Die enorm steigende Gänsepopulation bringt aber auch einiges an Problemen mit sich. Zuerst einmal kommt es zu immer massiveren Schäden in der Landwirtschaft. Dabei kann der Schaden durch Fraß von Grünland, Wintergetreide und Raps noch recht gut kompensiert werden, führt aber dennoch zu zum Teil starken Ertragseinbußen. Bei nasser Wetterlage, besonders auf schweren Böden, kann es zu extremen Trittschäden kommen. Dadurch stirbt besonders das Wintergetreide mitunter komplett ab, was zu Totalausfällen der Ernte im folgenden Jahr auf diesen Flächen führt. Aber selbst auf Naturschutzflächen kann es durch die Masse an Gänsen zu massiven Beeinträchtigungen kommen. Gänsekot hat einen sehr hohen Stickstoffgehalt. Das führt zu einem Nitrateintrag auf Flächen, die eigentlich extensiviert werden sollen. Auch die Gewässer werden dadurch zum Teil so eutrophiert, dass der Fischbesatz abstirbt. In einigen Schutzgebieten nehmen durch Gänsefraß die Röhrichtbereiche der Gewässer so stark ab, dass Arten, die auf Schilfflächen angewiesen sind, gefährdet werden. Diese Entwicklung erfordert eine Bejagung der Gänse. Auch, um zu verhindern, dass sie eines Tages wie in Holland in der Mauser zusammengetrieben und vergast werden …

Lockjagd – effektiv, aber teuer
Zur Gänsejagd auf Schadflächen kommen quasi nur zwei Jagdarten in Frage. Die wohl effektivste ist die Jagd mit Lockgänsen und Gänseliegen. Diese bringt aber enorme Kosten mit sich. So ist man für eine Startausrüstung mit zwei Gänseliegen und 50 Lockgänsen schnell 1.500 Euro los. Das lohnt sich nur für Reviere mit hohem, konstanten Gänsebesatz. In Revieren, in denen die Gänse immer nur in kurzen Zeitintervallen auftauchen, bleibt bloß die Jagd mit der Kugel. Doch gerade bei dieser Art zu jagen, gibt es einiges zu beachten. Das wohl Wichtigste ist, auf Sicherheit zu achten. Der Schuss auf eine an Land sitzende Gans – in der Regel auf weitere Entfernung – birgt einiges an Gefahren. Bei weiten Schüssen mit sehr flachem Winkel muss auf das Hintergelände und Kugelfang geachtet werden. Leicht kann ein Geschoss vom hartem Boden oder von Steinen abprallen. Gerade wenn man bleifreie oder Verbundgeschosse verwendet – was bei der Verwendung von Büchsen ab Rehwildkaliber aus Sicht der Wildbretverwertung auch Sinn macht –, ist das Risiko besonders hoch. Zudem sollte jedem klar sein, dass das Schießen aus dem Fahrzeug verboten ist. Wichtig ist auch, sich vor der Jagd genau mit den Unterscheidungsmerkmalen der einzelnen Arten auseinanderzusetzen. Denn die Jagdzeiten sind von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich, und wir Jäger tun gut daran, bei der Gänsejagd keine Fehler beim Ansprechen zu machen.
Um Gänse mit der Kugel sicher zu erlegen, braucht es eine sehr präzise Waffe mit einer hoch vergrößernden Optik. Ich verwende dafür entweder eine Büchse in Kaliber .243 Win. mit einem harten bleifreien Geschoss oder in .17 Hornet mit einem sehr leichten Vollzerlegungsgeschoss. Je nachdem, welche der beiden Waffen ich einsetze, wähle ich den Haltepunkt unterschiedlich. Mit der .17 Hornet schieße ich spitz von vorne oder hinten auf den Stingelansatz. Ein zugegeben sehr kleines Ziel, aber mit einem Vollzerleger gibt es da nur vorbeigeschossen oder sofort tödlich getroffen. Mit der .243 Win. wähle ich den Haltepunkt auf dem Flügelansatz, also oberhalb der Brust. So habe ich eine sichere Tötungswirkung bei gleichzeitig minimaler Wildbretentwertung.

Erfolgreiche Jagd auf kleine Ziele
Bieten die Verhältnisse vor Ort nicht die Möglichkeit, sich anzupirschen, kann man es über den gezielten Morgenansitz versuchen. Das erfordert, um erfolgreich zu sein, eine gewisse Vorbereitung: Im Vorfeld muss man genau beobachten, wann, von wo kommend und wo genau die Gänse auf den Schadflächen einfallen. Denn nur weil die Gänse nachmittags auf einer Fläche sitzen, heißt das nicht, dass sie dort morgens auch hinkommen. Wer am richtigen Platz auf einer Kanzel oder gut getarnten Leiter sitzt, der kann mit etwas Glück auch mehrere Gänse an einem Morgen erlegen. Hat man aus dem ersten Anflug eine Gans erlegt, so muss man diese sofort bergen, bevor der nächste Anflug kommt. Ein sicher auch auf weite Entfernungen apportierender Hund erleichtert dies ungemein.
