nonverbalen Signalen lassen sich die großen Vorstehhunde führen. Besonders beim gemeinsamen Jagen überzeugt die Rasse durch ihre innere Ruhe und die zuverlässige Arbeit.
Als Vollgebrauchshund lässt sich der Bracco Italiano in allen Jagdarten einsetzen. Aber auch im nichtjagdlichen Alltag macht die Rasse eine gute Figur. Zuhause entpuppt sich der menschenbezogene Hund als ruhig und angenehm im Umgang.
Italiens Jagdhund in Deutschland
Auch wenn die Bestandszahlen der Bracci zwischenzeitlich sehr gesunken sind, haben sie sich mittlerweile wieder erholt. Jedoch ist der Italiener außerhalb seiner Heimat eher selten anzutreffen. In Deutschland gibt es einen Bestand von ca. 100 Hunden. Mehrere Zwinger sorgen für die Verbreitung der vom JGHV anerkannten Jagdhunderasse. Auch Hündin „Hedda“ wird zukünftig in der Zucht für den Zwinger „Dal Monte Volpe“ eingesetzt und sichert somit das Fortbestehen und die Verbreitung der Rasse in Deutschland.