Farbloses Wildbret - das steckt dahinter!

Beim Aufbrechen eines Rehs fielen mir „helle“ Organe und die erstaunlich farblose Wildbretfarbe auf. Ist das Stück verwertbar?
Solche meist abgemagerten „blutleeren“ Rehe mit hellem Wildbret, hellen Organen leiden meist unter massiven Parasitenbefall.
Solche meist abgemagerten „blutleeren“ Rehe mit hellem Wildbret, hellen Organen leiden meist unter massiven Parasitenbefall.

Für die Symptome Abmagerung, auffallend helle Farbe von Wildbret und Aufbruch, „wasserfarbener“ Schweiß und in vielen Fällen auch Durchfall ist meist ein hochgradiger Befall mit Labmagen-Dünndarmwürmern verantwortlich. Besonders ein Befall mit dem „gedrehten Magenwurm“ (Haemonchus contortus) führt durch das Ansaugen an der Darmschleimhaut zu hohen Blutverlusten.

Rund Tausend solcher Parasiten können in zehn Tagen einen halben Liter Blut saugen! Die Blutbildungstätten sind nicht mehr imstande, die täglichen Blutverluste auszugleichen, was dann zu erheblicher Blutarmut führt. Bedingt durch den Klimawandel befiel dieser Wärme liebende Parasit in den vergangenen Jahren auch Gams- und Steinwild bis auf 2.500 Meter Seehöhe.

Parasitosen verlaufen teils Seuchenhaft

Magen-Darm-Würmer, wie z.B. Magen-Dünndarm-Fadenwürmer, Dickdarmwürmer oder Peitschenwürmer, zählen neben Lungen- und Bandwürmern sowie Leberegeln zu den wichtigsten Innenparasiten. Parasitosen können bei Reh-, Gams- oder Steinwild „seuchenhaft“ verlaufen. Der Anteil von an Parasitenbefall verendeten Stücken am Gesamtfallwild liegt beim Rehwild zwischen 30 und 50 Prozent. Wechselseitige Ansteckungen zwischen Wildtierarten oder zwischen Wild- und Haustieren sind bei einigen Parasitenarten zwar möglich, werden in ihrer Bedeutung jedoch überschätzt.

Befallene Tiere matt und schwankend

Ein geringgradiger Magen-Darm-Wurmbefall verläuft klinisch unauffällig, bei stärkerem Befall treten Durchfall, struppige Decke, verzögerter Haarwechsel sowie Kümmern auf. Kranke Tiere machen oft einen matten, müden Eindruck, liegen viel, schwanken im Ziehen und stehen mit gekrümmtem Rücken.

Fleisch zäh und nicht verwertbar

Stücke mit Blutarmut und entsprechendem Parasitenbefall sind meist deutlich abgemagert und schon aus diesem Grunde untauglich für den menschlichen Verzehr. Zusätzlich wäre die deutliche Farbabweichung des Fleisches (blasses kalbfleischähnliches Wildbret) ein Untauglichkeitsgrund. Wildbret dieser Stücke kann aufgrund der geringen Glykogenreserven nicht reifen, bleibt damit zäh und schmeckt zudem aufgrund des zu geringen intramuskulären Fettgehaltes sehr „langweilig“. Eine Entwurmung von Wildtieren ist aus parasitologischen, wildökologischen sowie lebensmittelrechtlichen Gründen abzulehnen.

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