Bruchgerechte Zeichen: Das bedeuten Bruchzeichen bei der Jagd

Früher allgemein gebräuchlich, werden Bruchzeichen heute eher als verzichtbar erachtet. Doch was ist ihre ursprüngliche Bedeutung?
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06. Dezember 2022
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Jagdliches Brauchtum: Letzter Bissen und Inbesitznahmebruch.Inbesitznahmebruch: Wird auf dem Wildkörper abgelegt. Bei männlichem Wild zeigt die gebrochene Spitze zum Haupt, bei weiblichem Wild ist es die gewachsene Spitze. Dieser Bruch signalisierte ursprünglich: Wild ordnungsgemäß erlegt. Heute zollt man mit diesem Bruch und dem letzten Bissen dem erlegten Wild Ehre und Respekt.
Jagdliches Brauchtum: Letzter Bissen und Inbesitznahmebruch.

Die Jagd, im wahrsten Sinne des Wortes als Handwerk zu bezeichnen, wirkt angesichts der Technisierung, die mehr und mehr von ihr Besitz ergreift, nicht mehr ganz so glaubwürdig. Nachtsichtgeräte, Infrarotkameras, telefonische Wildanzeige, batteriebetriebene Lockinstrumente für Raubwild und nicht zuletzt die ständige Erreichbarkeit durch Mobiltelefone machen althergebrachtes und bewährtes jägerisches Handwerk scheinbar entbehrlich. Das Abfährten, das Lauschen, das Suchen nach verborgenen Zeichen in der Natur, um Wild zu bestätigen, werden nach und nach ebenso aus dem jagdlichen Alltag verdrängt wie der Einsatz des Jagdhorns als Signalinstrument – und erst recht die Anwendung von Bruchzeichen.

Niemals ohne Feuerzeug und Kerze

Mag sein, dass durch diese Technisierung der Jagd die behördlich geforderten Strecken schneller erreicht werden, aber es wird dabei auch vieles andere auf der Strecke bleiben, nämlich die Unberechenbarkeit des Erfolgs und die Qualität, will heißen, die Poesie der Jagd und altes jagdliches Brauchtum. Zweifellos tragen Mobiltelefone heute sehr viel zur Sicherheit auf der Jagd bei. Sich auf der Jagd immer auf eine funktionierende Technik zu verlassen, wäre töricht. Leere Akkus und sogenannte Funklöcher können große Probleme bereiten. Selbstverständlich gehe ich nie ohne mein Mobiltelefon zur Jagd, und stets habe ich im Rucksack eine lichtstarke Taschenlampe, doch zu meiner eigenen Sicherheit ebenfalls ein Feuerzeug und eine Kerze mit dabei.

Fünf bruchgerechte Baumarten

Eine, wenn auch eher begrenzte, aber oft ausreichende Verständigung unter Jägern im praktischen Jagdbetrieb ermöglichen die Bruchzeichen, die leider nach und nach immer mehr in Vergessenheit geraten. Ihre Herstellung bedarf keiner großen Kunstfertigkeit, ihre Bedeutung ist leicht zu merken. Brüche werden niemals geschnitten, sondern immer gebrochen. Nach den Regeln des jagdlichen Brauchtums sind dabei nur die fünf (bruch-)gerechten Baumarten zulässig: Eiche, Kiefer (auch Latsche und Zirbelkiefer), Fichte, Weißtanne und Erle.

Hier finden Sie eine Übersicht der Bruchzeichen

Diese Bruchzeichen gibt es:

  • Hauptbruch: Armlang, Rinde mit Messer abgeschabt (befegt), wird aufgehängt oder ausgelegt, bedeutet „Achtung“.
  • Leitbruch: Halbarmlang, befegt. Die gewachsene Spitze zeigt die Richtung an, in der gefolgt werden soll. Fordert zum Folgen auf (z.B. zum erlegten Stück oder zum Anschuss). Leitbrüche müssen so gelegt werden, dass man von einem zum anderen sehen kann.
  • Anschussbruch: Halbarmlang, steckt im Boden, zeigt den Anschuss an.
  • Fährtenbruch: Halbarmlang, nicht befegt. Bei männlichem Wild zeigt das angespitzte Ende in Fluchtrichtung. Ist die Fluchtrichtung bekannt, wird der Fährtenbruch mit einem kleinen Querbruch versehen (geäftert). Bei weiblichem Wild zeigt die gewachsene Spitze in die Fluchtrichtung. Wenn die Fluchtrichtung nicht bekannt ist, werden zwei kleine gegenläufige Querbrüche gelegt (doppelt geäftert).
  • Standplatzbruch: Halbkahler Bruch (untere Queräste entfernt), steckt senkrecht in der Erde, markiert den Stand des Schützen. Die gewachsene Spitze eines zusätzlich ausgelegten Hauptbruchs zeigt die Folge an.
  • Wartebruch: Zwei armlange, unbefegte Brüche werden über Kreuz gelegt. Signalisiert: Hier warten! Wird vom später hier eintreffenden Jäger das Warten aufgegeben, entfernt er von den Brüchen die Seitenäste. Signalisiert: Warten aufgegeben! Drei nebeneinander gelegte Wartebrüche bedeuten Sammelplatz.
  • Warnbruch: Kahlbruch, Rinde und Seitenzweige entfernt, nur die Spitze bleibt belaubt bzw. benadelt. Bruch wird zu einer Schlinge geformt und gut sichtbar aufgehängt. Warnt vor Gefahr, mahnt zu erhöhter Vorsicht, z.B. Weg nicht befahrbar, Steinschlag o.ä.
  • Inbesitznahmebruch: Wird auf dem Wildkörper abgelegt. Bei männlichem Wild zeigt die gebrochene Spitze zum Haupt, bei weiblichem Wild zeigt die gewachsene Seite zum Haupt. Signalisierte ursprünglich: Wild ordnungsgemäß erlegt. Heute zollt man mit diesem Bruch und dem Letzten Bissen dem erlegten Wild Ehre und Respekt.
  • Schützenbruch: Wird mit dem Schweiß des erlegten Stückes benetzt, auf dem Messer oder Hut überreicht. Er wird auf der rechten Seite des Hutes getragen. Als Trauerbruch wird er bei der Beerdigung links am Hut getragen.
  • Letzter Bissen: Bruch wird dem erlegten Wild quer durch den Äser beziehungsweise durch das Gebrech/ den Fang gesteckt.
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