Das Klima in Deutschland wird immer wärmer: Betrug die durchschnittliche Sommertemperatur in der Bundesrepublik vor 50 Jahren 16,68 Grad Celsius, lag sie im vergangenen Jahr bei 18,2 Grad Celsius. Im Vergleich dazu stieg ebenfalls die Anzahl der Tage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius: Waren es 1970 lediglich zwei Hitzetage, verzehnfachte sich dieser Wert im Jahr 2018. Ein Jahr später wurde gar ein neuer Hitzerekord von 41,2 Grad Celsius seit Beginn der Messaufzeichnungen dokumentiert. Auch 2022 machen Dürre und Hitze einen Großteil des Sommers aus. Die Sommermonate scheinen immer häufiger durch solche extremen Wetterereignisse oder anhaltende Trockenperioden geprägt.
Tritt eine Hitzewelle von mehreren Tagen oder sogar Wochen in Kombination mit fehlenden Niederschlägen auf, versiegen zahlreiche Bäche und Teiche. Für uns Menschen hat dieser Prozess im alltäglichen Leben keine umgehend spürbare Auswirkung. Öffnet man den Wasserhahn, sprudelt stets frisches kühles Nass aus der Leitung und lässt keinen Rückschluss auf die extremen Klimabedingungen außerhalb der eigenen vier Wände zu. Doch länger anhaltende Hitzeperioden und damit einhergehende ausgetrocknete Gewässer, stellen unsere heimischen Wildtiere vor Herausforderungen.
Einige von ihnen haben unterschiedliche Methoden entwickelt, um mit Hitze umzugehen. Denn die wenigsten von ihnen besitzen Schweißdrüsen wie wir Menschen. Feldhasen beispielsweise versuchen überschüssige Wärme über ihre dünn behaarten Löffel abzugeben. Einige Vogelarten sowie Füchse oder Wölfe beginnen zu hecheln. Der dadurch entstehende Luftzug lässt die Feuchtigkeit auf den Schleimhäuten schneller verdunsten und kühlt wiederum. Schwarz- sowie Rotwild stehen tagsüber in feuchten, schattigen Beständen. Sie nutzen Suhlen oder größere Wasserstellen, um von außen die Körpertemperatur zu senken.
Tränken als Hegemaßnahme
So unterschiedlich die Methoden zur Wärmeabgabe sind: Alle Tiere benötigen ausreichend Wasser zum Schöpfen. Pflanzenfresser nehmen in der Regel einen Großteil des benötigten Wassers über die Grünasung auf. Je höher der Wassergehalt in der Äsung ist, umso weniger muss geschöpft werden. Rüben besitzen beispielsweise einen Wassergehalt von rund 88 Prozent, Heu hingegen weniger als 14 Prozent. Leiden wiederkäuende Schalenwildarten unter akutem Wassermangel, stellen diese laut Dr. Armin Deutz, Fachtierarzt für Wild- und Zootiere, das Wiederkäuen ein. Dadurch kippt das Milieu im mit Äsung gefüllten Pansen, und ein lebensbedrohlicher Zustand entsteht.
Auch Federwild wie Fasan oder Rebhuhn decken ihren Wasserbedarf über die Äsung. Zudem nehmen sie den Tau an Feldfrüchten auf. Aus der Aufzucht von Fasanen wird abgeleitet, dass der Wasserbedarf der Hühnervögel in etwa doppelt so hoch liegt wie die Trockenfutteraufnahme – rund 150 ml pro Tag. Damit dem Niederwild auch bei einer anhaltenden Dürre wie in den vergangenen Jahren ausreichend Wasser zur Verfügung steht, können Jäger künstliche Wasserstellen in Form von Tränken einrichten. Diese müssen regelmäßig mit frischem Wasser befüllt sowie von Schmutz befreit werden. Die Wasserstellen dienen aber nicht nur unserem Wild – auch Insekten oder Schmetterlinge nutzen diese an heißen Tagen.
Stehende Rohr-Tränke
Die Rohr-Tränke soll vor allem Niederwild wie Rebhuhn, Fasan oder Feldhase in heißen und trockenen Sommerwochen ausreichend frisches Wasser zur Verfügung stellen. Für die Tränke – nach Berufsjäger Thomas Berner – benötigt man: ein 50 cm langes KG-Rohr DN 110, einen Bogen mit 67 Grad, einen Bogen mit 87 Grad sowie einen Stopfen, eine Rohrschelle und ein 70 bis 80 cm langes Kantholz (8x8 cm). Wem ein halber Meter zu groß erscheint, kann natürlich auch ein kürzeres Rohr verwenden. Entsprechend kann das Kantholz kürzer gewählt werden. Als Erstes steckt man das Rohr in den 87-Grad-Bogen. Anschließend werden die beiden Bögen miteinander verbunden. Mit dem Stopfen wird das Rohr am anderen Ende verschlossen.
Im nächsten Schritt bohrt man am Kantholz ein Loch für die Schraube der Rohrschelle vor. Die Höhe der Schelle kann je nach Belieben gewählt werden. Letztlich darf das Rohr jedoch nicht zu hoch hängen, sodass Rebhuhn oder Fasan noch schöpfen können. Nun kann die Schraube der Schelle festgezogen werden. Im Revier wird das Kantholz mithilfe einer Axt in den Boden geschlagen und das Rohr in der Schelle befestigt. Zum Befüllen dreht man das Rohr über 90 Grad nach oben – die Schelle fungiert hierbei als Drehachse. Mithilfe einer Gießkanne kann man das Wasser einfüllen. Tipp: Dreht man den untersten Bogen mit der Öffnung gen Himmel, geht das Einfüllen einfacher. Anschließend das Rohr langsam absenken. In der Tränke entsteht nun ein Unterdruck, sodass nichts herausfließt. Möchte man das Wasser austauschen, einfach den Deckel abnehmen, Rohr säubern und wieder neu befüllen.
Liegende Rohr-Tränke
Die zweite Variante funktioniert in Verbindung mit einer Schütte. Das Dach der Schütte wird genutzt, um anfallenden Niederschlag zu sammeln. Bei längeren Trockenperioden muss hier jedoch händisch nachgeholfen werden. Für die Schütte benötigt man: Kanthölzer (4x6 cm, 5x3 cm) sowie Well- oder Trapezblech. Material für die Tränke: ein KG-Rohr DN 110, eine Muffe und zwei Stopfen. Zuerst beginnt man mit dem Gerüst der Schütte. Vier Kanthölzer (je zwei: 55 cm und 35 cm) bilden die Füße. Diese werden mit den 140 cm langen seitlichen Kanthölzern verschraubt. Je nach Größe der Schrauben sollten Löcher vorgebohrt werden. Dadurch wird ein Splittern des Holzes verhindert.
Anschließend verbindet man die beiden Seitenteile mithilfe von drei Querbalken (100 cm). Für mehr Stabilität werden an den vier Füßen Verstrebungen mit den 5x3 cm starken Kanthölzern angebracht. Zuletzt das Wellblech mithilfe von Schrauben befestigen. Für die Tränke schneidet man aus dem KG-Rohr die spätere Trink-Öffnung heraus. Am einfachsten gelingt dies, wenn man die Öffnung mit einem Stift anzeichnet und anschließend mit einem Winkelschleifer herausschneidet. Die Schnittkanten sollten – falls sehr scharfkantig – etwas abgefeilt werden. Als Letztes die Muffe aufstecken und beide Seiten mit den Stopfen verschließen. Vor Ort wird die Tränke unter die niedrige Seite des Schüttendachs gelegt und ggf. etwas in den Boden eingegraben. Dadurch kann sie nicht wegrollen. Die Schüttenfüße am besten auf Steinplatten stellen und mithilfe zweier Pflöcke im Erdboden befestigen.