Hervortretende Augäpfel beim Wild: Hegeabschuss gerechtfertigt?

Ich hatte eine Geiß mit stark hervortretendem Augapfel erlegt. Sie war sonst unauffällig. Rechtfertigt das einen Hegeabschuss?
Vermutlich handelt es sich hier um eine Abflussstörung der Augenflüssigkeit.
Vermutlich handelt es sich hier um eine Abflussstörung der Augenflüssigkeit.

Einen ähnlichen Fall von deutlich auffälligen „Glubschaugen“ (umgangssprachlicher Ausdruck für hervortretende Augen, medizinisch spricht man von Exophthalmus) ist mir bereits einmal bei einer weiteren Rehgeiß und einmal bei einer Gamsgeiß zur Begutachtung vorgelegt worden.

Veränderug ist Grund für einen Hegeabschuss

Bei der Rehgeiß war ein Tumor im Augenhintergrund die Ursache des Hervortretens des Lichtes. Bei der Gamsgeiß mit chronischer Hornhautentzündung war die Vergrößerung des Augapfels auf eine Abflussstörung des Kammerwassers infolge einer Verletzung zurückzuführen. Ein Tumor im Auge oder Augenhintergrund konnte als Ursache ausgeschlossen werden. Eine Abflussstörung des Kammerwassers wäre auch eine plausible Erklärung für die extreme und sicherlich hochgradig schmerzhafte Vergrößerung des Augapfels bei der nun vorliegenden Rehgeiß. Eine solche Veränderung ist definitv ein Hegeabschussgrund, bei führenden Muttertieren ist/sind natürlich das Jungtier/die Jungtiere mit zu erlegen.

Untersuchung durch Amtstierarzt erforderlich

Glubschaugen können, je nach Ursache, einseitig oder beidseitig auftreten. Bei systemischen Erkrankungen, also Erkrankungen, die ein ganzes Organsystem oder den ganzen Körper betreffen (z.B. Stoffwechselerkrankungen), treten meist beide Augäpfel hervor. Liegt der Exophthalmus jedoch nur einseitig vor, so sind die häufigsten Ursachen Tumoren, Entzündungen oder Verletzungen (z.B. Hornhautverletzungen) sowie eben Kammerwasserabflussstörungen. Falls das Wildbret solcher Stücke in Verkehr gebracht werden soll, ist eine Untersuchung durch einen amtlichen Tierarzt (Fleischuntersuchungstierarzt) erforderlich. Zur Untersuchung muss in solchen Fällen natürlich auch das Haupt zur Untersuchung mitgeliefert werden.

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