Seit Jahrzehnten führen die zunehmenden Monokulturen in der Landwirtschaft zu erheblichen Einschränkungen für das heimische Niederwild. Jäger, Imker und Landwirte suchen nun den Schulterschluss, um die Biotopqualität für Reh, Hase, Igel & Co. deutlich aufzuwerten.
Interessiert und zugleich kritisch erkundeten Dr. Hans-Jürgen Hamann, Vorsitzender der Jägerschaft Syke, und sein Stellvertreter Jürgen Oltmann im September die blühenden Versuchsflächen der Deutschen Saatveredlung AG (DSV) in Asendorf, die zum Versuchsgut Steimker Hof gehören. Fragen wie „Was blüht zu welchem Zeitpunkt im Jahr?“, „Wie erfolgreich können sich Insekten wie die Honigbiene und andere Kleinstlebewesen auf der Blühfläche vermehren und ernähren, wenn diese möglichst lange blüht?“ und „Welche Pflanzen sind besonders attraktiv für Niederwild wie Fasan, Rebhuhn und Hase?“ wurden beantwortet. „Nicht zu dicht und nicht zu hoch. Aber Deckung muss sein!“ waren Forderungen an den Bewuchs.
Ziel des Gedankenaustausches war es, eine Auswahl an Blühpflanzen zu treffen, die sowohl vom Wild wie auch von Insekten gut angenommen wird. Dr. Ulf Feuerstein, Leiter des Versuchsgutes, erläuterte jede einzelne Blühmischung der Testreihen. Dass lokale Besonderheiten wie die Güte des Bodens und das Klima Einfluss auf die Zusammenstellung der Blühpflanzenmischung haben, wurde bei der Besichtigung einmal mehr deutlich.
Wildtieren zum Nutzen, den Menschen zur Freude
„Der Klee in einem Blühstreifen ist wichtig für die Insekten und bietet Deckung und Äsung für das Wild“, befanden die beiden Jäger. „Kombiniert mit Malve, Sonnenblumen und Ölrettich ist eine so angelegte Blühfläche gleichzeitig eine Augenweide für Naturfreunde und lockert die Maisflächen der Agrarlandschaft auf.“
Die Neuausrichtung der Agrarpolitik fördert zurzeit bestimmte Umweltmaßnahmen für eine nachhaltige Landbewirtschaftung. Deshalb entscheiden sich immer mehr Landwirte und Flächeneigentümer für Agrarumweltmaßnahmen, zu denen u.a. die Einsaat von Blühstreifen oder sogar Blühflächen gehören. Diese können ein- oder mehrjährig angelegt werden. Forschungsergebnisse bestätigen, dass die Artenvielfalt am höchsten ist, wenn solche Blühmischungen mehrjährig Bestand haben.
Mit fachlicher Unterstützung der DSV sollen vorzugsweise im Norden des Landkreises Diepholz, dem Gebiet der Jägerschaft Syke, Blühmischungen auf verschiedenen Standorten getestet werden. Damit hoffen die Jägerschaft und die DSV praxisnahe Mischungen für die hiesige Region empfehlen zu können.
Um gleichzeitig die Auflagen für eine staatliche Förderung nach dem niedersächsischen Programm für Agrarumweltmaßnahmen (AUM) zu erfüllen, müssen u.a. mindesten fünf verschiedene Pflanzenarten standortangepasst, ohne Pflanzenschutz und mineralische Düngung bis zum 15.April nächsten Jahres eingesät werden. Vorgesehen ist außerdem, dass die örtlichen Imker die ausgewählten Blühmischungen vor Ort begutachten. Für dieses Projekt hat die DSV ein- und mehrjährige Saatgutmischungen kostenlos zur Verfügung gestellt.
Ende März erfolgte die Auslieferung von Saatgut für insgesamt 15Hektar Blühstreifen und -flächen an die Landwirte. „Dies ist ein kleiner Anfang. Wir werden sehen, ob sich auch in unserer Region zunehmend mehr Flächeneigentümer für die biologische Vielfalt engagieren. Eine Wertschätzung dieses Engagements kann eine positive Einstellung zur Landwirtschaft und Jagd in der Gesellschaft fördern“, betonte Initiatorin Carola Wolf, Obfrau für Öffentlichkeitsarbeit der Jägerschaft. Das Projekt wird fachlich begleitet und ausgewertet.
Mit dem Projekt rücken Landwirte, Jäger, Imker und andere Naturschützer enger zusammen, um die biologische Vielfalt unseres Kulturraumes zu erhalten.
Carola Wolf
