Nicht nur seit der Corona-Pandemie haben die Menschen die Lust an heimischer Natur wiederentdeckt. Das geht aber zu Lasten von Jagd, Jäger und vor allem dem Wild. Schließlich sind Wildtiere und deren Lebensräume, die in einer stark genutzten Kulturlandschaft überleben müssen, das schwächste Glied der Kette. Hier kommen die vier Stufen der Besucherlenkung, die Sie als Jäger gehen können:
Stufe 1: Aufklärung
Auch wenn es für uns Jäger oft banal erscheint – das Gros unserer Mitmenschen sind sich überhaupt nicht über die Konsequenzen Ihres Tuns bewusst. Vieles bemerken sie gar nicht, schließlich weicht das Wild gerade im Wald meist unbemerkt aus – die Folgen sehen dann erst Waldbesitzer und Jäger: vermehrte Wildschäden. Und auch die Konsequenzen für den aufstehenden Hasen, dem „Bello“ etwas nachhetzen darf, kennen die wenigsten. „Mein Hund hat ihn ja eh nicht erwischt“…
Das bedeutet für uns: Aufklären! Ruhig, auf Fakten basierend, Verständnis für die Interesse der Mitmenschen zeigend, aber konsequent im Anliegen. Auch Bilder bzw. kleine Aufklärungsschilder leisten bei den totalen Laien meist schon Wunder. Schlagworte wie „Naturschutz“, „Artenschutz“ und vor allem "Tierschutz" sind populär. Wer will schon freiwillig ein Umweltschwein beim Spazierengehen sein? Das Gegenteil hingegen bewirken schreiende Loden-Rambos oder Schilder wie „freilaufende Hunde werden erschossen“.
Stufe 2: Alternativen bieten
Das Stichwort hier ist abermals Einfühlvermögen. Die Leute freuen sich, bei schönem Wetter rauszukommen. Entsprechend enttäuscht werden sie sein, wenn sich ihr Traum vom schönen Spaziergang auf dem Land nicht erfüllt. Finden die Naherholungssuchenden aber eine schnell ein Alternativ-Angebot, lassen sie sich eher vom Eintritt in einen Einstand abhalten als von einem bloßen „Stopp – hier nicht weiter“-Schild. Besucherlenkung ist das Stichwort. Eine auf dem „Stopp-Schild“ aufgeführte alternative Route – vielleicht gar unter Anführung ihrer Vorteile (angenehmer zu passieren, schöne Aussicht, Vorhandensein einer Sitzmöglichkeit für eine Pause, usw.) hilft da oft Wunder. Denken Sie aber daran, Grundstückseigentümer und die Gemeinde darüber in Kenntnis zu setzen. Selbstverständlich sollten Alternativwege auch nur öffentlichen Wegen folgen.
Stufe 3: Ablenken
Oft helfen aber doch Taten mehr als Worte. Machen Sie daher so manchen Pirschsteig eher unsichtbar, indem Sie ihn nicht gleich am Wegesrand starten lassen, sondern einige Meter innerhalb. Entstandene Trampelpfade können durch Maßnahmen wie das Versperren mit Holzresten aus der Waldarbeit (Kronen, usw.) schlechter passierbar und auch unsichtbarer machen. Das hält viele Spontan-Besucher ab.
Die ganz harten Fälle, die bewusst solche Wege wählen, finden jene meist über Apps und Websites wie www.komoot.de. Ähnliches gilt für die Geocaching-Szene. Hier gilt es, online aktiv zu werden und über Foren oder Kommentar-Funktionen ruhig, aber bestimmt auf die Problematik hinzuweisen.
Stufe 4: Anzeigen
Auch wenn es die Ultima Ratio sein sollte. Ganz uneinsichtige Gesellen scheinen ab und an einen sprichwörtlichen Hammer zu benötigen. Den auch auf dem Land gelten Regeln. Wenn Sie mit einer Maßnahme mit Rechtsbezug drohen, sollten Sie sich natürlich auch selbst darin sicher sein. Ein Blick in die Jagd-, Naturschutz- und Waldgesetze kann per se nicht schaden. Oftmals gelten auch gemeindespezifische Regelungen, die Sie ebenfalls im Kopf haben sollten.